Kirchliche Impressionen aus den Teams der WM-Gruppe G

Starke Gefühle in der Masse. Die Gemeinde mit 780 000 Mitgliedern reiht einen Gottesdienst an den andern.
Westafrikanischer Gottesdienst unter freiem Himmel.
Schweiz: Junge Leute entdecken neue Formen von Kirche. Frauen-Hauskreis in Zürich.
Evangelischer Gottesdienst in Frankreich.
Pfarrer Roger Rohner nimmt in seinen Predigten gerne aktuelle Themen auf. Da darf in Basel der Fussball nicht fehlen.

Wussten Sie, dass in Südkorea mehr Christen als Buddhisten leben? Oder dass die Hälfte von Togos Bevölkerung christlich ist? Kirchliche Impressionen aus den Ländern der gegnerischen Mannschaften unseres Fussball-Nationalteams in der Gruppe G.

Südkorea - ein buddhistisches, konfuzianistisches Land? Das Land mit den vielen Schamanen? Ja und nein. Allein die südkoreanische Hauptstadt Seoul beherbergt über 4000 Kirchen und Kirchlein.

Da ist die Sarangbang-Kirche, wo man sich bei Pastor Jung Tae Il ganz normal mit 200 andern Christen trifft. Mit aktiv bekennenden Christen allerdings; Papierchristen kennt man hier nicht. Da ist auch die Minikirche von Frau Jung Tae Hyo, die am Sonntag in einem ärmlichen Quartier von Seoul zu 30 Menschen predigt. Tagsüber betreut sie Kinder von Emigranten und bringt deren Eltern Basiswissen und Bibelkunde bei.

Da gibt es aber auch die 10000 Menschen fassende Yoido Full Gospel Church, die Kirchgemeinde zählt 780 000 Mitglieder, unterhält einen "Gebetsberg" und zahlreiche Satellitenkirchen. Die Zahl der evangelischen Christen ist in den letzten drei Jahrzehnten stürmisch gewachsen und zählt heute rund zehn Millionen (21%). Dazu kommen 6.7% Katholiken. In den vergangenen rund 40 Jahren haben die Christen die Buddhisten zahlenmässig überholt.

Analphabet, Moslem, Christ

Glauben ist in Togo nicht schwierig, alle glauben hier irgendwie: an Geister, an Allah, an den christlichen Gott … Viele wissen nicht genau, wie sie glauben oder was sie glauben sollen. Auch Ibrahim* wusste es lange nicht. Er war schliesslich Analphabet. Zwar wusste er um die fünf Säulen des Islam und hoffte, mit guten Werken ins Paradies zu kommen. Sicher war er sich aber nicht.

Da wurde er von einer Radiosendung aufgerüttelt: Der Sender hiess "Gott liebt euch", und die Sendung handelte von einem Vers im Johannes-Evangelium, wo Jesus von sich sagt: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich." Das packte ihn. Er erkannte, "dass man ohne das Opfer von Jesus am Kreuz nicht zu Gott kommen kann". Doch er braucht noch etwas Zeit: "Die Hündin bringt ihre Jungen nicht in der Öffentlichkeit zur Welt." Sich als Christ zu outen, ist in seinem islamischen Umfeld ein Risiko. Er wäre aber nicht der Erste, der den Schritt wagen würde, trotz Aufrufen in Moscheen, das "Abtrünnige" getötet werden.

* Name geändert

Christ werden hat in Togo Tradition. Wenn heute einige aus dem Islam konvertieren, dem etwa ein Viertel der Bewohner anhängt, so verliessen sie früher ihre Stammesreligionen. Seit im 15. Jahrhundert mit portugiesischen Seefahrern die ersten katholischen Christen nach Togo kamen und im Zuge der Kolonialisierung Missionare aus allen Kirchen im Lande wirkten, hat sich im westafrikanischen Land nach und nach eine Vielfalt christlicher Gemeinden entwickelt, zu denen sich heute mehr als die Hälfte der Bevölkerung zählt. Die afrikanische Kirche lebt ihre eigenen lebendigen Ausprägungen des Christentums, das viele im Norden fasziniert. Die Richtung hat gedreht: Die Mission läuft längst zurück nach Europa.

Valérie: "Unsichtbare Hand hielt mich zurück!"

Valérie (23) aus Bracieux südlich von Orléans lebte wie viele Französinnen innerhalb der säkular und multireligiös geprägten Gesellschaft. Als Tochter einer oberflächlich praktizierenden Katholikin und eines bekennenden Atheisten suchte sie ihren Lebenssinn zuerst in der Astrologie und dann in einer esoterischen Gemeinschaft, welche sich zur Reinkarnation bekannte. Von der Kirche war sie weit entfernt. Doch die Ersatzreligion brachte ihr nichts. Schliesslich beschloss sie, depressiv und verzweifelt, aus dem Fenster ihrer Studentenwohnung zu springen.

Da erinnerte sie sich an das Gespräch mit ihrem Kommilitonen Patrice, der Christ geworden war. Seine Glaube hatte ihn von der Drogensucht befreit. "Gott, wenn du wirklich existierst, so tue jetzt etwas", kam es ihr über die Lippen. Da hielt sie eine Hand zurück. Sie spürte es, sah aber niemanden. Ab diesem Tag fühlte sie eine Veränderung in ihrem Innern. Sie begann, ihre esoterischen Bücher zu vernichten und gewann neue Freundinnen und Freunde in einer kleinen evangelischen Kirche. Ihr Glaube steckt jetzt andere an, und sie stellt begeistert fest: "Jesus kann ein Leben total verändern."

Basel - Gellertkirche - 10 nach10

Die Gellertkirche in Basel hat ein untypisches Problem: Während sonst die Kirchenaustritte im Stadtkanton dramatisch sind, ist die Gellertkirche zu klein geworden und plant einen Anbau. Untypisch ist vieles in der Gellertkirche: 1964 wurde sie im Ostteil von Basel gebaut, modern gestaltet mit weiten Fenstern. Sie machen deutlich: Hineinschauen ist erlaubt, schnuppern erwünscht. Die Gemeinde will für Sucher, Fragende und Zweifler offen sein. Und sie kommen. Beim Sonntagsgottesdienst um 10 nach 10 wird der Platz eng.

Mitglieder der Gemeinde unterstützen mit Beiträgen weit über der Kirchensteuer sechs Missionare und finanzieren Mitarbeitende für Kinder- und Jugendarbeit. Ein Projekt der Gemeinde heisst "Gellertkirche für andere". Pfarrer Bruno Waldvogel gestaltet Programme für Kids und Familien in der direkten Umgebung. Dieses Jahr stösst das von ihm geschriebene Musical "Basileia" auf grosses Interesse in der Stadt. Dazu ist ein historischer Roman erschienen, der zum Nachdenken über die dramatischen Ereignisse rund um das Erdbeben von Basel 1356 anregt.

Datum: 10.05.2006
Quelle: 4telstunde für Jesus

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