Lutheraner: Wachstum in der Dritten Welt - Schrumpfen in der Heimat

Genf. Die Zahl der Lutheraner ist im vorigen Jahr um 2,2 Prozent auf rund 65,4 Millionen gestiegen. Das Plus geht vor allem auf das Konto der Kirchen in Afrika und Asien, während die Mitgliedszahlen in Europa und Nordamerika sinken. Das geht aus der jetzt in Genf veröffentlichten Jahresstatistik 2001 des Lutherischen Weltbundes (LWB) hervor.

Der Dachverband von 133 Kirchen in 73 Ländern vertritt 61,7 Millionen Lutheraner. 3,7 Millionen gehören anderen, meist theologisch konservativeren Kirchen an. Deren Mitgliederzahl sank leicht um 92.000. Den stärksten Zuwachs von 13 Prozent erzielten die lutherischen Kirchen in Afrika. Sie zählen jetzt fast 12 Millionen Mitglieder. Das grösste Plus registrierte die Lutherische Kirche Christi in Nigeria: Sie wuchs um 62 Prozent auf knapp 1,2 Millionen. Zweistellige Zuwachsraten auch in Madagaskar, Namibia, Kenia, Malawi und Simbabwe. In Europa hingegen, wo mit 36,6 Millionen die meisten Lutheraner leben, zeigt die Kurve nach unten. Im Jahr 2001 betrug das Minus 0,6 Prozent. In Deutschland – Martin Luthers Heimat – wurden 13,6 Millionen lutherische Kirchenmitglieder gezählt, 1,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Die lutherischen Volkskirchen in Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland stagnieren oder verlieren geringfügig.

Leicht ging auch die Zahl der Lutheraner in Nordamerika zurück: Sie fiel um 24.000 auf 8,5 Millionen. Davon gehören fast 38 Prozent (3,2 Millionen) nicht dem LWB an, so etwa die 2,6 Millionen Mitglieder der theologisch konservativen Lutherischen Kirche – Missouri Synode in den USA. Grösste lutherische Kirche Nordamerikas ist mit 5,1 Millionen Mitgliedern die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika. In Lateinamerika verzeichneten die lutherischen Kirchen ein geringes Plus von rund 3.400 auf 1,1 Millionen. Davon gehören 848.000 dem LWB an. Das starke Wachstum des Protestantismus im überwiegend katholischen Subkontinent spielt sich vor allem in charismatischen und Pfingstkirchen ab. In Asien verzeichnen auch die Lutheraner ein Mitgliederwachstum von fünf Prozent auf 7,1 Millionen. Fast alle gehören dem LWB an. Hohe Zuwächse von bis zu 50 Prozent registrieren vor allem kleine Kirchen in Indien, während die lutherischen Kirchen in Malaysia und Singapur rund ein Viertel ihrer Mitglieder einbüsste. Die Lutherische Kirche Australiens schrumpfte um über zehn Prozent auf 85.000.