Im richtigen Moment

«Bibel erschien in Gefängniskoje, als ich mich töten wollte»

«Ich werde das nicht überleben.
Scott W. Bailey glaubte das Gefängnis und den Entzug nicht zu überleben. (Bild: Unsplash)
Scott W. Bailey

Es gibt nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt. Ich gebe auf!», dachte Scott W. Bailey. «Unter Tränen bastelte ich mir eine Schlinge aus dem Bettlaken und beäugte die Leuchte an der Decke meiner Gefängniszelle. Sie sollte mich halten, dachte ich...»

«Wofür sollte ich noch leben?», dachte Scott W. Bailey. «Ich hatte in jedem Bereich meines Lebens versagt. Der Drogen-Entzug würde mich wahrscheinlich sowieso umbringen. Wozu war ich jetzt noch gut? Ich bereitete mich darauf vor, mein Leben zu beenden. Ich war zu einem Gefangenen meiner eigenen Entwicklung geworden.»

Jahre zuvor, um Thanksgiving 1984, veränderte sich sein Leben auf einen Schlag. «Zu dieser Zeit lebte ich in Maui und dachte, ich sei auf dem Höhepunkt meines Glücks: Surfen, Party machen und frei leben. Im Laufe der Jahre starben viele meiner Freunde an einer Überdosis Drogen, anderen drohten Gefängnisstrafen. Irgendwie entkam ich beidem, ich hielt mich für unsterblich.»

«Aus dem Spiegel starrte ein Ungeheuer»

Ohrenschmerzen und eine Beule an seinem Kiefer brachten ihn an einem sonnigen Nachmittag zum Arzt. «Ich war nicht auf den besorgten Gesichtsausdruck des Arztes vorbereitet. Ihm gefiel nicht, was er sah, und er schickte mich am nächsten Morgen sofort in die OP.»

Am Abend erfuhr Scott, dass die Operation über acht Stunden gedauert hatte und dass sie ihn ins Leben zurückholen mussten. «Ich fühlte mich immer noch wie betäubt. Mein Kopf war eingewickelt wie eine Mumie. Nach zehn Tagen wurden die Verbände entfernt und was ich sah, war entsetzlich.»

Scott erinnert sich: «Dort, im Spiegel, starrte mich ein Ungeheuer an. Eine Narbe, die von der Spitze meines Ohres bis hinunter zu meinem Adamsapfel verlief, wurde durch die Schwellung meines Gesichtes hervorgehoben. Ein Auge war wie gelähmt weit offen. Mein Stolz löste sich in Entsetzen auf. Das konnte nicht ich sein. All die Jahre, in denen ich das goldene Kind war, der Auserwählte in der Familie, der für Grosses bestimmt war, gerieten ins Wanken, als ich mir meine Zukunft mit einem lebenslang entstellten Gesicht vorstellte. Ich wollte lieber sterben, als so auszusehen.»

Die Ärzte gaben ihm noch drei Jahre

Drei Wochen später rief ihn sein Arzt zu einer Besprechung. «Scott, Sie haben einen seltenen Krebs namens Mukadermales Karzinom. Aufgrund des schnellen Wachstums des Tumors in Ihren Lymphknoten haben Sie maximal noch ein bis drei Jahre zu leben.» Er erklärte, dass er einen grossen Tumor in der Nähe seines Gehirns entfernt habe. Die Nerven waren eingekerbt worden und die rechte Seite seines Gesichts war gelähmt und würde wahrscheinlich nicht heilen. Dann fügte er eine aussergewöhnliche Bemerkung hinzu: «Aber ich glaube nicht, dass es so sein muss.» Alles, was in meinen Ohren widerhallte, war das Todesurteil, aber etwas in mir wollte immer noch leben.

Massive Drogenmengen

Unter Schock stehend, erinnerte er sich an den Beginn seiner Drogensucht fünfzehn Jahre zuvor. «Meine Mutter und meine Grosseltern starben innerhalb weniger Monate. Mein Motto wurde, dass es besser ist, in einem Feuerball zu sterben, als zu rosten. Und das tat ich auch. Was zuerst eine ‘Partysucht’ von Heroin, Kokain und Pillen war, wurde (nach der Diagnose) zu einer Lebensweise mit massiven Mengen. Es spielte keine Rolle; ich wäre sowieso gestorben.»

Er verstiess jene, die ihn liebten. «Ich wurde so gestresst, dass ich eine Spritze Heroin in der Schublade aufbewahrte, damit diese mir, wenn ich mitten in der Nacht schweissgebadet aufwachte, die Albträume nahm und mich wieder in ein drogenbedingtes Vergessen schickte.»

Kein «Rockstar» mehr, sondern Junkie

Langsam entglitt ihm der «Rockstar-Status», «und ich wurde zum alltäglichen, schäbigen Junkie. Wer könnte mich jemals lieben? Ich war so süchtig, dass es keinen Ausweg mehr gab und ich wusste, dass ich nie wieder normal sein würde. Dämonische Aktivitäten umgaben mich.»

Bald wurde er wegen Drogenbesitzes verhaftet. Es begann mit einem Wochenende im Knast. «Während einem meiner Kurzzeitaufenthalte im Bezirksgefängnis fühlte ich mich zu einem Bibelstudium mit anderen Insassen hingezogen und lernte ein wenig über einen Retter, den ich nie gekannt hatte.»

Auf der Flucht

Als er wieder draussen war, versuchte er, in der Bibel zu lesen. «Ich fing an, morgens in den Evangelien die Worte Jesu zu lesen, nur um mich am Abend wieder dem Feiern zuzuwenden. Das Bibellesen hörte auf, und das Feiern ging mit voller Wucht weiter.»

Er erschient nicht zu den Treffen mit seinem Bewährungshelfer und flüchtete. «Meine Süchte waren wieder voll da und ich war verzweifelter als je zuvor. Ich konnte nirgendwo hin, mich nirgendwo verstecken.»

Er überlebte eine Überdosis und erlebte bald eine Nacht des Schreckens. «In einem nüchternen Moment wurde ich mit eigenem Auge Zeuge von okkulten Tieropfern, direkt gegenüber der Wohnung meines Freundes. Gott lehrte mich in diesen beiden Ereignissen eine unvergessliche Lektion: dass Satan real war, und die Hölle auch und dass ich mit voller Kraft dorthin kommen würde. Er wollte jedoch nicht, dass ich untergehe!»

Alles verspielt…

Eines Nachts schlief er unter einem Busch in seiner Heimatstadt, «wo ich als hochbegünstigter Urenkel eines der einflussreichsten Männer der Stadt aufgewachsen war. 'Sieh mich jetzt an', dachte ich. Ich weinte und weinte. Wie hatte es so weit kommen können? Ich hatte alles vergeudet Geld, Aussehen, Einfluss, Bildung und die richtige Erziehung alles vergeudet, während ich unter einem Busch mit meiner Realität rang.»

In dieser kalten Nacht erinnerte er sich an Gott, «der mir im Gefängnis die Hand gereicht hatte, dieser Gott, der mich liebte, als niemand sonst es tat. Ich sammelte meine Stimme und flüsterte zu ihm. 'Gott, wenn du mich hörst, wenn du mich kennst, ich brauche dich. Bitte hilf mir! Ich kann mit diesen Drogen nicht aufhören.'»

Warteten nun die letzten Tage?

Nach ein paar Tagen schnappte ihn die Polizei. «Ich würde nun den Drogenentzug erleben und meine letzten Tage mit Krebs in einer Gefängniszelle verbringen. Meine Sucht war so stark, dass ich wirklich glaubte, es gäbe keine Möglichkeit, den Entzug zu überleben. Ich wusste, dass mich der Entzug in drei Tagen mit voller Wucht treffen würde.»

In seiner Zelle hatte er sich also eine Schlinge gebastelt. «Ich wollte sie mir gerade um den Hals legen, als der Lautsprecher in meiner Einzelzelle zum Essen rief. Ein Summer ertönte und die Zellentür klickte auf. Verwirrt und frustriert nahm ich die Schlinge ab und wagte mich hinaus in die Hauptgruppe der Sträflinge. Ich war schweissgebadet, zitterte und hatte drei Tage lang gekotzt. Überwältigt von Müdigkeit und der Depression eines Sterbenden, hatte ich keine andere Wahl, als mich in die Schlange zum Speisesaal zu stellen.» Er konnte aber nicht essen. «Mein Magen und Darm explodierten und meine Muskeln zuckten am Rande eines Krampfanfalls.»

Die Bibel

Als sich die Zellentür wieder öffnete, lag dort auf seiner Pritsche eine Bibel! «Wie war sie dorthin gekommen? Ich hatte keinen Mitbewohner, und der Raum war komplett mit Glas umschlossen. So machte man das mit Sträflingen, die als gefährlich für die Allgemeinheit galten. Doch da war sie: eine Bibel.»

Sofort fiel er neben dem Bett auf die Knie und begann zu weinen. «Diese Bibel gehörte mir. Gott war real und er sorgte sich um mich. Ich weinte und weinte und schrie, dass mir vergeben würde. Ich wollte diesen liebenden Gott kennenlernen, der mir gefolgt war. Ich brauchte ihn dringend, als einzige Hoffnung zu überleben.»

Als er auf den Boden blickte, sah er eine Tränenlache auf dem Beton. «Ich schlug die Bibel auf und begann, aus der Apostelgeschichte zu lesen. Hier waren Christen, die gerade durch die scheinbar qualvollsten Umstände gegangen waren, nachdem sie gesehen hatten, wie ihr Erlöser gekreuzigt wurde.»

Mit den Aposteln gefühlt

Die Apostel fühlten sich allein und wussten nicht, was sie als nächstes tun sollten. «Ich fühlte mit ihnen mit. Dieses Buch zog mich weiter in seinen Bann. Als ich weiterlas, erfuhr ich von einem Mann namens Paulus, der wegen der Liebe zu seinem Erlöser ins Gefängnis kam. Die Worte sprangen von den Seiten und wirkten auf meine Seele. Jeden Tag fühlte ich mich körperlich stärker, gesünder und erneuert. Ich war mit Hoffnung und Wahrheit erfüllt. Jesus Christus war mein Erlöser, der sich daran erfreute, die 99 anderen Schafe zu verlassen, um zu mir zu kommen.»

Nichts verschlang Scott wie die Bibel. «Bald begann ich, mit jedem zu sprechen, der zuhören wollte, mit Insassen und Wärtern. Wir alle brauchten Hoffnung und Orientierung. Ich verbrachte etwa einen Monat im Bezirksgefängnis. Das war eine Zeit der Vorbereitung, die mich ausrüstete, mit dem Gott zu leben, der mich liebte.»

Evangelium verbreitet sich hinter Gittern

Er wurde nun in ein anderes Gefängnis verlegt, wo er nicht mehr in Einzelhaft untergebracht war. «Während meines zwölfwöchigen Aufenthalts in Chino hatte ich jede Woche einen anderen Mitbewohner, mit dem ich die Liebe Christi teilte. Mindestens acht von ihnen begannen, jeden Tag mit mir die Bibel zu studieren und zu beten.»

Nach zwölf Wochen bekam er die Nachricht, dass er ins Corcoran State Prison verlegen würde. «Ich erntete besorgte Blicke, sogar von den Wärtern. Ich erfuhr, dass dieses für Schwerverbrecher mit der höchsten Sicherheitsstufe, einschliesslich einer Todeszelle, konzipiert war.» Zu den berüchtigtsten Figuren, die dort gelebt hatten, zählte Charlie Manson.

«Warum dorthin?»

Bis auf seine Bibel wurde ihm wie im Gefängnis davor alles abgenommen. Auf dem Hof stellte Scott fest, warum Gott ihn hier haben wollte. «Ich fand heraus, dass es eine Kapelle gab. In Corcoran hatten wir die beste christliche Bibliothek im gesamten staatlichen Strafvollzug, und ich wurde in ein Bibel-College-Programm für Gefangene aufgenommen.»

Im August 1990 wurde er mit 200 Dollar aus dem Gefängnis entlassen. Seine alten Drogenfreunde wollte er nicht kontaktieren, da erinnerte er sich an einen Freund, der ein Haus und eine Firma besass.

Dieser bot ihm vorübergehend einen Job an, damit er auf eigenen Beinen stehen konnte. Bald lernte er seine zukünftige Frau kennen, das Paar hat heute drei Kinder und Scott engagiert sich seit nun 30 Jahren für den christlichen Glauben. «Es ist ein grosses und wunderbares Geheimnis, von dem Gott des Universums geliebt zu werden. Er zählt uns zu den Seinen: seine Freunde, seine Kinder, Miterben des Königreichs mit seinem Sohn, Jesus Christus. Der König der Könige und Herr der Herren hat sich gefreut, mit mir jeden Schritt des Weges zu gehen. Er hat mich über meine kühnsten Träume hinaus gesegnet. Und er möchte auch Sie segnen!»

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Datum: 08.07.2021
Autor: Scott W. Bailey / Daniel Gerber
Quelle: God Reports / gekürzte Übersetzung: Livenet

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