Warum er die Beziehung eingegangen war, wusste er selbst nicht mehr. Er war einsam gewesen und hatte sich nach Liebe gesehnt. Ja, Liebe, die suchte er schon immer – so lange er zurückdenken kann. „Ich habe oft versucht, mir Liebe und Zuneigung im Sex zu holen, wenn ich sie so nicht bekam“, erinnert sich der 26-Jährige. „Aber das funktionierte nicht.“ Er fühlte sich nur abhängig und verletzt, nachdem er sein Intimstes gegeben hatte. „Das bisschen Spass hatte immer einen hohen Preis: Gebundenheit, Leere und verletzt sein, wenn die Trennung kam.“ Dieses Mal ist der Preis noch höher: Sie ist schwanger. „Jetzt musst du sie heiraten. Obwohl du sie gar nicht liebst“, denkt er, während er zu dem Berg fährt, auf dem er sich gerne mit Gott unterhält. Dort angekommen, bittet er Gott um Vergebung: Dass er die Beziehung eingegangen ist und mit seiner Freundin geschlafen hat. Auch für alles Oberflächliche, was vorher mit Frauen gelaufen ist, bittet er um Verzeihung. Er entscheidet sich, ganz für Gott zu leben, ohne Kompromisse. „Ich habe auf dem Berg die totale Nähe und Vergebung Gottes erfahren. Es war mir fast egal, dass ich meine Freundin heiraten musste. Denn ich wusste, Gott hat mir alles verziehen und ich werde nun für ihn leben.“ Voller Erleichterung setzt sich J. in sein Auto und fährt nach Hause. Kurze Zeit, nachdem er in seiner Wohnung angekommen ist, klingelt das Telefon. Seine Freundin ist am anderen Ende: Es war alles ein Irrtum. Sie ist gar nicht schwanger. „Ich wäre der unglücklichste Mensch der Welt, wenn ich das alles nicht erlebt hätte“, sagt J. heute. Denn er weiss, wie oberflächlich freier Sex ist und welche Verletzungen daraus entstehen. „Sex macht abhängig von der Person, mit der man schläft. Dort ist jeder verletzlich. Das schadet nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele. Ich glaube, das empfinden alle so. Egal, was sie sagen. Es sei denn, sie sind schon total abgestumpft.“ J. D. freut sich, dass Gott allmählich seine Verletzungen geheilt hat. Seit kurzem hilft er bei der Leitung der Teeniegruppe seiner Gemeinde, wo er allen rät, ganze Sache mit Gott zu machen. Nach seinen Erfahrungen möchte er nun mit dem Sex bis zur Ehe mit der „Frau fürs Leben“ warten. „Ich weiss heute, dass ich vorher nichts verpasse. Ich warte auf die Liebe. Denn je stärker die Liebe ist, desto schöner, aber auch unwichtiger wird Sex.“Das Gebet auf dem Berg
Warten auf die Liebe
Datum: 03.02.2006
Autor: Ines Weber
Quelle: Neues Leben