Nach tragischem Unfall

«Ich verlor meine Beine, aber fand etwas Besseres: Jesus»

Beim Versuch, illegal in die USA zu gelangen, erleidet Juan Cruz einen schlimmen Unfall und verliert beide Beine. Wütend und geschockt will er nichts von Gott und Kirche wissen. Doch als ein Priester ihm seine Freundschaft anbietet und verspricht, nicht von Gott zu reden, akzeptiert er das. Bis nach und nach die Mauer der Wut bröckelt…
Eisenbahnschienen
Juan Cruz

Juan Cruz wächst in der mexikanischen Stadt Toluca, westlich von Mexiko City auf. Schon früh wird er in den Sog der Kriminialität gezogen. «Ich wurde schon mit 13 zum Gangster. Ich wuchs im Teufelskreis von Drogen, Alkohol und Diebstahl auf, machte die Dinge, die Gangster halt tun; kämpfen, stehlen, etc.» Kirche und Gott sind für ihn unwichtig, sein einziger Traum ist der amerikanische Traum: Seine Freunde, die in die USA gehen und wenig später mit viel Geld zurück kehren, faszinieren ihn. «Ich wollte mehr erfahren über diesen Ort, der so unwirklich schien. Ich dachte, dass da vielleicht sogar Autos fliegen könnten…»

Mit 19 entschliessen sein Bruder Alvaro und Juan, gemeinsam in die USA zu gehen. Seine Mutter ist dagegen, doch der Plan ist bereits beschlossene Sache. Sie erreichen Tijuana, versuchen mehrmals erfolglos die Grenze zu überqueren, bis sie es endlich schaffen – am 5. April 1990. Ihr Plan ist, auf einem Güterzug bis Los Angeles zu fahren… doch es kommt alles anders.

Der Unfall

Die Nacht verbringen die Brüder im Kreise anderer Obdachloser unter einer Autobahnbrücke. Am nächsten Morgen springen sie auf den Güterzug – doch ein Arbeiter sieht sie und schreit sie an, sofort wieder abzuspringen. Die Brüder verneinen. «Es ist eure Verantwortung, wenn etwas passiert», warnt sie der Arbeiter, dann rollt der Zug los.

Mit einem Mal bremst der Zug abrupt. Durchs Fenster sehen die beiden die Migrations-Polizei, also springen sie ab und verstecken sich im Gebüsch. Als die Luft rein erscheint, rennen sie zum Zug zurück. «Ein Polizist beobachtete uns mit einem Fernglas. Er fuhr im Auto los und kam auf uns zu, um uns festzunehmen.» Der Zug rollt an, die beiden schaffen es, aufzuspringen, und entkommen – bis der Zug erneut abrupt stoppt. Wieder springen sie ab, um der Polizei zu entkommen und als der Zug wieder anrollt, versuchten sie erneut, aufzuspringen. Doch diesmal schafft es nur Alvaro, Juan bleibt an der Leiter hängen. Es gelingt ihm nicht, seine Beine auf die Sprossen zu bringen, da der Zug sich bereits zu schnell bewegt. «Ich hing da und meine Beine flogen durch die Luft. Dieser Bewegung konnte ich nicht lange standhalten und liess los. Ich fiel zu Boden, doch die Bewegung des Zuges zog mich an. Meine Beine gelangten zwischen die Räder und wurden komplett zerschmettert.»

Alvaro beobachtet, was geschieht und springt vom Zug, ohne sich irgendetwas zu brechen. Sofort ist er an Juans Seite, weiss aber nicht, wie er seinem Bruder helfen kann. Juan erinnert sich: «Ich blutete sehr stark. Und ich hatte keine Beine mehr, sie waren weg…» Er ist im Schock und kann nicht aufhören zu schreien. Alvaro zerrt Juan von den Gleisen weg. Sie befinden sich unweit eines Kindergartens. Ken, einer der Leiter des Kindergartens, hört die Schreie und kommt sofort angelaufen. Als ehemaliger Soldat ist er in erster Hilfe geschult, und stoppt mithilfe einiger Drähte und Stecken die Blutung. Er wartet mit den Brüdern, bis Notarzt und Polizei ankommen.

Ein Freundschafts-Angebot

Juan wird durch den extremen Blutverlust immer schwächer. «Sag meiner Mutter, dass es mir leid tut, dass ich so ein schlechter Mensch war und bitte sie um Vergebung für alles. Sag auch meinen Geschwistern, dass es mir leid tut, dass ich so böse zu ihnen war, sag ihnen, dass ich sie liebe!» Im Krankenhaus angekommen wird er ohnmächtig. Die Ärzte erklären Alvaro, dass der operative Eingriff sehr gefährlich ist, da Juan so viel Blut verloren hat. Doch er überlebt. Aber der Schock sitzt tief, er möchte nicht mehr leben…

In diesem Moment kommt ein katholischer Priester ins Zimmer und bietet ihm an, das Abendmahl mit ihm zu feiern. Das ist zu viel für den jungen Mann. «Ich wollte Christus nicht, ich wollte nichts… Ich hasste Gott und ich hasste die Kirche. Ich mochte die Menschen nicht, die zu mir kamen und von Gott redeten.» Wütend schickt er den Priester weg. Nach einigen Tagen kommt er wieder. Juan tut so, als würde er schlafen – und der Priester nimmt seine Hand, betet und weint. Das berührt Juan. «Warum tust du das?», fragt er den Geistlichen. «Weil du mein Bruder bist… Ich würde dein Leid gerne mit dir teilen und dein Freund sein!», lautet die Antwort. «Ich will nicht mit dir über Gott reden, sondern einfach dein Freund sein.» Juan lenkt ein: «Wenn du nicht über Gott sprichst, darfst du mein Freund sein.» Jeden Tag kommt der 75-jährige Priester zu Juan. Nach seiner Entlassung holt der Geistliche ihn zu sich nach Hause, um ihn zu pflegen. Dann findet er eine Familie die sich zunächst nur um Juan, später auch um Alvaro kümmert. Es ist eine Familie aus der Gemeinde. Mehrere Jahre verbringen sie bei der Familie.

Begegnung auf einer Freizeit

Wenige Tage nach seiner Ankunft lädt die Familie ihn auf eine kleine Gemeindefreizeit ein. «Auf keinen Fall», ist Juans erste Reaktion. «Ich glaube nicht an Gott, ich mag die Kirche nicht! Kein Interesse!» Doch die Familie schafft es, Juan zu überzeugen. Er willigt ein, möchte die Freizeit aber dazu nutzen, zu zeigen, dass Gott nicht existiert. Doch auf der Freizeit hört er mit einem Mal eine Stimme, die ihn beim Namen ruft. Es ist Jesus selbst… Juan hört, wie er sagt: «'Ich liebe dich so sehr! Meine Liebe ist alles, was du brauchst, um glücklich zu sein. Und ich habe einen Auftrag für dich…' Jesus zeigte mir, dass er eine reale Person ist.» Und dann übergibt Juan sein Leben an Jesus.

«Ich kämpfe mit Jesus an meiner Seite»

Dies ist nun schon 26 Jahre her. Mittlerweile ist Juan verheiratet und hat vier Kinder. Die Familie lebt in der Nähe von Costco. Elizabeth, Juans Frau, arbeitet als Putzfrau, während Juan recycelbares Material sucht und bei Fussballspielen Snacks verkauft. Sein Leben ist nicht einfach, aber dennoch glücklich. «Jesus kam in mein Leben und hat mir einen Sinn geschenkt. Das gibt mir Kraft. Durch seine Liebe kann ich leben. Ich habe immer noch Probleme, aber mit Jesus an meiner Seite sind sie nicht mehr so schlimm. Ich habe seinen Frieden und damit ist alles möglich. Und ich gebe nicht auf, ich kämpfe mit ihm an meiner Seite. Ich habe meine Beine verloren, aber dafür bekam ich etwas Besseres: Jesus!»

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Datum: 02.09.2016
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet

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