Ayaan Hirsi Ali gegenüber Dawkins

«Ich bereue, dass ich mich lustig machte»

Frauenrechtlerin Ayaan Hirsi Ali
Die Frauenrechtlerin Ayaan Hirsi Ali hat ihre frühere Kritik am Christentum bedauert. In einer Diskussion mit Richard Dawkins widerrief sie ihre frühere These, dass alle Religionen, auch das Christentum, gleichermassen schädlich seien.

In einer lebhaften öffentlichen Diskussion auf der Konferenz «Dissident Dialogues» in New York mit dem Evolutionsbiologen und überzeugten Atheisten Richard Dawkins sprach Ali über ihre Hinwendung zum christlichen Glauben. Dabei offenbarte sie, dass ihr früherer Glaube, alle Religionen seien zerstörerisch, ein Irrtum gewesen sei.

«Ich bereue, dass ich solche Dinge gesagt habe», gestand sie Freddie Sayers, dem Moderator der Veranstaltung. Sie bedauerte, dass ihr früherer Aktivismus «die Skepsis gegenüber dem Glauben gefördert hat, ohne eine praktikable moralische Alternative anzubieten». Dies habe ein kulturelles und moralisches Vakuum hinterlassen, das nun vom Christentum heilsam ausgefüllt werde.

Wichtig: Weitergabe an die nächste Generation

Ayaan Hirsi Ali im Gespräch mit Richard Dawkins

«Wir haben die nächste Generation im Stich gelassen, indem wir ihr diesen moralischen Rahmen genommen und ihr gesagt haben, dass es Unsinn und falsch ist», erklärte Ayaan Hirsi Ali.

Zu Richard Dawkins sagte Ali: «Genau wie du habe ich mich über den Glauben im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen lustig gemacht. Aber ich tue das nicht mehr.» Sie habe gemerkt, dass Menschen, die glauben, etwas haben, was Menschen, die den Glauben verloren haben, nicht haben.

Ein weiser Rat

Ali erzählte, sie habe eine Frau getroffen, die zu ihr gesagt habe: «Du hast alles versucht und keine Hoffnung mehr. Versuch es doch mal mit Beten», erinnert sich Ali. «Da steckt viel Weisheit drin.» Es folgte ein spirituelles Erwachen.

Dawkins wandte ein, dass «das, was die Pastoren sagen, Unsinn ist» und dass «das Christentum von der Sünde besessen ist». Ali antwortete: «Ich glaube nicht, dass das, was die Pastoren sagen, Unsinn ist. Es macht sehr viel Sinn. Ich glaube, dass das Christentum in Wirklichkeit von der Liebe ‘besessen’ ist.»

Die westliche Zivilisation bewahren

Alis Wende vom Atheismus zu einer klar deklarierten christlichen Identität löste ein Raunen in den Reihen ihrer ehemaligen Kollegen in der atheistischen Gemeinschaft aus. Schliesslich war sie Anfang der 2000er-Jahre gerade wegen ihrer religionskritischen Haltung bekannt geworden.

Im vergangenen Jahr betonte Ali die Rolle des Christentums für den Erhalt der westlichen Zivilisation – eine Sichtweise, die bei Dawkins zunächst auf Skepsis stiess. Er stellte ihren neuen Glauben in Frage. In einem offenen Brief schrieb er: «Im Ernst, Ayaan? Bist du eine Christin? Du bist nicht mehr Christin als ich.» Er bezweifelte auch, dass Ali grundlegende christliche Überzeugungen wie die Auferstehung Jesu akzeptierte.

Aufgeweichtes Herz

Die Diskussion in New York offenbarte nun jedoch eine Aufweichung von Dawkins' Haltung. Nachdem er sich Alis Argumentation angehört hatte, lenkte Dawkins ein: «Ich bin hierher gekommen, um dich, Ayaan, davon zu überzeugen, dass du keine Christin bist», sagte er. «Jetzt glaube ich, dass du Christin bist.»

Das Gespräch drehte sich auch um die allgemeineren Auswirkungen verschiedener Religionen auf die Gesellschaft. Sowohl Ali als auch Dawkins waren sich über die problematischen Aspekte des Islam einig. Dawkins bezeichnet sich trotz seiner Kritik am Christentum als kulturellen Christen. Er sieht die Möglichkeit, «den christlichen Glauben als ‘milderen Virus’ gegen die schädlicheren Ideologien anderer religiöser Bewegungen einzusetzen».

Zum Thema:
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Datum: 10.05.2024
Autor: Anugrah Kumar / Daniel Gerber
Quelle: Christian Post / gekürzte Übersetzung: Livenet

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