Kontroverse um Kruzifixe in Italien geht weiter

Kruzifix

Rom. Der Verband evangelischer Kirchen in Italien hat energisch dagegen protestiert, dass in den italienischen Schulen wieder Kreuze aufgehängt werden. Das Bildungsministerium will diese als "Symbole der europäischen Kultur" wieder einführen.

Die evangelischen Kirchen in Italien (Federazione delle Chiese Evangeliche in Italia) betonten in ihrer Stellungnahme: "Es gibt keine Staatsreligion mehr, der Platz des Kreuzes ist in der Kirche." Dass per Dekret wieder zwangsweise das Kreuz eingeführt werden solle, widerspreche der Verfassung.

Auch die Juden, Muslime und die Mitte-Links-Opposition haben gegen die Kreuze protestiert. Die Regierungspartei Lega Nord hingegen brachte einen Gesetzesentwurf ein, wonach sogar in alle öffentliche Räume Kruzifixe gehängt werden müssen.

Muslime distanzieren sich von Kruzifix-Kritik

Andereseits distanzierten sich einige Muslime wieder von der Kritik aus dem eigenen Lager. Die Vereinigung der islamischen Gemeinden in Italien (UCOII) hat sich von einer Äusserung einer anderen Muslim-Vereinigung relativiert, die das Entfernen von Kruzifixen aus öffentlichen Gebäuden Italiens fordert.

Die italienische Tageszeitung "Il Tempo" zitierte den UCOII-Vorsitzenden Mohamad Nour Dachan mit den Worten, der Papst habe das Recht, die Anbringung von Kreuzen in der Öffentlichkeit zu fordern. Möglicherweise werde es in den Schulen eines Tages die Symbole mehrere Religionen geben.

Seine Organisation setze sich für den friedlichen Dialog zwischen den Religionen ein, betonte Dachan, Die "Muslimische Vereinigung Italiens" hatte gefordert, alle Kruzifixe aus öffentlichen Räumen zu entfernen, da es sich um "makabre" Darstellungen eines zu Tode Gefolterten handle.

Italiens Erziehungsministerin für Kruzifixe

Die italienische Erziehungsministerin Letizia Moratti will das Aufhängen von Kreuzen und Kruzifixen in den staatlichen Schulen landesweit verbindlich regeln. Wie die italienische Tageszeitung "La Repubblica" berichtete, kündigte Moratti entsprechende Normen für die kommenden Monate an. Es müsse sichergestellt werden, dass das Kreuz als "Symbol der tiefen christlichen Wurzeln unseres Landes" in den Schulen aufgehängt werde, erklärte die Ministerin.

Kritik an dem Vorschlag kam vom Vorsitzenden der Vereinigung der jüdischen Gemeinden Italiens, Amos Luzzatto. Er sei "verwirrt und besorgt" über die Ankündigung der Ministerin, erklärte Luzzato. Er räumte ein, die überwiegende Mehrheit der Italiener seien Katholiken und hätten ein Recht auf ihre Symbole. Es sei aber kein gutes Zeichen und ein Grund zur Sorge, wenn die Mehrheit ihre Symbole den Minderheiten aufzwinge.

Die Kruzifix-Debatte in Italien hat Papst Johannes Paul II. ausgelöst, als er in einer Ansprache an die Christen appellierte, auch in einer säkularisierten Gesellschaft am Kreuz als zentralem Glaubenssymbol festzuhalten. Seine Äusserung wurde in den italienischen Medien so wiedergegeben, als habe der Pontifex das Aufhängen von Kruzifixen in öffentlichen Gebäuden gefordert.

Datum: 21.09.2002
Quelle: KIPA

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