Forscher datieren Bibelinschrift auf Amulett auf 600 Jahre vor Christus

Was viele nicht wahrhaben wollen: Bücher Moses sind doch älter.

Ein amerikanisch-israelisches Archäologen-Team hat die bislang älteste biblische Inschrift auf zwei Silber-Amuletten entdeckt. Der Text wurde jetzt in NASA-Laboren neu untersucht und entpuppte sich als einer der bedeutendsten Funde der Bibelforschung.

Nach Überzeugung der Wissenschaftler ist damit belegt, dass die so genannten fünf Bücher Mose bereits im sechsten vorchristlichen Jahrhundert existierten, berichtete die israelische Tageszeitung "Haaretz".

Die Amulette mit den althebräischen Inschriften wurden schon 1979 in einem Höhlengrab bei Jerusalem gefunden. Ihr genaues Alter konnte bislang jedoch nicht genau bestimmt werden. Die exakte Datierung gelang nun nach Angaben von "Haaretz" mit Hilfe einer neuen Technik der US-Raumfahrtbehörde NASA.

5 Bücher Mose doch älter

Die zwei Silber-Amulette fand der Archäologe Gabriel Barkaj von der Bar-Ilan-Universität bereits 1979 in einer Grabhöhle bei Jerusalem. Darauf ist der hebräische Text des "Priestersegens" aus 4. Mose 6,24-26 zu lesen: "Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden."

Über das Alter der Amulette streiten die Experten seit langem. Dem jüdischen und christlichen Glauben zufolge erhielt Mose die fünf Bücher am Berg Sinai. Bibelforscher gingen jedoch von vier verschiedenen Quellen aus, deren Texte später zum "Pentateuch" zusammengesetzt wurden. Die Hälfte davon ist aus der so genannten "Priester-Schrift", aus der auch der Text auf den Amuletten stammt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts gingen liberale Bibelforscher davon aus, dass die "Priester-Schrift" aus der Periode des zweiten Jerusalemer Tempels stammte.

Barkaj untersuchte die Amulette gemeinsam mit Archäologen der Universität von Süd-Kalifornien mit Hilfe neuartiger Methoden in Laboren der amerikanischen Weltraumbehörde NASA. Darüber berichteten die Wissenschaftler vergangene Woche im "Bulletin of the American Schools of Oriental Research". Dank moderner Foto- und Computertechnik "konnte der Text komplett gelesen und mit einer grösseren Präzision analysiert werden", so der Bericht. Die Forscher stellten fest: "Dies ist das früheste Zitat aus der hebräischen Bibel und damit das früheste Glaubensbekenntnis, das Jahweh erwähnt".

Enorme Bedeutung für die Theologie

"Die Datierung der Amulette hat enorme Bedeutung für die Theologie und die Bibelforschung", sagt Prof. Menachem Haran von der Hebräischen Universität. Die Amulett-Texte weisen darauf hin, dass die Fünf Bücher Mose bereits vor der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch Nebukadnezar im Jahre 587 vor unserer Zeitrechnung existierten, also noch vor dem babylonischen Exil. "Die neuesten Untersuchungsergebnisse sind eine Unterstützung für seine These, auf die wir alle lange gewartet haben", schreiben die Archäologen. Laut dem Alten Testament sind diese Texte noch viel älter.

Die beiden Amulette sind aus reinem gewalztem Silber und zu Rollen geformt. Das eine ist fast zehn Zentimeter lang und über zwei Zentimeter breit, das andere etwas kleiner. In der Grabhöhle, in der Archäologen sie vor über 20 fanden, kamen auch Tausende andere wertvolle Gegenstände ans Licht: Juwelen, Elfenbein, Metalle, Tongefässe und Pfeilspitzen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dort 90 Mitglieder wohlhabender Jerusalemer Familien begraben lagen.

Mehr Infos: http://homepage.univie.ac.at/karl.jaros/amulette.html

Quellen: Haaretz/Kipa/israelntz/Livenet/Institut für Orientalistik

Datum: 02.10.2004

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