Jesus als Vorbild (1): Freude am Leben – und Sehnsucht nach mehr

Jesus

Jesus zeichnet sich dadurch aus, dass er sich am Leben freut, ohne sich an Genüsse zu binden. Er, der keinen Komfort, keine weichen Kissen kennt, freut sich am Schönen in der Schöpfung. „Seht ihr, wie edel, wie wunderschön die Lilien auf dem Feld sich entfalten?“ fragt er seine Freunde. „An ihr prachtvolles Kleid kommt kein Fürst heran, nicht einmal der König Salomo!“

Für Jesus steht die Freude am Leben, das Gott schenkt, über den Freuden des Lebens. Diese verachtet er nicht; er nimmt am Hochzeitsfest teil, zu dem er eingeladen wird. Und krönt es mit dem Wunder für den Gaumen: Aus geschöpftem Brunnenwasser wird köstlicher Wein.

Die Freude am Leben hat eine Mitte: Freude an der Gemeinschaft mit Gott. Jesus erhebt sich früh am Morgen, geht abseits und betet. Der Vater im Himmel spricht zu ihm, Jesus hört zu, antwortet.

Aus diesem Gespräch heraus, mit der in der Frühe gewonnenen inneren Sammlung, tritt er auf die Dorfplätze, stellt sich dem Elend der Menschen, sieht den Müden ins Gesicht, hört die Klagen, heilt gelähmte und verkrüppelte Glieder, lehrt die Menge, beantwortet die Fragen, erkennt Dämonen und treibt sie aus.

Einige seiner Freunde beauftragt er, dasselbe zu tun. Sie schwärmen aus, um den Menschen an noch mehr Orten klarzumachen, dass Gott da ist – da, um zu heilen, zurechtzubringen und wiederherzustellen. Dass Gott von Gefangenschaft befreien und den ersten Platz einnehmen will. Die Freunde erleben es tatsächlich: Menschen werden geheilt, böse Geister weichen, wenn sie sie wegweisen, wie Jesus es tut. Begeistert kommen sie zurück.

Jesus freut sich mit ihnen von ganzem Herzen. Und bestätigt, dass sie vom Himmel, von Gott selbst Autorität haben, böse Mächte zu vertreiben. Doch etwas viel Grösseres gibt es, das sie noch viel mehr mit Freude erfüllen kann: „Freut euch lieber darüber, dass eure Namen bei Gott aufgeschrieben sind!“

Der Evangelist Lukas, der diese Szene beschreibt (10,20), fährt weiter: „Damals wurde Jesus vom Geist Gottes mit jubelnder Freude erfüllt und rief: „Vater, Herr über Himmel und Erde, du hast angefangen, deine Herrschaft aufzurichten. Das hast du den Klugen und Gelehrten verborgen, aber den Unwissenden hast du es offenbar gemacht. Dafür preise ich dich! Ja, Vater, so wolltest du es haben!“

Diese Freude über Gottes Handeln überstrahlt das Leben von Jesus. Das Elend im Land, die Armut, die Ungerechtigkeit sieht er. Aber die Freude ist grösser. Weil er mit Gott verbunden ist, der wunderbare Wege geht. Was Gott tut, entgeht den Weisen, den Hochgebildeten in Jerusalem, den Superfrommen und auf religiöse Vollkommenheit Bedachten. Nicht bei ihnen entfaltet sich die Herrschaft Gottes, sondern mitten in der Not, bei den Leidenden, Ausgebeuteten, die mit dem Leben nicht zurechtkommen.

Freude an Gott, der barmherzig ist. Der seine Augen nicht vom Elend abwendet. Jesus ist der Handlungsbevollmächtigte des Gottes, dem die Nöte der Menschen nicht zu banal sind. Gott nimmt sich ihrer an. Jesus freut sich, als der Knecht Gottes unter den Menschen zu wirken.

In die Freude mischt sich Schmerz darüber, dass der Widerstand der Mächtigen und der Oberfrommen zunimmt. Sie lassen sich die Busspredigten des Mannes aus Nazareth nicht bieten – ihre fromme Heuchelei lässt er nicht gelten.

In den letzten Monaten, unterwegs nach Jerusalem, steigt die Spannung. Die Signale der Feindschaft sind unübersehbar. Jesus gibt seine Freude am Leben hinein in die Bereitschaft, alles zu tun für die Ziele des Vaters im Himmel: „Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer zu entzünden, und ich wollte es stünde schon in hellen Flammen.“

Dem Höhepunkt der Freude – dem von der Menge bejubelten Einzug in Jerusalem auf einem Esel – folgen Tage höchster Spannung. Sie entlädt sich in der Verhaftung und Verurteilung von Jesus. Pilatus, der Statthalter Roms in Jerusalem, lässt den grossen Freund der Menschen, den Lehrer des Friedens, den Heiler ans Kreuz schlagen. Jesus wehrt sich nicht, ruft die Engel nicht zu Hilfe gegen seine Peiniger. Er stirbt.

Doch das ist nicht das Ende. Gott erweckt Jesus am dritten Tag von den Toten. Der Tod – der grösste Feind der Freude – ist besiegt, kann ihm nichts mehr anhaben. Jesus beschenkt seine Freunde mit dem Geist Gottes. Freude ist Gottes Gabe an die Menschen; in Jesus können wir sie entdecken.

Zur Artikelserie:
Jesus als Vorbild (2): Er liebt die Menschen
Jesus als Vorbild (3): Friedensstifter in unruhiger Zeit
Jesus als Vorbild (4): Ein grosses Herz für die Menschen
Jesus als Vorbild (5): Die Freundlichkeit Gottes in Person
Jesus als Vorbild (6): Jetzt können Versager hoffen
Jesus als Vorbild (7): Kraftvoll und gelassen
Jesus als Vorbild (8): Der Mann, der aneckt, weil er das Gute will
Jesus als Vorbild (9): Ein Diener, der alles auf den Kopf stellt
Jesus als Vorbild (10): König der Herzen
Jesus als Vorbild (11): Perspektiven für ein gelingendes Leben

Datum: 08.11.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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