Blick entdeckt Jesus

Blick

«Ein Schweizer hilft Jesus das Kreuz tragen», titelt der Blick. Nicht die einzige «fromme» Geschichte der auflagestärksten Tageszeitung in den letzten Tagen.

Er schaut gemäss Eigenaussage den Leuten aufs Maul: Der Blick. Die Bibel sagt: Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über. Offenbar ist nun bei so vielen Leuten das Herz voller «Jesus», dass der Blick, wenn er ihnen «aufs Maul schaut», immer wieder auf den Sohn Gottes stösst.

Wie es sich für ein Boulevardblatt gehört, bringt die Zeitung auch diesen Aspekt des Lebens. Nicht mit ironischen oder spöttelnden Untertönen, sondern lebensnah.

Vom Bibelstrip ...

Da ist zum Beispiel die tägliche Berichterstattung über den «FIFA-Missetäter» Eduardo. Der Weltfussballverband verbot nämlich im Mai 2003, religiöse oder politische Slogans zu zeigen. Eduardo hielt nun aber bei der TV-Direktübertragung des Klassikers Basel gegen GC nach seinem Torerfolg ein Shirt mit der Aufschrift «Jesus ist treu» vor die Kamera. «Muss der Brasilianer jetzt dafür büssen?» fragte «Blick». Tags darauf folgte die Geschichte «Eduardos Bibel-Strip beschäftigt die Juristen» und zum Wochenende besuchte die Zeitung den Kicker und bildete ihn mit seiner portugiesischen Bibel ab. Titel: «Wir brauchten Gottes Hilfe». Eduardo traf zum 2:2 für GC – Basels erster Punkteverlust im eigenen Stadion.

... übers Kreuztragen ...

«Ein Schweizer hilft Jesus das Kreuz tragen» - eine weitere «Blick»-Story. Zwei Schweizer sprechen über ihre Rollen im umstrittenen Mel-Gibson-Film «The Passion». Über ihren Glauben und wie sie die Dreharbeiten erlebten. Über das Kreuz, das einer der beiden mittrug («Das Kreuz wiegt satte 60 Kilogramm. Ich bin an meine Grenzen gestossen») oder die Gottesdienste, die Gibson täglich anbot.

Und der «Blick» geht einen Schritt weiter. «So hat Jesus das Vaterunser gebetet», heisst es im Titel. Darunter ist das «Vaterunser» in aramäischer Sprache abgedruckt*, mit deutscher Übersetzung.

... zur Bibelgruppe

«Sie hat den Blues auf der Zunge, doch ihre Lippen sind ungeküsst», berichtete der Sonntagsblick über die spätere Musicstar-Siegerin Carmen Fenk. Die Ostschweizerin stand zu ihrem Glauben, was entsprechend abgebildet wurde. Und als vor der zweitletzten Sendung die vier verbliebenen Kandidaten offen über ihre Gebete sprachen, schrieb der «Blick» in seiner Geschichte «Bibelgruppe Musicstar» über den Glauben von Carmen, Daniela, Mario und Piero. Diese treffen sich bereits am 6. März bei der Schweizer Ausscheidung zum «Concours Eurovision de la Chanson». Man darf gespannt sein, wann und in welchem Zusammenhang der «Blick» das nächsten Mal aufs Thema Gott kommt.

* Im «Blick» gelesen:
«So hat Jesus das Vaterunser gebetet»
«Abwûn d’bwaschmâja,
Nethkâdasch schmach,
Têtê malkuthach,
Newhwê tzevjânach aikâna d’bwaschmâja af b’arha,
Hawvlân lachma d’sûnkanân jaomâna,
Waschboklân chaubên aikâna daf chnân schvoken l’chaijabên,
Wela tachlân l’nesjuna ela patzân min bischa,
Metol dilachie malkutha wahaila wateschbuchta l’ ahlâm almîn. Amen»

Datum: 04.03.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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