Sportschütze Ralf Schumann bei Olympia

«Nach dem Finale begriff ich, dass es Gott gibt»

In London wird er wieder für die deutsche Olympia-Mannschaft antreten: Schnellfeuerschütze Ralf Schumann. Doch selbst wenn er dieses Jahr noch eine Medaille schiesst, wird das, was er 2004 bei Olympia erlebt hat, schwer zu toppen sein.
Der mehrfache Weltmeister und Olympiasieger Ralf Schumann gehört auch in London zu den Anwärtern auf eine Medaille.

Rückblick auf die Olympiade 2004 in Athen: Ralf Schumann ist nicht so unbeschwert wie sonst. Seine Ehe steht auf dem Prüfstand. Es kriselt enorm. Er will eine Medaille holen, aber irgendwie fällt es ihm schwer, sich zu konzentrieren. Dass er jetzt überhaupt im Finale steht, ist bereits ein kleines Wunder.

Zwölf Durchgänge lang hatte seine Hand gezittert wie ein Presslufthammer. Nur mit Mühe hatte er die kleinen, zylinderförmigen Patronen in seine Waffe geladen. Der Gang zum Schiessstand war wackelig, der Griff zur Waffe unsicher. Doch immer, wenn er mit Kimme und Korn die Zielscheiben anpeilte, wurde er plötzlich ruhig. So etwas hatte Ralf Schumann zuvor nie erlebt.

Der entscheidende Moment, die Endrunde: Das Lichtsignal schaltet von Rot auf Grün. Wie von selbst streckt er den Arm mit der Waffe nach vorn und gibt innerhalb von vier Sekunden fünf Schüsse ab. Fünf Treffer in die Zehn in der Mitte der Scheibe. Wie haben die Gegner geschossen? Die Ergebnisse werden ausgewertet, der Computer rechnet. Die Minuten, bis das Ergebnis auf der Anzeigetafel auftaucht, scheinen wie eine Ewigkeit. Dann endlich die Gewissheit: Gold! Ralf Schumann ist Olympiasieger.

Sieg trotz zittriger Hände?

Mit der Goldmedaille in der Tasche macht er sich auf den Weg zu einer Talkshow im griechischen Fernsehen, wo das Finale und die Siegerehrung noch einmal eingespielt werden. Und plötzlich fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: «Nicht ich habe den Sieg geholt. Meine Nerven lagen doch die ganze Zeit blank und ich habe gezittert», so Schumann. «Mir wurde bewusst, dass diese Medaille ein Geschenk war. Mit einem Schlag begriff ich, dass es einen Gott geben musste, der mich unbegreiflich liebt – ohne Ansehen meiner Person.»

Suche nach Gott

In den nächsten Tagen kauft sich Ralf Schumann eine Bibel und will der Sache mit Gott auf den Grund gehen. Und je mehr er über seinen Sieg nachdenkt, desto überzeugter wird er, dass Gott seine Finger im Spiel gehabt haben muss. Es ging einfach kein Weg daran vorbei, dass es Gott geben musste und dass er persönliches Interesse ihm hatte.

Diese völlig neuen Gedanken veränderten ihn und auch seine Ehe. Wie hatte er diese nur aufs Spiel setzen können? Was hatte er seiner Frau Anke alles angetan in den letzten Monaten? Konnte er das jemals wieder gut machen? Es folgten lange Gespräche und noch eine Chance. Das Ehepaar sprach nun gemeinsam viel über Gott und betete sogar miteinander. Und: Die beiden verstanden sich viel besser als früher.

Besser als jede Medaille

Ralf Schumann ist überzeugt, dass das, was er bei Olympia in Athen gefunden hat, viel besser ist, als jede Medaille. «Ich bin ein völlig anderer Mensch geworden. Früher war ich egoistisch. Durch meinen Glauben bekam ich einen viel sensibleren Blick für meine Mitmenschen. Die Probleme anderer rückten mehr und mehr in den Vordergrund.

Aber auch was mich betrifft, bin ich froh, Jesus zu kennen. Ohne Jesus wäre ich jetzt vielleicht Alkoholiker und hätte mein Leben kaputt gemacht. Heute brauche ich keine Hilfsmittel mehr, um mein Bewusstsein zu erweitern. Der Glaube ist für mich der stärkste Antrieb. Die Gewissheit, dass Jesus für mich am Kreuz war, dass er jeden Menschen liebt. Gott hat mir die Gewissheit gegeben, dass er für jeden von uns einen Plan hat und dass jeder Mensch von ihm gewollt ist. Mit dem, was ich tue, möchte ich Gott für seine Liebe und Hilfe danken. Meine Fähigkeiten und Talente sind ein Geschenk von ihm. Ich habe die Pflicht, sie möglichst gut einzusetzen.»

Und weil der Glaube in Schumanns Leben so viel Gutes bewirkt hat, möchte er den anderen Menschen nicht vorenthalten. Sein Markenzeichen ist eine Schildmütze mit der Botschaft: «Jesus lebt!»

Nur bei Olympia 2012 in London, wird dieses öffentliche Bekenntnis fehlen.Weil sein Verband die Regeln des Internationalen Olympischen Komitees streng auslegt, ist es Schumann verboten, religiöse Sprüche offen zu tragen. Doch das ist Schumann egal. Die Mütze kann man ihm nehmen, seine Überzeugung niemals mehr.

Datum: 29.07.2012
Quelle: thueringerallgemeine.net, Faz.net, blaues-kreuz.de

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