Die Götter der Postmoderne heissen High Tech, Science, Money and Me.

Kartoffeln
Neil Postman
Das Elektronenmikroskop enthüllt jene spatelförmige Feinstrukturen, die an den Fußsohlen von Käfern, Fliegen, Spinnen und Geckos für Haftung auch an Decken oder Wänden sorgen. Interessanterweise nimmt die Größe der Strukturen mit wachsenden Körpergewicht ab, während im gleichen Maß die Dichte der Strukturen zunimmt. Foto: Max-Planck-Institut für Metallforschung

Hat eine Kartoffel etwas mit Gott zu tun? Hat ein Quick-Lunch, Menü "Kartoffelstock", etwas mit Gott zu tun? Während es uns keine Mühe macht, eine Kartoffel als Schöpfungsgabe zu bezeichnen oder zumindest als naturgegeben, fällt es uns schwer, dasselbe beim Quick-Lunch zu tun. Warum eigentlich? In fünf Minuten Kartoffelstock gekocht und ausser einer Gabel nichts abzuwaschen – was für ein Gewinn in der Hektik unserer Zeit!

Doch offenbar verlieren Kartoffeln durch die chemisch-technische Behandlung etwas Besonderes, was uns die Original-Kartoffel vermittelt – ein Stück Wissen um das Ursprüngliche, das Lebendige, Geschaffene. Es ist offensichtlich so, dass die menschliche Manipulation den Geist hinter der Schöpfung, den Grund unseres Lebens – das ist Gott – in den Hintergrund drängt, während gleichzeitig andere "Götter" nach vorne drängen. Ihre Namen sind "High Tech", "Science", "Money" and "Me".

Dieses Quartett – Technik, Wissen, Geld und Ego – stützen unser Leben. Sie geben uns die Richtung vor, vermitteln Sicherheit; auf sie bauen wir unsere Perspektiven, ihnen glauben und vertrauen wir. Ohne eigentliche Götter zu sein, haben sie die Bedeutung von Göttern, indem sie einen ganz hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft und unserem Leben einnehmen. Technik, Wissen, Geld und Ego stehen bei uns ganz oben.

In vorchristlicher Zeit befanden sich die Anbetungsplätze und Opferaltäre auf Anhöhen. Auf diesen heiligen Stätten wurde nicht nur der eine wahre Gott angebetet (z. B. 1. Sam. 9,12–14.19.25; 1. Kön. 3,4), auf diesen "Höhen" opferten die Kanaaniter und Moabiter, aber auch das in eigenmächtig inszenierten Bilder- und Götzendienst zurückgefallene Israel, den Götzen (vgl. 4. Mose 33,52; 2. Kön. 21,2; 23,15). Doch der eine Schöpfergott duldet keine anderen Götter neben sich. Immer wieder mussten in alttestamentlicher Zeit die Propheten den Menschen deshalb Gericht androhen. So u. a. Hesekiel dem Volk Juda:

"(…) Wahrlich, ich werde das Schwert über euch bringen und eure Höhenheiligtümer zerstören. Eure Altäre sollen verwüstet und eure Sonnensäulen zerbrochen werden …" Hesekiel 6,3 bis 4 a

Im AT wird das Anbeten steinerner Statuen, Sonnenobelisken und Götzenbilder auf den Anhöhen scharf verurteilt. Denn so wird dem wahren Gott die ihm gebührende Ehre vorenthalten. In neutestamentlicher Zeit verschiebt sich der Fokus der Beurteilung auf unsichtbare geistige "Höhen" in unseren Herzen, die sich wie Festungen gegen die Erkenntnis Gottes erheben. Der Apostel Paulus nennt im 2. Brief an die Gemeinde in Korinth, im 10. Kapitel, Vers 5, wo die tatsächlichen Fallstricke für den Menschen sind.

"Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen, sodass wir Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt …" 2. Korinther 10,4 und 5 a

Diese Festungen und Höhen sollen mit Gottes Hilfe zerstört werden. Es sind Gedankengebäude, Vorstellungen, Vermutungen, Ansichten, Philosophien, falsche Religionen, Ideologien und mit menschlicher Vernunft gefällte Beschlüsse, Berechnungen und Erwägungen eben, die sich gegen Gott und seine Wahrheit erheben. Diese halten wir hoch, hinter ihnen verschanzen wir uns wie in einer Festung gegen das Evangelium. So schliessen wir Gott aus unserem Leben aus. Erst und nur im Licht des Wortes Gottes entpuppen sie sich als Trugschlüsse.

Die Metapher der Festung war den Korinthern bekannt. Auf einer Erhebung südlich der Stadt Korinth lag eine Burg. Bei Gefahr verschanzten sich die Bewohner in dieser Festung. Paulus knüpft daran an, indem er sagt, dass in unseren Herzen festgelegte Vernunftschlüsse und Gedankengebäude wie Festungsmauern wirken. Sie erhöhen wir, während wir Gott erniedrigen.

Fremde Götter regieren uns! Welche "Höhen" hat der moderne westliche Mensch errichtet? Was stellt er gegen die Erkenntnis Gottes? Technik, Wissen, Geld und das Ego.

Der Technik-Gott. Der Technik wird teilweise göttliche Bedeutung zugemessen. Menschen glauben an die Funktion der Technologie. Sie verlassen sich auf die Technologie. Sie funktioniert für die allermeisten von uns auf geheimnisvolle, nämlich nicht erklärbare Art und Weise. Verlieren Menschen den Zugang zur Technologie, dann ärgern sie sich oder werden traurig. Wenn sie in der Gegenwart und dem Einfluss der Technologie stehen, geniessen sie deren "Segen". Dann sind sie erfüllt, ja entzückt. Der Technik begegnen wir mit Ehrfurcht. Zum einen, weil sie wahre Wunderdinge vollbringt, und zum anderen, weil diese zudem von Menschen erdacht wurden. Technische Geräte funktionieren für die allermeisten von uns auf geheimnisvolle, nicht erklärbare Art.

Der Technik-Gott heisst Menschen ihren Lebensstil verändern. Der Tagesablauf wird technischen Geräten angepasst: Man muss spätestens um 19.15 Uhr mit Essen fertig sein, weil um 19.30 Uhr die TV-Nachrichten kommen und um 20.15 Uhr der "Tatort". Um spätestens 21.45 Uhr müssen die letzten Gäste aus dem Haus, denn um 10 vor 10 kommt "10 vor 10". Das heisst: Gewohnheiten und Beziehungen werden der Technologie angepasst und ihr untergeordnet. Das allerdings ist religiöses Verhalten.

Wer den Technologie-Gott nicht ehrt, ist ein Ketzer! Max Frisch war so einer. Er sagte: "Technologie ist das Geschick, die Welt so herzurichten, dass wir sie nicht erfahren." Der Satz wird leicht abgeändert deutlicher: "Technologie ist das Geschick, die Welt so herzurichten, dass wir Gott nicht erfahren."

Der Konsum-Gott oder Geld-Gott. Neil Postman schrieb, der Konsum-Gott regiere nach dem zynischen Motto: "Wer mit dem meisten Spielzeug stirbt, hat gewonnen." Bei diesem Gott ist gut, wer viel kauft; man ist das, was man ansammelt. Dienerin des Konsum-Gottes ist die Werbeindustrie. In den USA beginnen die Kinder im Alter von 18 Monaten fernzusehen. Im Alter von drei Jahren beginnen sie, die ersten Dinge zu wollen, die sie in der TV-Werbung sahen. Beim Einkaufen singen sie die Melodien aus den Werbespots.

Zwischen drei und 18 Jahren sieht das durchschnittliche amerikanische Kind etwa 500000 Werbeeinblendungen. Welche sozialen Werte werden in solchen Spots vermittelt? In den TV-Spots ist derjenige der Dumme, der die neueste Technologie nicht besitzt; wer sie hat, der schwebt im siebten Himmel! Oder einer, der Mundgeruch hat, wird als Blödmann dargestellt – der kennt die neue Zahnpasta noch nicht! Die neue Paste würde ihn von der Sklaverei des Mundgeruchs erlösen und er würde augenblicklich von hübschen Frauen umgarnt. Wer kauft, gewinnt!

Zum Trugschluss Geld nur so viel: Untersuchungen zeigen, dass Lottogewinner nur für durchschnittlich drei Monate lang glücklicher waren als vorher, dann fielen sie wieder auf ihr ursprüngliches Befinden zurück. Drei Jahre nach dem Lottogewinn überstieg die Zahl der Depressiven unter ihnen sogar den Durchschnitt der Bevölkerung. Bernard Shaw sagte: "Es ist nicht schwer, Menschen zu finden, die mit 60 zehnmal so reich sind wie mit 20. Aber nicht einer von ihnen behauptet, er sei zehnmal so glücklich."

Der Wissenschafts-Gott. Der Wissenschafts-Gott schickt Menschen auf den Mond, impft sie gegen Krankheiten, transportiert Bilder rund um die Erde bis in unsere Stuben. Er ist ein mächtiger Gott. Er gibt uns ein gewisses Mass an Kontrolle über unser Leben.

Wer in einem Lexikon über die technische Entwicklung im Laufe der Geschichte nachschlägt, stellt leicht fest, wie sich eine fantastische Erfindung an die andere reiht, hin zu Perfektion und Vollkommenheit. Es ist enorm, was der Mensch mit Wissen zustande bringt. Die Technik ist eine Erfolgsgeschichte par excellence. Allerdings ist in ihrem Verlauf etwas Entscheidendes auf der Strecke geblieben.

Die ersten grossen Wissenschaftler arbeiteten nicht gegen Gott, sondern sahen in und hinter den Naturgesetzen die Genialität des Schöpfers. Das hat sich mit der Überhöhung von Wissenschaft und Technik in der Zeit der Aufklärung geändert. Doch losgelöst von Gott wird die Wissenschaft auch zu einer Gefahr.

Vor 150 Jahren begann mit Charles Darwin der grosse Angriff der Naturwissenschaft gegen Gott. Darwins Schluss war, dass der Mensch nicht Geschöpf Gottes, sondern Nachfahre von Affen sei, ein Emporkömmling aus dem Tierreich. Dieses Denkgebäude stellte Darwin über die Offenbarung Gottes in der Bibel.

Der "Gott der Wissenschaft" ist nicht die Quelle der Wahrheit und lässt die existentiellen Fragen unbeantwortet:
– "Wie hat alles angefangen?" – Antwort: "Wahrscheinlich war es ein enormer Zufall!"
– "Wie wird alles enden?" Antwort: "Wahrscheinlich durch Zufall."
– "Für wen ist denn zufälliges Leben lebenswert?" Keine Antwort.
– "Welche moralischen Regeln gibst du uns, lieber Wissenschafts-Gott?" Keine Antwort.

Der Ich-Gott. Die dicksten Festungsmauern und höchsten Höhen, die Menschen in ihrem Herzen auftürmen, ist die Meinung, gottgleich zu sein. Sie machen sich zum Massstab des Geschehens und verdrängen ihre Fehlschläge. Dafür machen sie ihre Nächsten verantwortlich, indem sie sie verurteilen.

Einige Jahrzehnte nach Darwin verstieg sich Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, mit der Behauptung, der Glaube an Gott sei eine kindische, neurotische Illusion. In seinem Gefolge dachte Friedrich Nietzsche Freuds Aussage zu Ende, indem er postulierte: Gott ist tot! Nietzsche endete in der Umnachtung.

Wenn wir das Buch der Menschheitsgeschichte aufschlagen, dann zeigt sich uns ein zerrissenes Bild. Der Weg des Menschen ist voll Blut und Tränen. Die Versuche, Gesellschaften zu strukturieren, die Frieden und Gerechtigkeit etablierten, scheiterten. Denn der Ich-Gott regiert. Der Mensch ist auf sich selbst bezogen.

Viele Versuche, das Zusammenleben zu verbessern, hatten etwas Richtiges an sich, endeten aber trotzdem in Sackgassen.

Der Marxismus z. B. kämpfte gegen ungerechte Arbeitsbedingungen in den Fabriken. Das war gut gemeint. Aber am Ende kehrte sich diese Ideologie gegen den lebendigen Gott und seinen Sohn Jesus Christus. In der marxistischen Ideologie ersetzt der Mensch Gott, der Klassenkampf ersetzt die Erlösung, die klassenlose Gesellschaft ersetzt das Paradies.

In der Esoterik tritt an die Stelle des lebendigen Gottes eine unpersönliche magische Kraft, an die Stelle des Sühneopfers Jesu tritt die Selbsterlösung durch spirituelle Techniken und Reinkarnation, an die Stelle der christlichen Wahrheit tritt die universale Einheit der Völker und Religionen.

Es gibt eine lange Reihe solcher "Gedanken-Götter", von denen wir uns regieren lassen, obwohl sie nicht in der Lage sind, unsere letzten Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach unserer Herkunft und Zukunft zu beantworten. Damit fehlt das Wesentliche. Letztlich bleiben wir auf uns selbst zurückgeworfen. Die Folgen sind offensichtlich: Orientierungslosigkeit, soziale Kälte, Angst.

Unser Hauptproblem ist unser Denken über uns selbst und unser Denken über Gott. Die Frage an uns lautet: Was steht in meinem Herzen ganz vorne? Was werte ich hoch? Wem diene ich mit meinem Leben? Opfere ich mich für Ideen, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erheben?

Bei der Suche nach Antworten müssen wir uns hüten, erneut in die Falle zu gehen. Es sollte uns jetzt klar sein, dass wir unsere Urteile und Entscheidungen nicht alleine aufgrund unserer persönlichen Wahrnehmung fällen dürfen. Sind wir überhaupt "richtig im Bild"? Stimmt unser "Eindruck" allein aufgrund des äusseren Bildes? Weil wir unser Urteil rasch über den Sehsinn bilden, versuchen wir ständig, den anderen etwas "vorzumachen". Unsere Frisur, unsere Kleider sollen "etwas sagen". Wir "drücken etwas aus" und hoffen, der andere erhalte so den von mir beabsichtigten Eindruck. Der Irrtum gehört hier zum System!

Anders als Tiere sind Menschen in der Lage, ihre Eindrücke zu überprüfen. Um unabhängige Urteile fällen zu können, sind sie allerdings auf einen unabhängigen, übergeordneten Massstab angewiesen. Solche "überirdische Information" gibt uns das Wort Gottes. Wir brauchen das Reden Gottes. Die Bilderflut und die dadurch ausgelösten Gefühle würden uns sonst hoffnungslos manipulieren.

Wir müssen unsere durch Erfahrungen von gestern und Gefühle von heute geformte Wahrnehmung korrigieren, indem wir unsere Gedanken dem Willen Gottes unterstellen.

Gott schenkte uns die Bibel! Die Zuverlässigkeit der Bibel ist im Vergleich mit anderer antiker Literatur ausgezeichnet handschriftlich belegt. Zudem bestätigen archäologische Funde die biblischen Berichte. In der Bibel beschreibt Gott seine Geschichte und seinen Plan mit der Menschheit. Was von aussen wie ein Buch unter Tausenden aussieht, eröffnet dem Leser, wenn er die Worte in sich aufnimmt und glaubt, eine neue Sicht der Lebensumstände.

Ich komme zurück zum Problem des Quick-Lunch. Obwohl das Kartoffelstock ist, ist dieses Pulver für uns kaum noch ein Indiz für Schöpfung. Die Original-Kartoffel hingegen schon.

Nie werde ich das Gespräch mit Dr. Stanislav Gorb vergessen. 1998 gelang es ihm, aufzuzeigen, warum Fliegen auf Fensterscheiben rauf- und runtergehen können. Gorb hatte das Design der Fliegenbeine und deren Funktion unter dem Elektronenmikroskop enträtselt (vgl. "factum" 11/12/98). Als ich den Fliegenforscher nach dem Geist, nach dem Erfinder des Fliegen-Designs, respektive nach Gott, fragte, winkte er ab. In diesem Zusammenhang spreche er nicht von Gott, sondern "von der Natur". Dann ergänzte er offenherzig: "Ich muss zugeben, dass es letztlich nicht ganz klar ist, was die Natur überhaupt ist."

Im Römerbrief steht ein bedeutungsschwerer Satz:
"Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen." Römer 1,20

Es gehört zu den grossen Erkenntnissen der letzten 50 Jahre, dass jede lebende Zelle ein komplexes Minikraftwerk ist. Jede Zelle ist so aufgebaut, dass man eigentlich nur von intelligenter Planung reden kann und nicht von Zufall. Denn würde man die Zellbestandteile nur geringfügig verändern, würde das ganze System zusammenbrechen und die Zelle sterben. Unser Körper besteht aus solchen Zellen. Jede einzelne korrespondiert mit der nächsten und formt uns zu einem hoffentlich interessanten Wesen.

Der Apostel Paulus erhielt von Gott den Auftrag, auf dem Aeropag in Athen den Epikuräern und Stoikern, den hervorragendsten Denkern und Philosophen der damaligen Zeit, das Evangelium von Jesus Christus zu erklären (Apg. 17). Zu Beginn seiner Rede argumentierte er mit der Existenz des Schöpfergottes. Das Wissen um das Geschaffensein verbindet die Menschheit:


"Es ist der Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was darin lebt. Als Herr über Himmel und Erde wohnt er nicht in Tempeln, die ihm Menschen gebaut haben. Er ist auch nicht darauf angewiesen, von den Menschen versorgt zu werden; denn er selbst gibt ihnen das Leben und alles, was sie zum Leben brauchen. Und er hat gewollt, dass die Menschen ihn suchen, damit sie ihn vielleicht ertasten und finden könnten. Denn er ist ja jedem von uns ganz nahe. Durch ihn leben wir doch, regen wir uns, sind wir!"
Apg. 17,24 bis 27

Diese Aussage wird greifbar, wenn uns bewusst wird, dass Gott jede einzelne unserer Körperzellen geschaffen hat. Paulus schliesst seine Rede wie folgt:


"Wenn wir nun aber von Gott abstammen, dürfen wir nicht meinen, die Gottheit gleiche jenen Statuen aus Gold, Silber oder Stein, die das Produkt menschlicher Erfindungskraft und Kunstfertigkeit sind. In der Vergangenheit hat Gott gnädig über die Verfehlungen hinweggesehen, die die Menschen in ihrer Unwissenheit begangen haben. Doch jetzt fordert er alle Menschen an allen Orten zur Umkehr auf. Er hat nämlich einen Tag festgesetzt, an dem er durch einen von ihm bestimmten Mann über die ganze Menschheit Gericht halten und über alle ein gerechtes Urteil sprechen wird. Diesen Mann hat er vor aller Welt als den künftigen Richter bestätigt, indem er ihn von den Toten auferweckt hat."
Apg. 17,29 bis 31

Der vom Tod Auferweckte ist Christus. Er ist Retter und Richter in einer Person. Wenn Gott existiert, dann muss der Mensch umdenken. Tatsächlich stellt das Evangelium unser natürliches Denken auf den Kopf: Es sagt, dass weder Geld noch Macht noch Ansehen einem Menschen wahres Leben schenken, sondern allein der Glaube – und zwar der Glaube an Christus.

Wie kann ich wissen, dass das Leben mit Christus das Richtige ist? Auf diese Frage ging Jesus direkt ein. Er, der "Ungelehrte", der Zimmermann aus Nazareth, predigte im Tempel in Jerusalem und verblüffte die Zuhörer. Sie tuschelten:


"‘Wie kommt es, dass er die Schrift so gut kennt?’, wunderten sich die Juden. ‘Er ist doch gar nicht darin ausgebildet.’ Jesus selbst gab ihnen die Antwort: ‘Was ich verkünde, ist nicht meine eigene Lehre; es ist die Lehre dessen, der mich gesandt hat. Wenn jemand bereit ist, Gottes Willen zu erfüllen, wird er erkennen, ob das, was ich lehre, von Gott ist, oder ob ich aus mir selbst heraus rede."
Joh. 7,15 bis 17, NGÜ

Wir hätten es lieber umgekehrt: Zuerst das Resultat bitte, bevor wir ein solches Wagnis ins Unsichtbare eingehen. Jesus lehrt eine andere Reihenfolge. Wer überzeugt ist, dass Gott existiert, braucht zuerst die Bereitschaft, Gottes Willen zu tun und dann werden Erfahrungen den Glauben als wahrhaftig bestätigen.

Wie sieht unser Leben aus? Was an unserem Leben hat Wert? Gibt es etwas in meiner Umgebung oder an mir selbst, das weder rostet noch verrottet noch verbrennt? Was gibt meinem Leben Sicherheit? Wonach richte ich mein Leben aus? Welche Lebensmelodie leitet mich?

– "Ich bin okay, führe ein ausgewogenes Leben. Alles paletti."
– "Nur wenn ich alles im Griff habe, geht es mir gut."
– "Wenn ich allen gefalle, dann fühle ich mich gut."
– "Wenn ich mich anpasse, dann haben mich die anderen gern."

Diese Strategien bauen entweder auf uns selbst oder auf die Reaktionen anderer Menschen und es geschieht etwas Verhängnisvolles: Diese inneren Festlegungen sind wie Mauern, die verhindern, dass wir Gott erkennen. Intellektuelle Mauern etwa, die sagen, das "Leben ist ein wahnsinniger Zufall und der Mensch ein noch grösserer". Oder die Mauer der Selbstgerechtigkeit: "Ich bin gut genug vor Gott."

Spätestens angesichts des Todes werden gottlose Überzeugungen versagen. Die Bibel nennt das menschliche Verharren in der Gottesferne die ursächliche Schuld des Menschen. Zu tun, als könne man ohne Gott leben, ist die Sünde überhaupt. Warum denn? Weil das Leben von Gott kommt. Nichts, was lebt, ist zufällig. Der Schöpfer hatte ein Bild unseres Wesens, bevor wir das Licht der Welt erblickten.

"… wie er uns in Christus auserwählt hat vor Grundlegung der Welt …" Epheser 1,4 a

Auch wenn uns vieles gelingen mag – der Sinn unseres Lebens ergibt sich nicht aus dem, was wir tun, sondern aus dem, was wir sind. Was sind wir? Von Gott erschaffene und geliebte Menschen. Gottes Existenz gibt meinem Leben Sinn. Was ist meine Bestimmung? Gottes Gegenüber zu sein! Er ist mein Vater. Er kennt mich. Er führt mich. Er schenkt mir das Nötige. Er weiss etwas mit mir anzufangen. Seine Gnade will der Grundton meines Lebens sein. Warum kommt diese Botschaft nicht besser an? Weil wir fremden Göttern dienen. Wir fliehen vor der Wahrheit und in unserem Herzen stehen dicke Mauern gegen Gott.

Es gibt nur eine Macht, die solche Mauern durchbricht: die Liebe Gottes, sichtbar geworden in Jesus Christus. Es ist möglich, mit Gottes Hilfe etwas Neues anzufangen und das zu werden, wozu Gott uns von Anfang an vorgesehen hat.

Wären unsere humanen Ideologien, unsere Justiz, unsere Medizin so gut, wie wir ständig behaupten, dann hätten wir Armut, Krankheit und Ungerechtigkeit längst im Griff. Aber es ist nicht so. Not, Zerstörung und Tod begleiten unser Leben. Wir können uns weder selbst trösten, geschweige denn erretten.

Menschen sterben an Krebs, erleiden Hirnschläge, verlieren ihren Arbeitsplatz, kommen in Lawinen um ... In einer derart unsicheren Umgebung brauchen wir einen Glauben, der so kräftig ist, dass er uns inmitten dieser Bedrohung Frieden schenken kann, Frieden angesichts des Todes. Genau das schenkt der Glaube an den gekreuzigten und vom Tod auferstandenen Christus.

Nicht ein friedliches Leben, sondern Frieden mit Gott und ein ruhiges Herz, das fest verankert ist im Vertrauen auf Gottes Güte und Gnade, und zwar über den Tod hinaus, auf ewig. Im Glauben an Christus, durch ihn wird ein Mensch aus der Gottesferne, der Entfremdung, befreit zur Gemeinschaft mit Gott. In dieser Beziehung liegt seine Lebensbestimmung.

Gott nennt Menschen, deren Lebenszentrum Christus ist, "meine Kinder" oder auch "meine Geliebten". In eine derart intime Beziehung hinein führt der Glaube.

Wer kennt nicht das Bild, wenn ein Kleinkind zum allerersten Mal die Hände vom Salontisch löst und die ersten schwankenden Schritte hin zum Vater macht? Der Vater ruft: "Komm, Kleines! Du schaffst es. Ich bin ja da!"

Stellen Sie sich jetzt vor, es ginge um Gott und um Sie. Gott steht mit offenen Armen vor Ihnen, Sie stehen an der Tischkante. Was braucht es, damit Sie den Tisch loslassen? Die feste Überzeugung, dass Ihr Vater Sie liebt und Sie in seine Arme schliessen möchte.

Übrigens: In der Mittagspause esse ich häufig Quick-Lunch. Dabei danke ich Gott für diese Möglichkeit.

Datum: 16.12.2004
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: factum Magazin

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