Aus Solidarität mit Protesten

Irak: Gemeinden streichen Weihnachtsfeierlichkeiten

Im Irak haben Proteste in den letzten zwei Monaten über 400 Menschenleben gefordert. Jetzt solidarisieren sich christliche Gemeinden mit den Protestierenden und setzen Zeichen.
Proteste im Irak

In den letzten zwei Monaten sind Tausende im Irak auf die Strassen gegangen und haben gegen Korruption, sinkende Lebensqualität und den Einfluss des Iran protestiert. In dieser Zeit sind über 400 Menschen bei Zusammenstössen zwischen der Armee, der Polizei und Zivilisten ums Leben gekommen, Tausende wurden verwundet. Premierminister Adil Abdul-Mahdi trat Ende November zurück, unter anderem auf Druck des führenden schiitischen Ayatollahs im Land, Ali al-Sastani.

Christen solidarisieren sich

Irakische Christen sehen die Proteste als «eine Bewegung, die aus den Herzen von jungen Menschen und den Armen fliesst, ohne jede religiöse Diskriminierung». Baptistenpastor Ara Badalian aus Bagdad erklärte gegenüber der spanischen Webseite «Protestante Digital»: «Der Grund für die Proteste ist die Frustration der Menschen nach 16 Jahren sektiererischer Kriege und Korruption, ein Rückgang des persönlichen Einkommens und das Fehlen von Arbeit und Möglichkeiten für junge Menschen.» Nach Einschätzung des Pastors ist der Rücktritt des Präsidenten «ein richtiger Schritt». Die Politiker hätten endlich begriffen, wie ernst es den Menschen sei mit den Protesten.

Pastor Bagdalian besuchte mit seiner Gemeinde den Tahir-Platz, das Zentrum der Proteste, «um zu beten, dass Gott die Menschen hier beschützt, unserem Land Frieden und den Politikern und Führern Weisheit gibt».

Keine grossen Weihnachtsfeierlichkeiten

Die Nationale Baptistengemeinde in Bagdad ist eine von mehreren Kirchen im Irak, die sich entschlossen hat, die Weihnachtsfeiern zu streichen, «obwohl die Situation in Bagdad im Moment ruhig ist», wie Pastor Badalian erklärt: «Wir werden nur Weihnachtsgottesdienste abhalten und zeigen damit Sympathie und Trauer in Einheit mit den Familien der Opfer in Bagdad, Nasiriyah, Najaf und anderen Städten im Irak.»

Die Chaldäische Katholische Kirche hat sich ebenfalls entschlossen, auf ihre tradititonellen Adventsfeierlichkeiten zu verzichten. «Statt Hoffnung und Wohlstand hat die gegenwärtige Regierungsstruktur Korruption und Verzweiflung gebracht», erklärte der Erzbischof von Erbil, Bashar Warda, am Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im November.

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Datum: 22.12.2019
Autor: Jonatan Soriano / Reinhold Scharnowski
Quelle: Evangelical Focus / übers. und bearb. Livenet

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