Nehmt den Stein weg!

„Nehmt den Stein weg!“ rief Jesus. Martha war geschockt. Wenn man tatsächlich den Stein vom Eingang des Höhlengrabes wegwälzen würde, in dem seit mehreren Tagen die Leiche ihres Bruders Lazarus lag – der Gestank wäre nicht auszudenken.

„Aber Herr – er riecht schon, er ist seit vier Tagen hier!“ - „Martha, habe ich dir nicht schon früher gesagt, du würdest die Herrlichkeit Gottes sehen, wenn du nur vertraust?“ Mit etwas betretener Miene liess Martha zu, dass einige kräftige Männer den riesigen Stein wegrollten und hielt sich schon mal vorsorglich die Nase zu… Jesus wartete ruhig ab. Als der Stein ganz zur Seite gerollt und der Höhleneingang wirklich frei und offen dalag, erhob er wiederum seine Stimme: „Lazarus, komm heraus!“

Alle waren entsetzt. Wie kann man so etwas sagen in einer solchen Situation. Es war schrecklich peinlich. Jetzt ist er aber zu weit gegangen. Aber etwas war doch sehr merkwürdig: Der fürchterliche Geruch hatte plötzlich aufgehört, die Luft war wieder klar geworden. Da erschien eine weisse Gestalt, von Grabtüchern umwickelt, am Eingang der Höhle…

Zum Partner gemacht

Es war eines der grössten Wunder in der Karriere von Jesus Christus (nachzulesen in der Bibel im Johannesevangelium, Kapitel 11). Viele waren Augenzeugen und begannen, diesem Mann Glauben zu schenken und sich ihm anzuschliessen. Viele hassten Jesus nach diesem Ereignis noch mehr. Aber uns soll heute nicht das Wunder selbst beschäftigen, sondern das, was vor dem Wunder geschah.

Jesus gab die Anweisung: Nehmt den Stein weg! – bevor er rief: Lazarus, komm heraus. Jesus machte die Menschen dadurch zu seinem Partner. Sie durften sozusagen ein wenig mithelfen. Er beschränkte sich auf das eigentliche Wunder. Auf das, was kein Mensch tun kann und was er auch von keinem Menschen verlangt. Neues Leben schenken – das kann nur Jesus. Es gibt Dinge, die sind ausschliesslich seine Angelegenheit. Wenn es um ewiges Leben geht, um Vergebung der Sünden, um Heilung und Befreiung, um echte Veränderung unseres Charakters, um eine echte Begegnung mit ihm – dann ist unsere Macht zu Ende, dann sind wir im wahrsten Sinn des Wortes ohnmächtig. Diese Dinge sind und bleiben seine Sache.

Das lange Warten

Jedoch den Stein wegrollen – das erwartet Jesus von uns. Er wartet mit seinem Handeln, mit seinen kleinen und grossen Wundern, bis wir den Stein weggerollt haben. Vor so manchem menschlichen Leben wartet er. Und wartet. Und wartet. Bei dir auch? Das Tragikomische ist nun, dass der Mensch auch wartet. „Jesus, warum hilfst du nicht, warum lässt du mich allein, warum lässt du mich hier verwesen?!“ - „Nimm den Stein weg…“

So ist es oft. Jesus will und kann uns verändern, uns wirklich helfen. Aber es ist ein Stein dazwischen. Den müssen wir wegwälzen. Es ist mühsam, aber es ist möglich. Und nötig. Denn wir sind keine Automaten für Gott, sondern lebendige Wesen, deren Freiheit er achtet. Das Reich Gottes ist kein Schlaraffenland, in dem uns die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Die Welt Gottes funktioniert so, dass wir die Steine wegrollen und Jesus uns „auferweckt“, das heisst uns sein Leben mitteilt und das an uns tut, was wir wirklich brauchen und was uns für die Ewigkeit vorbereitet.

Was ist mein Stein?

Wie heisst dein Stein? Oder sind es mehrere? Könnte es sein, dass du am Zug bist und nicht Jesus oder Gott? Könnte es sein, dass es einfach mal etwas wegzurollen gibt? Eine unbereinigte Schuld, ein gestohlener Gegenstand, eine Lüge, ein Groll? Ein vergiftendes Selbstmitleid? Ein Ziel, dass du dir gesteckt hast und unter allen Umständen erreichen willst, das aber so schwer und gross geworden ist, dass es zu einem Stein zwischen dir und Jesus geworden ist, weil es deine ganze Lebensenergie frisst? Ein Gerät oder eine Gewohnheit? Könnte es sein, dass Gott näher ist als du denkst? Nur ein Stein dazwischen.

Halte mal still, nimm dir einen Augenblick Zeit, gerade jetzt und frage ehrlich, ob dieses Wort dir und jetzt gilt: „Nimm den Stein weg.“

Datum: 26.08.2007
Autor: Jens Kaldewey
Quelle: Livenet.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung