Jorginho

Die Fussballmillionen brachten mir keinen Frieden

Jorginho wurde 1994 mit Brasilien Weltmeister. Er spielte unter anderem bei Bayer Leverkusen und Bayern München. Heute leitet er eine Fussballschule für Strassenkinder. Im Interview erzählt er seine Geschichte.
Jorginho

Wie war deine Kindheit?
Ich bin zusammen mit meinen sechs Geschwistern in einem kleinen Ort bei Rio de Janeiro aufgewachsen. Wir waren ganz normale Kinder, wir waren arm, hatten aber eine sehr schöne Kindheit. Dennoch waren wir oft traurig, weil unser Vater so oft weg war. Ich war ein lebhaftes Kind. Wir haben bis zu meinem achten Lebensjahr in einem Holzhaus gewohnt und hatten bei der WM 1974 noch nicht einmal einen Fernseher.

Hattest du Vorbilder als Kind?
Meine Vorbilder waren Zico als Sportler und Leandro als Mensch. Er spielte 1982 in der Nationalmannschaft als rechter Verteidiger.

Was hattest du für Träume als Kind?
Ich wollte immer Fussballer werden und spielte mit fünf Jahren auf der Strasse. Mit 13 Jahren kam ich erst in einen Verein und wurde mit 17 Jahren Profi.

Wie sahen die ersten Fussballjahre aus?
Viele haben mich ermutigt Fussball zu spielen. Ich hatte am Anfang Angst zu einem Training zu gehen. Ein Freund hat mich ermutigt und die Reaktion auf meine Leistung war sehr positiv.

Was war dein erstes Erlebnis mit Gott?
Ich habe immer gebetet, als mein Vater weg war. Er hat die Familie öfter im Stich gelassen. Im Januar 1986 betete ich, dass ich meiner Freundin Christina treu sein könnte.

Wie kamst du nach Deutschland?
Bayer 04 Leverkusen hatte ein paar Spiele von mir gesehen. Beim Länderspiel gegen Portugal wollten sie eigentlich einen anderen Spieler beobachten, haben mich aber dort entdeckt.

Was war dein erster Eindruck von Europa?
Ich empfand es als Brasilianer natürlich sehr kalt in Europa. Prima ist, dass hier alles gut organisiert ist. Meine ersten Freunde waren der Masseur Trzolek, die Spieler Heiko Herrlich und Oliver Pagé und natürlich der Dolmetscher. Ich habe bei America Rio de Janiero begonnen und ging dann nach Flamengo, kam dann von 1989-1992 nach Leverkusen, 92-94 habe ich in Bayern gespielt, von 1994-1998 in Japan bei Kashima Antleres, 1999 bei São Paulo und bin dann 2000/2001 bei Rio Vasco da Gama gewesen und 2002 drei Monate lang bei Fluminense.

Wie bist du zum Glauben gekommen?
Durch die Lebensveränderung meines Bruders bin ich zum Glauben gekommen. Er war Alkoholiker und Jesus hat ihn davon befreit. Ich habe eine Bibel bekommen und viel darin gelesen. Drei Punkte waren entscheidend. Im September 1985 wurde ich augenblicklich von einer Oberschenkelverletzung geheilt, mit der ich mich schon lange herumgeschlagen hatte. Mein Umfeld ging davon aus, dass die Verletzung auf eine bekannte Zauberei aus Brasilien (Macumba) zurückzuführen sei. Als für mich im Bibelkreis gebetet wurde, war ich sofort geheilt. Im Januar 1986 erhörte Gott mein Gebet und ich schaffte es, meiner Verlobten treu zu sein. Drittens verglich ich mich mit meinem Bruder, der voller Frieden in seinem Herzen und glücklich war. Ich hatte diesen Frieden nicht, obwohl ich viel Geld besass. Da erkannte ich, dass ich Gott brauche.

Wie war deine Anfangszeit als Christ?
Die erste Zeit als Christ war sehr gut. Ein Pastor von Atletas de Christo (ein sportmissionarisches Werk in Brasilien) half mir sehr, Jesus und die Bibel kennen zu lernen. Ich hatte einen gesunden Anfang mit Gott.

Du hast in Deutschland einen Sportlerbibelkreis gegdründet. Wie kam es dazu?
Zuerst hatte ich einen privaten Bibelkreis, der von Pastor Werner unterstützt wurde. Später lernte ich Jo Hess, ehemaliger Mitarbeiter von SRS Pro Sportler, kennen und wir hielten dann gezielt Sportlerbibelkreise ab, zu denen viele Spieler kamen.

Hast du andere christliche Arbeiten gestartet?
In Deutschland habe ich in München eine Gemeinde gegründet. Am Anfang kamen nur Brasilianer, jetzt kommen aber auch Deutsche. Auch in Japan habe ich eine Gemeinde gegründet. 50 Prozent der Leute dort hatten vorher noch nie von Jesus gehört.

Wie sieht dein Leben jetzt aus?
Wunderbar. Ich habe eine Firma zusammen mit Bebeto und anderen Ex-Spielern und arbeite als Sportagent. Wir haben eine Sozialarbeit, bei der wir über 700 Kinder betreuen. Ausserdem bin ich bei Atletas de Christo engagiert.

Was wünschst du dir für die Zukunft?
Mehr soziale Dienste zu beginnen, vielleicht in Thailand, Äthiopien oder Indien. Ausserdem würde ich gerne fest mit einer Mannschaft arbeiten oder einen eigenen Verein gründen.

Was ist Sinn des Lebens?
Gott mehr zu lieben.

Was willst du, dass deine Freunde über dich sagen?
Er ist ein echter Christ.

Was ist das Wichtigste, dass du deinen Mitmenschen sagen willst?
Jesus lebt. Er gibt ein super Leben.

Text: SRSprofi sport / Oliver Pagé

Datum: 28.06.2006
Quelle: footballchurch.com

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