Ich, ein Original

Das Kreuz mit dem Neid

Wer kennt es nicht, dieses nagende, unangenehme Gefühl, bei anderen etwas zu sehen, das man selbst gerne hätte? «Alle Not kommt vom Vergleichen», meinte schon der dänische Theologe Sören Kierkegaard. Manchmal sehnt man sich nach mehr Talent, Schönheit oder Glück.
Heute ist es medizinisch

Es ist leicht, anderen etwas zu gönnen, wenn man es selbst hat. Aber es ist schwer, anderen etwas zu lassen, was man selbst nicht hat und auch nicht bekommen kann, jedoch für wichtig hält.

«Niemand von uns will mit Neid etwas zu tun haben», beobachtet Antje Balters, die Vorträge zum Thema Neid hält. «Trotzdem kennen die meisten von uns dieses Gefühl nur zu gut. Weil wir halt Menschen sind und weil wir uns mit anderen vergleichen.» Der Neid ist tief verbunden mit dem Gefühl der Ungerechtigkeit.

Neider sind keineswegs eine Minderheit. Zwei Drittel der Leute sind neidisch auf andere. Jeder Zweite versucht, das Gefühl der Missgunst zu unterdrücken. Das ergab eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Mehr als ein Fünftel der Befragten ist der Meinung, im Vergleich mit anderen Menschen zu kurz gekommen zu sein.

Neid kann krank machen

«Die gefährlichsten Herzkrankheiten sind immer noch Neid, Hass und Geiz», war sich die amerikanischen Schriftstellerin Perl S. Buck sicher. Heute ist es medizinisch tatsächlich gesichert: Neid tut nicht nur der Seele weh, sondern auch dem Körper. Viele Menschen sind buchstäblich krank vor Neid: So leiden beispielsweise fast fünf Prozent der Deutschen bei Neid auf andere unter körperlichen Beschwerden wie Magenschmerzen oder Herzrasen. Fast vier Prozent schlafen schlecht oder kämpfen mit massiven Schlafstörungen. Ebenso viele fühlen sich ohnmächtig und »wie gelähmt».

«Neidische Menschen werten die eigenen Fähigkeiten ab», sagt Psychologe Rolf Haubl. Wer unablässig Dingen nachjagt, die anderen scheinbar in den Schoss fallen, fällt doppelt zurück: Er wird den Konkurrenten kaum einholen und vernachlässigt gleichzeitig die Pflege der eigenen Talente. So ist Neid immer der Spiegel meines eigenen Mangels.

Die eigenen Grenzen annehmen

Im Kern ist der Neid ein Krieg, den wir gegen uns selbst führen. Bekämpfen lässt sich der Neid nur, wenn man die Beziehung zu sich selbst ändert. Man muss sich selbst bejahen, in den eigenen Grenzen. Das ist die beste Neidbremse. Wichtig ist daher herauszufinden, was wirklich hinter dem Neid steckt. In einem ruhigen Moment sollte man sich die Frage stellen: «Was ist wirklich los mit mir?» Neid weist den Betroffenen darauf hin, dass er mit sich selbst und seiner Umwelt nicht im Reinen ist. Es ist eine Art Aufforderung, sich mit dem eigenen Lebensentwurf auseinanderzusetzen.

Falls Sie dazu neigen, andere zu beneiden, denken sie daran was sie einzigartig macht: Was habe ich, was andere neidisch machen könnte und welche Fähigkeiten besitze ich, die andere nicht haben? Was macht mein Leben - unabhängig von Besitz und Erfolg - wertvoll?

Neid sagt also mehr über uns selbst als über andere aus. Und gerade darin liegt eine Chance. Darum sollte die Frage im Umgang mit dem Neid so lauten: Wie wird aus meinem negativen Neidgefühl ein positives Begehren, das mich antreibt, meine Wünsche zu erfüllen? Und was wünsche ich mir überhaupt? Vielleicht liegt meine Sehnsucht nämlich ganz woanders. Und ich habe nur noch nicht herausgefunden, wo. Was der andere hat ist nicht unbedingt das, was mir fehlt.

Gott schaut nicht auf Unterschiede

Gott liebt jeden bedingungslos und Gott schaut nicht auf Unterschiede. Die Bibel warnt uns immer wieder eindringlich: Vergleiche dich niemals mit jemandem anderen. Warum nicht? Jeder ist einzigartig, ein Unikat. Also wozu dann vergleichen?

Oft beneiden wir Menschen, weil wir nicht die ganze Wahrheit hinter deren Erfolg kennen. Und von daher mein Ratschlag: wenn jemand mit Neid zu kämpfen hat, dann soll er sich fragen, ob er wirklich bereit ist mit dem anderen in allem zu tauschen. Nicht nur in dem Bereich wo er den anderen gerade im Vorteil sieht, - sondern wenn er tauschen will - dann in allen Lebensbereichen.

Viele Menschen sind viel mehr damit beschäftigt zu sehen, was sie nicht haben, als dass sie dankbar für das sind, was sie haben. Neid basiert auf einem Irrglauben, zu meinen, wir bräuchten mehr, um glücklich zu sein. Der entscheidende Punkt ist dieser: Alle die Dinge, die wir neidisch auf Erden begehren, werden im Himmel ohne Bedeutung sein. Jesus sagt: Wenn du im Himmel gross sein willst, dann musst du lernen, auf der Erde den Menschen zu dienen. Und deshalb lass dich durch nichts - auch nicht durch Neid - davon abhalten.

Zum Nachschlagen: Biblisch betrachtet werden im Neid die «Werke des Fleisches» (Die Bibel, Galater 5, Vers 19) sichtbar, zu denen auch der Neid gehört. So appelliert die Bibel: «Lasst uns nicht nach Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden.» Die Bibel verurteilt Neid an mehreren Stellen, beispielsweise in Römer, Kapitel 1, Vers 29; 1.Timotheus, Kapitel 6, Vers 4; Titus, Kapitel 3, Vers 3; 1. Petrus, Kapitel 2, Vers 1; Jakobus, Kapitel 3, Verse 14+16.

Datum: 20.11.2009
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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