Bayreuther Pfarrer verlost Wohnzimmergottesdienste im Advent
«Wenn die Gemeinde nicht zum Pfarrer kommt, muss der Pfarrer eben zur Gemeinde…» Nach diesem Motto startete der Pfarrer Hannes Schott aus Bayreuth am 13. November eine innovative Facebook-Aktion: Unter allen Interessierten, die sich bis zum vergangenen Freitag bei ihm meldeten, verlost er insgesamt drei Wohnzimmergottesdienste. Die Idee: Die Gewinner können Freunde und Familie einladen und Pfarrer Schott, der nebenbei als Kabarettist tätig ist, kommt zu ihnen nach Hause und hält dort den Gottesdienst.
Kleine Andacht oder Kabaretteinlage
Die Reaktionen – über 50 Interessierte – waren durchweg positiv. «Ich bin völlig überrascht von dieser Resonanz, ich freue mich riesig», erklärte Schott im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Er könne sich gut vorstellen, eine kleine Andacht oder etwas in Mundart zu machen – oder gar eine kabarettistische Einlage; «Hauptsache, ich feiere mit diesen Menschen Gottesdienst», wird der Pfarrer der Lutherkirche in Bayreuth von der Evangelischen Nachrichtenagentur idea zitiert. Er komme im Talar oder auch im Anzug, wenn gewünscht ziehe er sogar die Schuhe aus.
Moderne Mission
Doch wie kam der 38-jährige Pfarrer auf diese ungewöhnliche Idee? «Ich hatte eine Fortbildung zum Thema Gottesdienst und habe mir in einer Pause überlegt, was ist die Zukunft des Gottesdienstes und wie erreiche ich die, die eben nicht in die Kirche kommen? Da hab ich mir gedacht, wenn der Prophet nicht zum Berg geht, geht der Berg zum Propheten – und wenn die Gemeinde nicht zum Pfarrer kommt, muss der Pfarrer zur Gemeinde…»
Hausbesuche von Pastoren bei Geburtstagen oder Krankheit seien ja nichts Ungewöhnliches – und letztlich sei die Idee schon 2'000 Jahre alt, denn die ersten Christen hätten sich ja auch schon in ihren Wohnhäusern getroffen.
Die drei verlosten Wohnzimmergottesdienste in Bayreuth und Umgebung sollen im Advent stattfinden. Bei grossem Interesse könne das Projekt auch im nächsten Jahr weitergeführt werden. «Im Advent ist die spirituelle Empfänglichkeit grösser und es zeigt sich ja, die Leute haben Interesse daran, dass der Pfarrer mal zu ihnen ins Wohnzimmer kommt und bei ihnen einen Gottesdienst hält.» Und wer weiss, vielleicht nehmen Schotts Kollegen die Idee auf, dann gibt es bald vielleicht in ganz Deutschland Kirche im Wohnzimmer.
Zum Thema:
«Sonday» in Nierenhof: «Niemand kann sich immer nur in andere investieren»
Inklusive Liebeserklärung: Digitaler Gottesdienst löst gemischte Gefühle aus
Interaktiver Internetgottesdienst: Kirchenbesucher treffen Netzgemeinde
Datum: 03.12.2018
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Bayerischer Rundfunk / idea Deutschland