An dem Gottesdienst, der aus der Kirche auf eine Videoleinwand im Freien übertragen wurde, nahmen unter anderem aus Deutschland Bundespräsident Horst Köhler und aus Frankreich Innenminister Nicolas Sarkozy teil. Auch Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf nahmen Abschied von Frère Roger. Die Schweizer Landeskirchen waren ebenfalls präsent. Für die Bischofskonferenz nahm Joseph Roduit, Abt des Klosters St. Maurice, an der Trauerfeier teil. Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund war vertreten durch den Waadtländer Synodalrat Antoine Reymond. Die Bundesbehörden hatten Pierre Chabloz vom Generalkonsulat in Lyon entsandt. Die Trauerfeier wurde vom Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrates, Kurienkardinal Walter Kasper,geleitet, der den im Alter von 90 Jahren verstorbenen Schweizer einen „geistlichen Vater“ der Gegenwart nannte. Kasper würdigte das Engagement von Frère Roger für die Armen und seine Verbindung von Gebet und sozialem Engagement. Im Anschluss an die auch von der Schwester des Verstorbenen, Geneviève, und von sehr vielen jungen Leuten besuchten Trauerfeier wurde Frère Roger im Kreis der Brüder auf dem Friedhof von Taizé beigesetzt. Der 1949 gegründeten «Communauté de Taizé» gehören heute rund hundert Männer aus über 25 Nationen an. Rund zwei Drittel der Brüder sind nicht katholisch. Es ist die erste ökumenische Bruderschaft der Kirchengeschichte. Hunderttausende Menschen aus ganz Europa pilgern jedes Jahr nach Taizé. Die Brüder bestreiten ihren Lebensunterhalt aus dem Erlös ihrer Arbeit. Bekannt sind vor allem die Töpferwerkstatt und die künstlerischen Arbeiten. Vor zwei Jahren wurde der Communauté der Dignitas Humana Award verliehen. Für seinen Einsatz beim Aufbau Europas und für den Frieden erhielt Frère Roger 1974 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1988 den Unesco-Preis für Friedenserziehung und 1989 den Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen. Bekannt ist die Communauté auch für ihre Lieder, die in vielfacher Wiederholung gesungen werden: einstrophig, kurz, oft vierstimmig oder kanonisch. Die Liedtexte basieren meist auf einer Bibelstelle und sind in Latein oder in den verschiedensten in Europa gesprochenen Sprachen verfasst.
Der Nachfolger von Schutz, der katholische Theologe Alois Löser (Bruder Alois), rief dazu auf, der aus Rumänien stammenden Attentäterin zu verzeihen(vgl. RNA vom 19. August). Am Dienstag vergangener Woche erstach die geistig verwirrte Frau Schutz während des Gottesdienstes mit einem Messer.
Datum: 26.08.2005
Quelle: RNA