Die Schweizer Baptisten

Keine Servicetankstelle

Völlig neu sind sie nicht mehr, aber mit gut 150 Jahren gehören sie dennoch zu den Jüngsten: die Schweizer Baptisten. Ihrem deutschschweizer Verband gehören 10 Gemeinden an. Anders als die grossen Kirchen der Reformation taufen sie nur Menschen, die sich selber zu Jesus Christus bekennen.
Stefan Gisiger, Generalsekretär der Schweizer Baptisten.
Gutbesuchte SEED-Konferenz in Winterthur.
Zackiges Kinderprogramm.
Ulrich Dolder, Pastor der Berner Baptisten.
Lobpreis bei der SEED-Konferenz in Winterthur.

Die Baptisten sind eine evangelische Freikirche. Ihre erste Gemeinde im deutschsprachigen Raum entstand 1834 in Hamburg durch den Kaufmann Johann-Gerhard Oncken. Bald schon breitete sich von dort eine Bewegung im übrigen Europa aus und fasste von 1847 an auch in der Schweiz Fuss.

Sie selbst nannten sich «Gemeinde gläubig getaufter Christen» – im englischsprachigen Raum schlicht «Baptists», «Täufer», genannt. Denn in der Taufe unterscheiden sie sich am prägnantesten von den Landeskirchen. Anders als bei der Kindertaufe trifft bei der sogenannten Glaubenstaufe der zukünftige «Baptist» seinen Entscheid selbst. Zuvor hat er zu einem eigenen Glauben an Jesus Christus gefunden.

Besser kein Einzelkämpfer sein

Stefan Gisiger, dem Generalsekretär der Schweizer Baptisten, ist das gemeinsame Glaubensleben sehr wichtig: «Wir wollen miteinander unterwegs sein. Darum entscheiden die Gemeindeglieder gemeinsam, was läuft. Denn zusammen sind wir ein Teil des Leibes Christi, der in der Bibel beschrieben ist.»

Geprägt seien die Gemeinden unterschiedlich. Ähnlich wie in anderen Freikirchen haben sich einige Gemeinden mehr charismatisch und andere mehr evangelikal entwickelt und ausgerichtet. Der Schweizer Baptistenbund hat koordinierende Aufgaben.

Gisiger: «Es lohnt sich!»

Es gibt viele Gemeinden in der Schweiz. Warum sollte man ausgerechnet Baptist werden? Gisiger: «Es geht gar nicht darum, Baptist zu werden. Auch Baptisten sind in erster Linie Christen. Vielmehr ist gemeinsam gelebter Glaube das Anziehende. Jesus berührt die Herzen dort, wo die Worte mit dem Leben übereinstimmen. Es lohnt sich, den Lebensweg gemeinsam zu gehen. Beziehungen sind uns wichtig.»

SEED oder nicht sein, das ist die Frage

«Wir sitzen im gleichen Boot wie alle Freikirchen mit einer längeren Geschichte», sagt Gisiger. Im gesellschaftlichen Umfeld des 21. Jahrhunderts stosse man an Ecken und Enden an. «Aber die Botschaft von Jesus verändert Menschen und bejaht das Leben. Das führt weiter.» – Auch die Gemeinden selbst, obwohl es oft kratze und piekse, wenn etwas geändert werde.

«Wir stehen vor der Frage, ob die Gemeinde eine Servicetankstelle ist oder ein Ort, wo man eine heilende und lebensbejahende Gemeinschaft erfahren kann. Gemeinde soll ein Ort sein, an dem man sich ausrüsten lässt und dann ausserhalb der Gemeinde seinen Glauben lebt. Auf diese Weise können die Menschen mit dem Evangelium von Jesus Christus in Kontakt kommen.»

Wenn es gut laufe, gebe es aber die Tendenz, nichts mehr zu ändern. Man hat es ja «schon immer so gemacht». Aber das sei aber der Anfang vom Ende, erklärt Gisiger. Auch darum gebe es das Programm «SEED» («Saat»). Mit seiner Hilfe wollen die Baptisten neue Gemeinden gründen und bisher vernachlässigte Menschen erreichen. So entstanden auch Kontakte zu mehreren anderen Gemeinden wie der Gleam Living Church, Mosaic Basel-Loerrach, Portuguese Baptist Church of Zurich, Lift International Church of Zug oder der Luzern International Church.

Weltweit tätig

Baptisten gibt es rund um den Globus. 1609 in Amsterdam gegründet, breitete sich die Bewegung rasch über Europa, Amerika und den Rest der Welt aus. Längst besteht auch eine weltweite Baptisten-Allianz.

Die Baptisten in Zahlen:

Gründung: Der Bund Schweizer Baptistengemeinden entstand 1924. Baptisten gibt es hier aber seit über 150 Jahren, genau genommen seit 1847 die erste Gemeinde in der Schweiz gegründet wurde. Die älteste, noch bestehende Gemeinde ist in Zürich. Sie reicht ins Jahr 1849 zurück.
Anzahl der Gemeinden: 10 Gemeinden; die Baptistengemeinden in der Westschweiz sind in einem anderen, frankophonen Bund zusammengeschlossen.
Anzahl der Besucher / Mitglieder: Rund 1200 Mitglieder in der deutschen und italienschen Schweiz, Tendenz gleichbleibend.
Anzahl der Mitarbeiter: 14
Missionare: Mit der Europäischen Baptistischen Mission EBM sind drei Missionare aus der Schweiz unterwegs.
Missionsländer: Zentralafrikanische Republik und Kamerun – sowie die Schweiz.
Zeitschrift: «Gemeindebote» (6mal jährlich).
Aktivitäten: Kinderbetreuung, Kids-Treff, Jungschar, Jugendhauskreise, Teeniecamps, Sportcamps, Lager, Osterlager, Seniorenwochen, Hauskreise und Spezielles wie «Strick and Pray» in Basel oder der Edel-Flohmarkt für das christliche Werk CSI (Baptisten Schaffhausen). Alphalive und Evangelisation Explosiv.
Letzte gegründete Gemeinde: Bern 1973.
Nächste Gemeindegründung: Mehrere, durch «SEED». Zum Beispiel in Basel oder eine brasilianische Gemeinde in Zürich, die sich den Baptisten anschliessen wollen.
Befreundete Gemeinden: aus dem VFG («Verband evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz») und der AGCK («Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz»). Man versteht sich als Brückenbauer.
Querverbindungen: Von Ort zu Ort verschieden.
Struktur: Die Bundesleitung koordiniert die einzelnen Gemeinden; diese selber seien in Lehre und Lebensgestaltung autonom („kongregationalistisch“), sagt Gisiger.
Ausländer: Eingliedern von Migrationsgemeinden, zum Beispiel die brasilianische Gemeinde Basel. Ansonsten hänge es von den Gemeinden ab, wieweit sie in ihrer Umgebung missionieren.
Werke und Einrichtungen: Alters- und Pflegeheim St. Johann (Basel), Diakoniewerk Salem inklusive «Café Time Out» (Zürich).

Websites der Baptisten
Die Baptisten im Internet
Predigten wie «Gott braucht keine Helden – David»
Europäische Baptistische Mission EBM

Datum: 06.03.2007

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