Diskussion über Schöpfung oder Evolution auf fragwürdigem Niveau

Im American Museum of Natural History wird momentan die Evolutionstheorie von Darwin gezeigt.
Das “American Museum of Natural History”

Kritiker der gängigen Evolutionstheorie werden in der deutschen Presse zunehmend in ein schlechtes Licht gerückt. Jüngstes Beispiel ist ein Beitrag in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» vom 4. Dezember.

Von einer Meinungsvielfalt im deutschen Blätterwald spürt der kritische Leser in den letzten Monaten nicht viel. Jedenfalls dann nicht, wenn es um die Evolutionstheorie und ihre Kritiker geht. Nach diffamierenden Berichten in anderen Medien bezeichnet nun der FAZ-Redakteur Jordan Mejias diese Andersdenkenden als „fehlgeleitete Seelen“.

„Auch ein pointierter Feuilletonartikel sieht für mich anders aus", urteilt dazu Wolfgang Stock, Journalistik-Professor und früher im gleichen Haus wie Mejias tätig. Die „beschwörend verächtlich machende 'Argumentation' des Artikels“ verhindere einen Diskurs über das Thema.

„Fehlgeleitete Seelen“?

Mejias gibt in dem Beitrag der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» seine Eindrücke von einer Ausstellung zur Evolutionstheorie Charles Darwins im New Yorker American Museum of Natural History wider und bezeichnet sie als „Kreationistentheater“. „Hätten derart fehlgeleitete Seelen den Mut, ohne metaphysische Scheuklappen den Ausstellungsparcours zu durchwandern, müssten sie unweigerlich ... ausrufen: 'Wie ausserordentlich dumm, dass ich nicht darauf kam!'“

Mit ähnlich religiösem Eifer nahmen sich in den vergangenen Monaten auch der «Spiegel“, die Illustrierte «Stern» und zuletzt das ZDF in der Sendung «Frontal21» dieses Themas an. Stein des Anstosses war ein geplanter offener Dialog über Schöpfung und Evolutionslehre, den der Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus angeregt hatte. Im Rahmen der nächsten „Erfurter Dialoge“ vom Januar 2006 hätte unter anderem auch der renomierte Evolutionskritiker Siegfried Scherer von der Technischen Universität München zu Wort kommen sollen. Umgehend handelte sich Althaus damit den Vorwurf ein, er würde „religiösen Fundamentalisten den Boden bereiten“.

Denken muss erlaubt sein

Nach der Absage des Gegenreferenten Ulrich Kutschera „wird der Erfurter Dialog am 23. Januar 2006 von anderen Wissenschaftlern bestritten“, wie die Thüringer Staatskanzlei Mitte Oktober Livenet gegenüber mitteilte. Althaus selber nannte die Vorwürfe gegen ihn einen „absoluten Blödsinn“ und forderte das Recht ein, in einer freien Gesellschaft über verschiedenste, in sich nicht abgeschlossene Theorien diskutieren zu können. „Ich habe in der DDR erlebt, dass ideologische Ausrichtungen so stark definiert waren, dass es keine Debatten mehr geben durfte. Ich bin eigentlich froh, dass wir diese Zeiten hinter uns gelassen haben.“

Schlag-Wort „fundamentalistisch“

Ähnlich äusserte sich nun der Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP, Wolfgang Baake: Es müsse möglich sein, seine Meinung zu äussern, ohne als „fehlgeleitet“ beleidigt zu werden. Bei der Verleihung des KEP-Medienpreises «Goldener Kompass» am 26. November in Berlin forderte er in Gegenwart hochrangiger Vertreter von Politik und Kultur auch einen vorsichtigen Umgang mit dem Schlagwort „fundamentalistisch“. Überzeugte Christen, die aufgrund ihrer Glaubensüberzeugungen eigene Positionen in öffentlichen Diskussionen vertreten, dürften nicht mit gewaltbereiten Eiferern auf dieselbe Stufe gestellt werden. Baake verlangte darum von Journalisten „mehr Unterscheidungsvermögen“.

Die jetzt stattfindende Diskussion mag als Hinweis darauf gelten, dass man dieses Thema doch besser auf höherem Niveau verhandelt hätte. Die «Erfurter Gespräche» haben es bislang geboten.

Weiterführende Links:
Offener „Erfurter Dialog“ über die Evolutionstheorie
Promis beurteilen Evolutionslehre skeptischer als Wissenschaftler
Naturwissenschaftler sind überzeugt: Die Bibel irrt nicht.
Biologisches Material zerfällt zu schnell

Quellen: Livenet/Kipa/KEP

Datum: 07.12.2005

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