Kolumne

Eyiafjalladings

Eigentlich hatte ich geplant, mich mit ein paar jungen Leitern aus ganz Europa für ein paar Tage in Barcelona zu treffen und über Christsein und Kirche im 21. Jahrhundert auszutauschen. Doch niemand hatte mit Eyjafjallajökull gerechnet. Ich bin jetzt auch ziemlich froh, kann ich das hier schreiben und muss es nicht mündlich wiedergeben, denn diesen Namen korrekt auszusprechen, ist schlicht unmöglich.
Vulkan

Dieses Eyiafjalladings ist dieser Vulkan auf Island, der Schluckauf bekam und seine Aschewolke in die Atmosphäre hustete. So ziemlich jeder hat das in den letzten Wochen mitbekommen. Erstaunlicherweise brach deswegen für Tage fast der gesamte Flugverkehr in Europa zusammen. Und es war nicht einmal jemand Schuld. Einerseits natürlich nervig für alle, die sich ihre Ferien ans Bein streichen mussten oder so die Hochzeit ihrer Tochter in Südchina verpassten. Andererseits toll für alle, die länger in den Ferien bleiben mussten - wobei das wahrscheinlich auch einfach nur in der Vorstellung toll ist.

Absolut ernüchternd aber war für mich die Erkenntnis, dass wir das Leben einfach nicht im Griff haben. Dinge, die so selbstverständlich funktionieren wie das Flugnetz, liegen ohne Vorwarnung auf einem ganzen Kontinent flach. Der Name Eyjafjallajökull lässt nun jeden Vielflieger unweigerlich zusammen zucken. Und man kann dem Vulkan nicht mal böse sein. Hat man sich doch jahrelang über die schleichende Erwärmung geäussert, so sprechen Experten nun schon innerhalb von Tagen von einer Abkühlung durch die Aschenwolken in der Atmosphäre. Unglaublich, wie schnell sich so etwas ändert, beziehungsweise sogar reguliert. Wir haben doch das Leben einfach nicht im Griff. Wir haben diesen Planeten nicht im Griff. Wir haben ihn nur gepachtet und sind zu Besuch hier.

Mir wurde ausserdem bewusst: So ein Vulkan blockiert. Er hat etwa dieselbe Folge wie Sünde in meinem Leben. Wir sehen nicht mehr klar und irgendwie gelingt es uns nicht mehr so richtig «abzuheben». Und genauso sieht auch die Situation der Kirche in Europa aus. Wenn sie es in die Medien schafft, dann bestimmt auch nur negativ. Und obwohl so viele Menschen irgendwie an Gott glauben, haben viele mit Kirche abgeschlossen. Irgendwo steht da ein Vulkan in der Kirchenlandschaft, der unsere Sicht für Kirche, wie sie Gott sich gedacht hat, völlig zuäschert. Und gleichzeitig der Gesellschaft die Sicht zunebelt, was eigentlich wirklich abgeht. Wäre diese Asche Wolke weg würden, wir sehen, was Sünde in unseren Leben anrichtet, was sie alles beschmutzt und zerstört. Vielleicht ist Sünde ja gerade das, was so viel Asche produziert, dass wir nicht mehr klar sehen können. Und auch die Kirche selber nicht mehr realisiert, für was sie eigentlich da ist.

Ich hoffe auf Menschen, die wieder aufstehen und gleichermassen über die zerstörerischen Folgen von Sünden reden, wie über die alles befreiende Gnade Gottes, der uns die Sünde durch Jesus vergibt - ein unglaubliches Geschenk, das uns im Leben durchstarten und abheben lässt.

Ich träume von einer Kirche, einer weltumspannenden Gemeinschaft von Christen unterschiedlichsten Konfessionen, die dort liebt, wo die Gesellschaft Menschen ausgrenzt. Eine Kirche, die dort hingeht, wo die Gesellschaft flieht. Eine Kirche, die hinschaut, wo andere wegschauen. Die betet, wo andere fluchen. Eine Kirche, die Hoffnung verströmt, wo die Gesellschaft auf Panik macht. Die Gnade erweist, wo die Welt nach Wiedergutmachung schreit. Die liebt, wo nur noch Lieblosigkeit herrscht. Die Licht hineinträgt, wo es am Finstersten ist und die eine Einheit bildet.

Über allem wünsche ich mir aber noch viel mehr eine Kirche, die einfach wieder Jesus in seiner Ganzheit in die Gesellschaft hineinträgt. Ein Jesus, der die Power hat, jede noch so riesige Aschewolke aus unserem Leben zu vertreiben. Ein Jesus, der Liebe in Vollendung gelebt hat - sich selbst dabei aber auch gleichzeitig als einzigen Weg der Versöhnung mit Gott bezeichnete.

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Datum: 15.05.2010
Autor: Andreas Boppart
Quelle: Jesus.ch

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