Christen von Afrin

Im Würgegriff Erdogans und der Islamisten

Die türkische Invasion nach Syrien fordert immer mehr unschuldige Opfer. Betroffene Christen rufen die Welt dringend zur Fürbitte auf.
Die türkische Armee ist in Afrin einmarschiert.
Recep Tayyip Erdogan

«An alle Kirchen und christlichen Gemeinden weltweit: Wir, die christliche Gemeinde von N.N. (bleibt aus Sicherheitsgründen anonym), bitten euch, für uns zu beten. Unsere Stadt war bis vor wenigen Tagen voller Leben. Heute ist sie das nicht, wegen des brutalen Angriffs der türkischen Armee gemeinsam mit extremistischen islamischen Gruppen, der uns ohne Vorwarnung getroffen hat», lautet der Hilferuf eines Gemeindeleiters aus dem nordsyrischen Afrin: «Die Krankenhäuser sind jetzt voll mit Verletzten und unschuldigen, verwundeten Kindern.»

Im Schutzraum getötet

In der Stadt gibt es nur vier Krankenhäuser. Viele schwangere Frauen erlitten gemäss Angaben des Gemeindeleiters Blutungen und verloren durch den Schock und die Angst ihre Kinder. Bisher gibt es laut dieser Quelle 24 Tote, davon elf aus einer einzigen Familie. Sie wurden in einem Schutzraum im Dorf Jalbil getötet, wohin sie vor den Angriffen geflohen waren. «Auch das Flüchtlingslager in Robar wurde bombardiert. Es gibt dort viele Verletzte, darunter auch schwangere Frauen in kritischem Zustand. In diesem Lager leben 600 Flüchtlingsfamilien aus der Region um Aleppo», schreibt der Pastor.

Dringender Appell

Der Bericht schliesst mit dem eindringlichen Appell um Beistand: «Wir bitten zunächst die Kirche und dann auch alle friedliebenden Menschen, uns zu helfen. Wir hoffen, dass unsere Stimmen das Gewissen der Menschen erreichen und wir einen Beitrag zur Beendigung dieser blutigen Angriffe leisten können. Der Pastor der Gemeinde NN.»

Flüchtlinge erneut unter Beschuss

Seit dieser Hilferuf Anfang der Woche verfasst wurde, haben die Türken in Afrin nach eigenen Angaben 260 «Terroristen» getötet. Als solche bezeichnet das Regime von Ankara generell alle Kurden. Nach Angaben der UNO sind um die 5'000 Menschen vor der türkischen Invasion geflohen, weitere 1'000 Flüchtlinge aus Aleppo kehrten in die zerstörte Stadt zurück. «Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs haben in dieser Region bis zu einer Million Flüchtlinge Zuflucht gefunden, unter ihnen zahlreiche Christen und Christinnen aus der umkämpften Stadt Aleppo», sagt Hevi Mustefa, Ministerpräsidentin der autonomen Region Afrin, eine frühere Lehrerin.

Modell friedlichen Zusammenlebens in Gefahr

Ausgerechnet vor dem Wiener Befriedungstreffen für Syrien in dieser Woche trug der türkische Machthaber Recep Tayyip Erdogan einen neuen Krieg in das kaum beruhigte Nachbarland. Nach tagelangen Verbalattacken und Artilleriebeschuss mit Luftangriffen rückten aus der Türkei Panzer und Infanterie in die syrische Nordwestregion Afrin vor. Diese wird vor allem von Kurden bewohnt und hat sich ab dem zweiten syrischen Bürgerkriegsjahr 2012 selbst verwaltet. Während rundum Kampf aller gegen alle tobte, wurde in Afrin anstelle der Assad-Diktatur eine demokratische Ordnung aufgebaut, friedliches Zusammenleben von Kurden, Arabern und aramäischen Christen gesichert, multikulturelles Schulwesen und eine Universität eingerichtet. Jetzt fielen aber die Türken in diese Oase der Ruhe unter der trügerischen Parole «Olivenzweig» ein.

Evangelisation unter Kurden

«Afrin» ist auch der Name eines nordkurdischen Dialekts, der zur Evangelisation unter den muslimischen Kurden in dieser Region und dem ganzen syrischen Norden bis tief in die Türkei hinein Verwendung findet. Die Kassette «Hêviya Nû» (Neue Hoffnung) bietet kurze Audio-Bibelgeschichten an, evangelistische Botschaften, Musik und Lieder, welche die Erlösung durch Jesus erklären. «Mizginia Rund» (Gute Nachricht) enthält audiovisuelle Bibellektionen, eine Übersicht der Bibel von der Schöpfung bis hin zu Jesus Christus sowie Lehreinheiten für das christliche Leben in den Kurdengemeinden von Afrin.

Christen besonders bedroht

Gerade diesen Christen droht nun Verfolgung durch die türkischen Truppen und ihre Verbündeten, unter denen auch Extremisten sind. Verschiedene Quellen berichten von Milizen der islamistischen Al-Nusra-Front, die innerhalb der Söldnertruppe «Freie Syrische Amee» an der Seite regulärer türkischer Soldaten kämpfen. Es herrscht Angst vor einem Blutbad durch die Islamisten im Sold der Türken.

Afrin braucht dringend Unterstützung! Die Welt darf die Menschen dort nicht im Stich lassen!

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Datum: 25.01.2018
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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