Der Dritte Tempel wirft erste Schatten

Das «Temple Mount Information Center» in der Jerusalemer Altstadt.
Rabbi Tsvi Rogin, Gründer und Direktor des Temple Mount Center.
Rabbi Rogin unterrichtet eine Schulklasse.
Rabbi Chaim Clorfene beim Bau des Tempelmodells.

Auf dem Jerusalemer Tempelberg soll eine riesige jüdische Anlage entstehen: der nach biblischer Zählung Dritte Tempel. Rabbi Tsvi Rogin treibt dieses Anliegen voran.

Sein Ziel ist klar und einfach formuliert: Sein «Temple Mount Information Center» soll «die Herzen der Menschen wachrufen und den Willen und das Verlangen wecken, den heiligen Dritten Tempel in unseren Tagen aufzubauen». Die Frage nach dem genauen Wann bleibt offen.

Rabbi Rogin und seine Bewegung zeigt, dass der Tempelberg die Gemüter bewegt. Und er schürt Emotionen. Aussagen der Bibel zufolge soll es nach den Bauten unter Salomo und Herodes in Jerusalem noch einen dritten Tempel geben. Wir sprachen mit Rabbi Rogin, einem der Männer, die das verwirklichen wollen. Das Center steht im jüdischen Viertel in der Altstadt von Jerusalem.

Rabbi Tsvi Rogin, in meinem Büro hängt ein Bild mit einem Modell des Dritten Tempels. Wann kann ich es durch eines vom echten Tempel ersetzen?
Rabbi Rogin: Wir hoffen, schon bald. Aber wir wissen es natürlich auch nicht genau. Wer viel spricht, weiss nichts. Wer es weiss, sagt es nicht.

Auf dem Platz, wo Sie das heiligste Gebäude der Juden errichten wollen, stehen zwei Moscheen. Für deren Glauben sei das der drittheiligste Ort...
Ein einfacher Blick auf den Tempelberg genügt: Überall ist Schmutz, Graffitis und Kleber, Kinder spielen Fussball und rutschen die Treppe runter, die Leute machen Picknick und so weiter. Das zeigt, dass ihnen der Platz nicht so enorm heilig ist. Eine Fotostudie zeigt, dass seit 150 Jahren Unkraut zwischen den Pflastersteinen wächst und alles vernachlässt wird.

Der Platz ist für die Moslems deshalb wichtig, weil er für die Juden wichtig ist. Von 1948 bis 1967 zerstörten die Moslems 58 Synagogen innerhalb eines Quadratkilometers in der kleinen Altstadt. Der Felsendom wurde gebaut, damit dort nicht der jüdische Tempel errichtet werden kann. Wir wollen, dass der Felsendom umplatziert wird. Vielleicht kann man ihn nach Saudi-Arabien verschieben.

Was muss passieren, damit Sie den Tempel bauen können?
Sobald die jüdischen Menschen die fremden Ideologien ablehnen und den Bau fordern, wird auch damit angefangen. Ein Teil des Materials steht bereit. Ein anderer Teil muss noch hergestellt werden.

Wie stark ist die Bewegung, die hinter dem Dritten Tempel steht?
Man kann das mit einer Pyramide vergleichen: Eine kleine Anzahl Menschen widmen diesem Anliegen ihr Leben, und eine grössere Zahl interessiert sich dafür und will mithelfen. Aber andere Sachen sind ihnen wichtiger.

In der Bibel steht, dass Jesus Christus den Tempel baut. Aber nicht aus Steinen, sondern im übertragenen Sinn aus den Menschen, die an ihn glauben. Was sagen Sie dazu?
Die Person Jesus aus euren Büchern ist keine historische Persönlichkeit. Er ist eine Komposition aus vier Personen, die in einer Zeitspanne von 200 Jahren lebten. Vieles aus den Evangelien wurde von Erzählungen über frühere Menschengötter genommen, wie zum Beispiel Krishna und Buddha. Das Neue Testament wurde nach dem angenommenen Tod von Jesus geschrieben. – Unsere Tradition will, dass ein physischer Tempel an seinem korrekten Ort steht.

Die Archäologin Eilat Mazar geht auf die Barrikaden, weil moslemische Fundamentalisten am Tempelberg Funde aus der ersten und zweiten Tempelperiode zerstören. Wie wichtig sind diese Funde für Sie?
Wir brauchen keine Entdeckungen, um überzeugt zu sein, dass dort einmal der Tempel stand. Es ist beschämend und ein Verbrechen, dass die Araber antike Gegenstände zerstören dürfen und unsere Regierung dabei zuschaut. Am Ende wird aber der Niederträchtige zerstört und das Königreich Gottes aufgerichtet.

Datum: 13.12.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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