Jesus und die Pension
In ihren Prospekten führt die Finanzbranche Paare vor, die es richtig machen: Auf die Jahre des Erwerbs folgt im silbernen Alter die Phase der Freizeit und des Geniessens. Es lohnt sich, das Vermögen zu mehren und den Rentenbezug sorgfältig zu terminieren - man spart Steuern, hat mehr für sich. Und wer hegt nicht Wünsche für die Zeit danach? Die Erwartung einer guten Pension hilft, mühevolle und stressige Jahre durchzustehen. Im Wettstreit der Rentensysteme liegt die Schweiz mit der Drei-Säulen-Vorsorge weit vorn. Ihre Verheissung: Arbeite und zahle fortlaufend ein, dann steht dir ein materiell sorgenfreier Lebensabend in Aussicht.
Frei von Sorge
Jesus erzählt eine Geschichte, die dies in Frage stellt und eine andere Dimension aufreisst. In dem Gleichnis ist nicht die Rede von Aktien und Anlagefonds; es entstammt dem bäuerlichen Milieu, in dem sich der Mann aus Galiläa bewegt. «Das Land eines reichen Mannes hatte gut getragen. Da dachte er bei sich: Was soll ich tun? Ich habe keinen Raum, wo ich meine Ernte lagern kann. Und er sagte: Das werde ich tun: Ich werde meine Scheunen abbrechen und grössere bauen, und dort werde ich all mein Getreide und meine Vorräte lagern. Dann werde ich zu meiner Seele sagen können: Seele, du hast reichen Vorrat daliegen für viele Jahre. Ruh dich aus, iss, trink, sei fröhlich!»Ob der Bauer ein paar Säcke Gerste den Bedürftigen abgegeben hat, sagt Jesus nicht. Das ist durchaus möglich; er ist ja kein Unmensch. Jedenfalls hat er ausgesorgt, kann den Genüssen entgegen sehen.
Sich selbst getäuscht
Da liegt er falsch, wie der Ausgang der Geschichte zeigt: «Gott aber sagte zu ihm: Du Tor! Noch in dieser Nacht fordert man deine Seele von dir zurück. Was du aber zurückgelegt hast - wem wird es gehören? So geht es dem, der für sich Schätze sammelt und nicht reich ist vor Gott.»«Auch dem, der im Überfluss lebt, wächst sein Leben nicht aus dem Besitz zu», hat Jesus zur Einleitung der Geschichte gesagt. Am Ende - und das Ende kommt unversehens - ist die Seele nackt. Wir werden nach unserem Tod vor Gott gestellt. Was wir zur Vorsorge angehäuft haben, wird uns dann nicht gehören, uns nicht nähren oder Komfort garantieren. Reichtum vor Gott ist etwas anderes. Tragen wir ihm Rechnung?
Datum: 14.05.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch