«Die Stimmung bei Israels Christen ist positiv»
Arbeitsgemeinschaft
für das messianische Zeugnis an Israel» (AMZI) messianischen Juden und
arabischen Christen bei. Trotz dem zweiten Lockdown ist die Stimmung bei
Israels Christen positiv, sagt Bernhard
Heyl, Geschäftsführer von AMZI im Interview mit Livenet.Bernhard
Heyl, was sind die aktuellen Schwerpunkte von AMZI?
Bernhard
Heyl: Aktuell versuchen wir, uns mit unseren Partnern in
Israel auf die neue Situation einzustellen. Bestimmte Projekte sind ins Stocken
geraten, weil Spendenzusagen nicht mehr eingehalten werden können. Wir
versuchen – nach unseren Möglichkeiten – nächste Schritte zu ermöglichen.
Corona
ist in Israel ein riesiges Thema, gerade befindet sich das Land im zweiten Lockdown. Wie
ist die Stimmung bei ihren Partnern vor Ort?
Obwohl
Israel massiv betroffen ist, insbesondere auch als Tourismus-Destination, bin
ich beeindruckt von der Zuversicht und dem Glaubensmut, der mir von allen
Seiten entgegenkommt. Die Geschwister vor Ort haben die Hände nicht in den Schoss
gelegt, sondern fantasievoll nach neuen Möglichkeiten gesucht und sie
angepackt. Die Stimmung ist also weitestgehend nicht resigniert, sondern eher
hoffnungsvoll.
Wie
verändert Corona die Lage Ihrer Partner vor Ort?
Soweit
ich Einsicht habe, hat die derzeitige Krise die Geschwister aus dem
arabisch-christlichen und dem jüdisch-messianischen Background eher
zusammengeführt. Natürlich gibt es auch in Einzelfragen deutliche theologische
Differenzen – aber das kennen wir ja auch aus der Schweiz und Deutschland.
Sie
stehen mit vielen messianischen Gemeinden und Werken in Kontakt, wie entwickeln
sich diese Gemeinden und Werke in Israel?
Insgesamt
kann man sicher sagen, dass die Gemeinden und Werke sich in den letzten Jahren gut
entwickelt haben und deutlich gewachsen sind. Es gibt immer mehr missionarische
Ressourcen – Literatur und elektronische Medien –, die von Einheimischen produziert
werden und deshalb oft auch grössere Akzeptanz finden. Auch werden zunehmend im
Ausland ausgebildete Pastoren von jungen Absolventen der Ausbildungsstätten im
Land abgelöst.
Beobachten
Sie ein Wachstum der messianisch-jüdischen Bewegung?
Ja, definitiv.
Auch wenn die absoluten Zahlen nicht einfach zu ermitteln sind, gibt es neben
einer wachsenden Zahl an etablierten Gemeinden auch immer mehr messianische
Kleingruppen und Projekte. Auch gesellschaftlich hat die messianisch-jüdische
Bewegung ein deutlich höheres Mass an Anerkennung erreicht.
Wie sieht
das Miteinander mit arabisch-christlichen Gemeinden aus?
Hier gibt
es seit Jahren immer wieder kleinere und grössere Begegnungsveranstaltungen.
Das hat auch zu tun mit dem «Israel College of the Bible», an dem viele der
jüngeren Pastoren ausgebildet worden sind. Dort studieren arabisch-sprachige
Christen und messianisch-jüdische Studenten gemeinsam und auch das
Dozentenkollegium ist gemischt. Kein Wunder, wenn diese Absolventen dann auch
in ihrer Gemeindearbeit den «Allianzgedanken» weiter pflegen – bei aller
kulturellen Unterschiedlichkeit und manchen theologischen Differenzen.
Was
können wir Christen in der Schweiz von den messianischen Gemeinden lernen, mit
denen Sie in Kontakt sind?
Ihr Anliegen
ist es, die Menschen ihres Volkes mit dem Evangelium zu erreichen und das unter
teilweise schwierigen Bedingungen. Anfeindungen aus dem ultraorthodoxen «Lager»
sind zum Teil an der Tagesordnung. So wurde kürzlich auch einem
messianisch-jüdischen Fernsehprogramm die Lizenz entzogen, Versammlungsgebäude
mit diffamierenden Slogans besprüht oder auch einfach nur politisch gehetzt.
Dennoch lassen sich die Geschwister nicht entmutigen und nutzen alle möglichen
Kanäle; vor allem die modernen Medien, um ihre Landsleute mit der Botschaft vom
Messias Jesus zu erreichen.
Was sind
die nächsten Projekte von AMZI?
Im Moment
haben wir als Projekt die Modernisierung unserer Öffentlichkeitsarbeit auf der
Tagesordnung. Parallel zu unserer bisherigen Print-Tätigkeit, gehen wir jetzt
auch verstärkt auf die Produktion von Clips und kleinen Filmbeiträgen zu.
Im Bereich der Israelreisen weiten wir unser bisheriges Angebot, indem wir bereits im letzten Jahr eine Trekkingtour durchgeführt haben und 2021 eine spezielles Kulturangebot für Frauen in Israel im Programm haben und uns auch wagen, im Herbst eine Fahrradtour durch Israel anzubieten.
Was
bewegt Sie persönlich bei Ihrer Arbeit besonders?
Im Moment
bewegt mich besonders die Frage, wie wir es in diesen Umbruchszeiten schaffen,
«das Bewährte zu erhalten und Neues zu wagen.» Das ist oft eine Gratwanderung,
die Vertrauen und Glaubensmut erfordert.
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AMZI
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Datum: 25.09.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet