Birma

Nackte und verkleidete Gewalt gegen das eigene Volk

Häufig war in den vergangenen Wochen von tapferen Mönchen Birmas zu lesen (englisch: Burma). Bilder von Soldaten, die auf Mönche schiessen, gingen um die Welt. Die Generäle spielten ihre Macht aus. Mitten drin: eine christliche Minderheit.
Buddhistische Monumente in der ehemaligen Hauptstadt Yangon (englisch: Rangun).
Professor Georg Schmid bietet im November 2007 zwei Reisen nach Birma an.
Die Sula-Pagode in Yangon; eine Pagode ist ein Haus mit mehreren Dächern. (Foto: Ralf-André Lettau)
Kleine, vergoldete Nebenstupas in der Shwedagon, einem der wichtigsten Sakralbaus in Birma, in der ehemaligen Hauptstadt Rangun, die eigentlich Yangon heisst. (Foto: Stefan Grünig).

In Birma herrscht Ausnahmezustand.* Mönche protestieren gegen die Militärregierung**; diese antwortete zuletzt mit nackter Gewalt. Der Pfarrer und Religionswissenschaftler Dr. Georg Schmid (Rüti ZH) nimmt die Lage unter die Lupe.

Er hielt sich bereits in Birma auf und bietet im November zwei geführte Reisen ins südostasiatische Land an. Schmid erklärt: «Das Volk besteht aus verschiedenen Gruppen und Kulturen, darunter sind auch Separatisten. Als Birma unabhängig wurde, traten manche nur darum dem neuen Staat bei, weil man ihnen versprach, sie dürften nach zehn Jahren auch wieder austreten. Genau das jedoch wurde ihnen verwehrt.»

Der Versuch, die Mönche zu kaufen

Er habe das Gefühl, dass die Militärregierung nicht das ganze Land unter ihrer Kontrolle habe. Manche Sprachgruppen führten ihr Eigenleben, bis hin zu eigenen Armeen. Neben der buddhistischen Mehrheit gebe es auch Moslems und Christen im Land.

Bei den jüngsten Auseinandersetzungen standen und stehen allerdings Buddhisten einander gegenüber: Armee-Angehörige auf der einen, Volk und Mönche auf der anderen Seite. Schmid: «Die Militärregierung setzte auf den Buddhismus. Sie baute eine buddhistische Universität auf, sendete Missionare in animistische und christliche Gebiete. Sie liess Bauwerke renovieren und die Spitzen mancher Gebäude vergolden. Dafür wurde sogar die Unesco aus dem Land verwiesen.»

Buddhistische Karte kein Joker mehr

Die Mönche geniessen grosses Ansehen. Solange sie die Militärdiktatur achselzuckend anerkennen, dann herrscht Ruhe. Lange funktionierte das. Schmid: «Im Land gibt es rund 500'000 Mönche; jeder ist mit mindestens einem Mönch verwandt – ein ideales Untertanenpublikum für eine Diktatur.» Darum sei die Führungsspitze gegen eine Öffnung, und auch Touristen durften nur für wenige Tage ins Land. Dies habe man aber etwas lockern müssen.

«Dennoch ist die Nation arg unterentwickelt. Das müsste nicht sein. Es gibt Bodenschätze, und auch landwirtschaftlich könnte das Land reich sein.» Als nun vor ein paar Wochen der Benzinpreis in die Höhe schoss, brachte dies das Fass zum Überlaufen.

Freilich rebellieren nicht alle buddhistischen Mönche. «Manche Klöster warnten sogar vor den Protesten – und das Militär versuchte die Widerstandsbewegung zu spalten.» Künftig, so Schmids Einschätzung, würden die Generäle weniger auf die buddhistische Karte setzen.

Christen benachteiligt

Christen waren bisher stark benachteiligt. Zuletzt hätte die Regierung aber versucht, sie bei der Stange zu halten, etwa über geschenkte Reislieferungen. Die birmesische Minderheit der Karen etwa sei christlich, habe sich bei den Protesten aber zurückgehalten. «Bei ihnen hätte das eine separatistische Note gehabt»,urteilt Schmid. Denn ein Teil der Karen lebt im benachbarten Thailand. Vermutlich, so Schmid, werde sich das Land gerade so viel öffnen, dass es dem Volk wirtschaftlich etwas besser geht und sich die Leute wieder beruhigen.

Welche Rolle für die Christen Asiens?

Verfolgung gegenüber Christen geschieht sporadisch, aber zunehmend. Gottesdienste und Evangelisation sind zugelassen. Prognose: Im 21. Jahrhundert könnte die Christenheit kräftig wachsen und in Asien noch eine wichtige Rolle spielen, so Open-Doors-Leiter Johan Companjen in dem Buch «Betet für uns».

* Zur Begriffsklärung: Birma = Burma. Während in Deutschland die Medien das deutsche «Birma» verwenden, fühlt man sich in der Schweiz mehr dem englischen Sprachgebrauch verpflichtet.

** Meist wird von «Junta» gesprochen; lateinisch für «Ratsversammlung» oder «Volks-» oder «Regierungsausschuss». Von einer Militär-Junta zu reden ist insofern ein Widerspruch in sich selbst.

Datum: 15.10.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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