Das Leben umarmen – trotz allem

Aufatmen und frei sein: Robert Seitz (rechts) und Christoph Fankhauser
Ineinander von Musik und Wort: Christoph Fankhauser

Mit einer Rekordzahl von über 80 Teilnehmenden stiess der erste diesjährige Anlass von „Theologie im Gespräch – TiG“ am 7. Januar in Zürich auf grosses Interesse. Robert Seitz, Pfarrer im Ruhestand, und der Musiker Christof Fankhauser schufen eine Symphonie von Musik und Wort auf hohem Niveau, mit der sie die Freiheit des Reich Gottes proklamierten.

Eine musikalische Meditation, untermalt mit heiter-besinnlichen Texten und Liedern, öffnete Geist und Herzen für die Kerngedanken des Tages: Freiheit im Zeichen des Himmels auf Erden.

Robert Seitz, pensionierter Methodistenpfarrer, knüpfte bei der Bergpredigt und bei einer der Kernreden Jesu an, den „Seligpreisungen. „Selig werden hier Frauen und Männer gesprochen, die aus ihm, Jesus, und aus seinen Worten und Handlungen keine Skandalgeschichte machen, betonte Robert Seitz. „Sie haben das Wesen des Himmelreiches, das nun schon gekommen ist und gleichzeitig auch noch kommen wird, verstanden. Das Himmelreich ... deckt sich nicht mit der religiösen und weltlichen Alltagsliturgie – sie ist etwas Neues, wahrhaft Alternatives, eben für viele etwas Ärgerliches“.

Neues Verständnis von Mensch und Schöpfung

„Heute ahnen wir: nur in einem ganz neuen Verständnis von Menschheit und Schöpfung liegt Zukunft und Leben“ folgerte Seitz. „Neue Werte müssen das Alte, das auch heute Barbarische, ablösen. Die neuen Menschen, welche Jesus glücklich preist, sind Hungernde, Weinende, Gewaltlose, in denen die Zuwendung Gottes zu den Menschen aufleuchtet, „die Liebe eines Gottes, der sich sichtbaren und unsichtbaren moralischen, religiösen und gesellschaftlichen Grenzen sprengt.“

Überzeugend übersetzte Robert Seitz die Worte der Seligpreisungen in unsere Zeit. Die Armen vor Gott sind demnach Menschen, die aufgehört haben, „mit ihrem Erfolg und ihren Erfahrungen ihren Mitmenschen ständig in den Ohren zu liegen“. Konkret zum Beispiel von Verwaltungsräten, die aufgehört haben, „alles mit neutralen Bergriffen der Geschäftswelt zu beschönigen“. Statt einer weissen Weste repräsentieren sie „nur noch empfangene Gnade im Stückwerk ihres Lebens“.

Faszinierende Freiheit der Liebe

Ihnen mutet Jesus nicht mehr das Joch strenger religiöser Ordnungen und Gesetze, religiöse und gesellschaftliche Disqualifizierung zu, sondern bietet ihnen „die faszinierende Freiheit einer unmittelbaren Liebe“ an.

Er stellt damit die Welt auf den Kopf, zum Beispiel das Denken in Hierarchien. Er kehrt sie aber auch nicht einfach um, was einer Diktatur der Zukurzgekommenen den Weg bereiten würde. Seine neue Losung lautet: „Leben und zukünftiges Leben ist nicht herrschen, sondern füreinander da sein.“ Eine befreiende, wenn auch hoch politische Aktualisierung. Und ein Anstoss zum „Aufatmen und Frei Sein“, wie es in der Tagungseinladung stand.

Datum: 25.01.2006
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Jesus.ch

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