Siebzig mal siebenmal

Wer ohne Wut und unvergebener Schuld ins Bett geht, kann besser schlafen - so las ich es kürzlich in einer Zeitschrift. Das leuchtet ein. Und das ist übrigens auch ein ganz zentrales Thema in der Bibel, das Thema Vergebung. Die Verhaltensmuster sind ja vielfältig. Viele Menschen sind so heimliche Rabattmarkensammler. Sie legen sich Sammlungen an über zörnige Gefühle und fordern später dafür ihren Preis.

Sie stapeln Kränkungen, Beleidigungen, Vorwürfe, Verletzungen...tief drin in ihrem Herzen. Alles kommt rein und wird peinlichst genau aufbewahrt in ihrem heimlich angelegten Rabattmarkenbüchlein. So verschaffen sie sich einen Grund sich zurückzuziehen, zu schmollen, sich zu verweigern und keine Verantwortung zu tragen. Manche Menschen haben nicht nur ein Rabattmarkenheftchen, sondern gleich mehrere. Schade eigentlich. Oder genauer gesagt: Schlimm ist das!

Denn, obwohl das Sammeln ihnen zeitweise eine gewisse Befriedigung gibt, bleiben aber auch Bauschmerzen und Übelkeit und Verzweiflung und Schlaflosigkeit und Unglücklichsein - nicht aus. Wer stapelt - vergiftet sich. Wer Verletzungen in sich hineinfrißt, macht sich bitter. Er belastet seine Organismus und kann rundum krank werden.

Jesus warnt uns vor solchen Manövern, weil er nicht will, dass wir uns kaputt machen und weil wir begreifen sollen, dass wir alle von der Vergebung Gottes leben. Darum dürfen wir ein paar Sätze aus einem seelsorgerlichen Gespräch zwischen dem Jünger Petrus und Jesus mitbekommen. Petrus: "Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir gesündigt hat, vergeben? Genügt es siebenmal?" Die Antwort von Jesus: "Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. Ende des Gesprächs. Was für eine Lektion!

Wenn Jesus von Vergebung spricht - dann meint er das nicht nur punktuell, er meint eine grundsätzliche Lebenshaltung. Sein Dasein in dieser Welt war geprägt von diesem Gedanken der Vergebung. Sein Sterben am Kreuz war durch und durch von dem Gedanken der Vergebung geprägt.

Wir können es lernen, einüben - in einer vergebenden Lebenshaltung zu leben. Am besten dadurch, dass wir auf dieses Kreuz schauen und feststellen, wieviel Schuld und Sünde von uns selber da haftet. Grad letzte Woche noch, als ich meinen Chef so belogen habe, und über Birgit mal wieder so richtig hergezogen habe. Als ich der Nachbarin wutentbrannt meine Meinung gesagt habe und meine korrupten Geschäfte immer noch nach Fortsetzung schreien.

Das heisst, wenn ich genau hinschaue, diese Dinge hängen gar nicht mehr am Kreuz. Sie sind weg. Vergeben! Wollen wir etwa hartherziger, liebloser, unbarmherziger handeln als der lebendige Gott?

Datum: 19.02.2003
Quelle: ERF Deutschland

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