An der Tür hatte Martin Luther der Legende nach am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen angeschlagen. Wie Roy sagte, wolle er mit der Aktion „gegen die derzeit in Deutschland herrschende Kirche“ protestieren. Er wirft den Kirchen vor, durch ihre Beteiligung an der weltweiten Ökumene das Erbe der Reformation zu „verschachern“. Roy selbst gehört keiner Kirche an. Er distanzierte sich von allen bestehenden Gemeinden: „Wer irgendeiner Kirche, Freikirche oder Gemeinde in Deutschland angehört, trägt dazu bei, dass Irrlehren verbreitet werden, und verleugnet so den Herrn Jesus Christus.“ Keine einzige Gemeinde in diesem Land folge den Aussagen der Bibel. Das von Roy beschädigte Gemälde stammt aus der Zeit um 1850. Es zeigt Martin Luther und Melanchthon unter dem gekreuzigten Christen vor der Silhouette der Stadt Wittenberg. Durch den von Roy verwandten Klebstoff wurde es teilweise zerstört. Nach Angaben des Leiters des Predigerseminars Wittenberg, Peter Freybe, klebte die Tafel des „selbsternannten Kritikers“ direkt auf dem dargestellten Leib Jesu. Die dadurch entstandene Zerstörung sei ein „gezielter Angriff auf das Symbol der protestantischen Kirchen: den Gekreuzigten“. Mit einem verfälschten Bibelzitat versuche Roy bewusst, antireformatorische Aussagen zu verbreiten und betreibe „apokalyptische Panikmacherei“. Die Polizei ermittele wegen Sachbeschädigung. In Berlin ist Andreas Roy kein Unbekannter: Durch Störaktionen bei ökumenischen Fernsehgottesdiensten erzwang er mehrfach einen Abbruch der Übertragung vor dem Schlusssegen des Gottesdienstes. Bei der Trauerfeier für die Schauspielerin Hildegard Knef unterbrach er die Rede von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und beschimpfte den Politiker wegen seiner Homosexualität. Aufgrund seiner häufigen Störauftritte in Gottesdiensten und Bibelstunden hat Roy mittlerweile Hausverbot in nahezu allen christlichen Kirchen und Gemeindehäusern Berlins.
Datum: 09.11.2002
Quelle: idea Deutschland