Start ins Berufsleben

Hoffnung für schwere Jungs in Nicaragua

Schon von weitem sind die Ohren betäubenden Geräusche der Holzbearbeitungsmaschinen zu hören. Sie alle kommen aus der gleichen Quelle: Ein zu einer Werkstatt umgestaltetes Klassenzimmer im hinteren Teil der Schule von Rigoberto López Perez.
Vorher. Viele Jugendliche aus Nicaragua haben keine Schulbildung. Oft bestimmen Kleinkriminalität und Drogen den Alltag.
Nachher. Das Tischlereiprojekt fördert die Re-Integration von Jugendlichen, die keine Perspektive mehr haben.

Das Dorf im Einzugsgebiet der nicaraguanischen Hauptstadt Managua gehört zu einer der Regionen, in denen landesweit die Gewalt- und Kriminalitätsrate am höchsten ist.

Vor 3 Jahren hat sich das Schweizer Hilfswerk World Vision dazu entschlossen, im Rahmen seiner Patenschaftsprogramme ein Berufsförderungsprogramm für junge Erwachsene ins Leben zu rufen. Das Tischlerei-Projekt wendet sich an junge Heranwachsende, die meistens aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen. Die hohe Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Mittellosigkeit der Familien machen die Perspektive für Jugendliche aussichtslos. Nur vierzig Prozent aller Arbeitskräfte in Nicaragua haben die obligatorische 6-jährige Primarschule abgeschlossen. Viele Jugendliche, vor allem in den ländlichen Gegenden, haben den Schulbesuch abgebrochen und sind stattdessen Kleinkriminalität und Drogen verfallen.

Mangelnde Perspektiven

Asael Ampie ist seit 2010 im Tischlereiprojekt dabei. Der heute 19-Jährige hat vor kurzem den Schreinerkurs erfolgreich abgeschlossen. Trotzdem ist er noch immer fast täglich in der Werkstatt anzutreffen. Er ist stolz auf seine bisher angefertigten Möbelstücke. «Ich habe hier gelernt, mit eigenen Händen etwas zu produzieren, das ich nie aus Eigeninitiative gemacht hätte. Jemand, der keine Hände hat, wünscht sich Hände zu haben, um etwas zu machen. Ich habe Hände. Ich kann sie einsetzen. Ich bin jung und kann leben.»

Noch als 14-Jähriger hätte er nie gedacht, dass sein Leben einmal eine positive Wendung nehmen würde. Trotz aller Fürsorge seiner Eltern, erschien ihm das Leben aussichtslos. Wie viele andere seiner Freunde auch, entschloss er sich eines Tages, die Schule zu schwänzen. Die Zeit verbachte er lieber mit Rumhängen und Faulenzen. Fast 5 Jahre lang bestimmten Alkohol, Schlägereien und kriminelle Aktivitäten den Alltag des Teenagers. Ein Cousin machte ihn dann auf das sich im Aufbau befindende Tischlerei-Projekt aufmerksam. Aus Neugierde ging er hin und es gefiel ihm.

Positive Veränderung

Heute bereut Asael seine Vergangenheit, weil er erkannt hat, dass er sich letztlich selbst um die Zukunft gebracht hat. «Ich wünschte, ich hätte die Schule nicht geschmissen. Jetzt wäre ich bestimmt schon im dritten Jahr an der Universität am Studieren.» Der junge Mann ist fest entschlossen, die Schulausbildung nachzuholen. 30 Jugendliche konnten inzwischen am Tischlereiprojekt teilnehmen.

Für die Projektverantwortliche Candida Romero ist es eine persönliche Befriedigung, die Jugendlichen auf dem Re-Integrationsprozess in den Alltag zu begleiten: «Täglich sieht man Veränderungen bei den Teilnehmern selbst, aber auch in ihrem sozialen Umfeld, vor allem in den Familien.»

Datum: 01.05.2013
Autor: Lutz Hahan, Mathias Gehrig
Quelle: World Vision

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