Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Berliner Bischof Wolfgang Huber, werde den Jugendkongress besuchen, kündigte Christival-Vorsitzende Roland Werner an. Kritiker warfen im Vorfeld dem theologisch konservativ ausgerichteten Treffen vor, es sei frauenfeindlich und diskriminiere Homosexuelle. Roland Werner betonte, dass es den Gästen während des missionarischen Jugendkongresses in erster Linie darauf ankomme, ihren eigenen Glauben zu stärken. Ganz anders stehen dazu Gruppen wie «No Christival», «Freiheit für Vielfalt», der ökumenische Arbeitskreis Homosexuelle und Kirche und ein «Antisexistisches Bündnis», in denen sich schwul-lesbische Initiativen und Menschenrechtsorganisationen zusammengeschlossen haben. So rechnen die Behörden parallel zum Open-Air-Eröffnungsgottesdienst am 30. April abends auf der Bremer Bürgerweide mit Protesten. Das Christival war bundesweit aufgrund eines mittlerweile gestrichenen Seminares gegen Homosexualität in die Kritik geraten. Der Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen) hatte in einer Kleinen Anfrage im Bundestag angeprangert, der Kurs sei zur «Heilung von Homosexualität» gedacht. Beck kritisierte auch, dass Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Schirmherrschaft übernommen hat. Ihr Ministerium fördert das Treffen mit 250.000 Euro. Das Gesamtbudget des Christivals beträgt den Angaben zufolge drei Millionen Euro. Pro Familia und die Bremer Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe kritisieren zudem ein Seminar radikaler Lebensschützer des Heidelberger Vereins «Die Birke». Unter dem Titel «Sex ist Gottes Idee - Abtreibung auch?» wenden sich die Veranstalter gegen Schwangerschaftsabbrüche. «Die Birke spricht Frauen nicht nur das in Deutschland gesetzliche Recht auf Schwangerschaftsabbruch ab, sie diffamiert auch Frauen, die überhaupt nur einen Abbruch in Erwägung ziehen», sagte die Bremer Pro-Familia-Leiterin Annegret Siebe. Das Seminar werde stattfinden, kündigte Werner an. Es entspreche im Stil und im Ziel dem geistlichen Anliegen des Christivals. Die EKD sowie leitende Theologen aus einigen Landeskirchen und kirchliche Organisationen hatten in den vergangenen Wochen den Kongress in Schutz genommen und Kritik zurückgewiesen. Der Christival-Vorsitzende Roland Werner wehrt sich mit der Rückendeckung leitender evangelischer Theologen gegen den Vorwurf des Fundamentalismus. Das Festival mit seinen knapp 230 Seminaren sowie Gottesdiensten, Bibelarbeiten und weiteren Aktionen sieht er in der Mitte der Kirche. Trotzdem hat die Kritik stetig zugenommen. Die Bremer «Jesus Freaks» reagieren auf ihre Art und schliessen den Kongress in jüngster Zeit öfter in ihre Gebete ein. Damit die Streitereien ein Ende haben «und die Bewegung keinen Schaden davonträgt». Zum Programm des Treffens gehören mehr als 300 Veranstaltungen an über 50 Orten in der Hansestadt. Die meisten Aktionen sind im Messezentrum, in Zelten vor den Hallen und in Kirchen geplant.
Datum: 29.04.2008Demo angekündigt
Umstrittenes Seminar gestrichen
Lebenschützer auch angegriffen
Gegen Streitereien beten
Mehr als 15‘000 Dauerteilnehmer werden zu dem in die Schlagzeilen geratenen «Christival» vom 30. April bis 4. Mai in Bremen erwartet.