Von Jesus reden

«Ich habe mich gefragt: Bin ich eigentlich verrückt?»

Judith Friedrich bei dem Einsatz auf Mallorca
Im Sommer 2022 sitzt Judith Friedrich zum ersten Mal im Flugzeug nach Mallorca, um am Ballermann von Jesus zu erzählen. Was als spontane Urlaubsidee begann, hat auch ihr Leben zu Hause nachhaltig verändert.

Warum nimmst du seit 2022 jeden Sommer an einem Einsatz von «Reach Mallorca» teil, um den Touristen auf der Insel von Jesus zu erzählen?
Judith Friedrich:
 Ich hatte 2022 keine Idee, wie ich meine Sommerferien verbringen will. Kurz davor hat mir dann auf einer Geburtstagsfeier eine Frau von «Reach Mallorca» erzählt. Und ich dachte: Der Termin passt, Mallorca bedeutet Sommer, Sonne, Strand – all das liebe ich. Und ja, man ist auch am Ballermann und erzählt von Jesus, aber darüber habe ich mir keine grossen Gedanken gemacht und mich einfach angemeldet.

Im Flugzeug wurde mir dann aber bewusst: Ich fliege jetzt wirklich dahin, um Leuten von Jesus zu erzählen – wie irre! Denn ich hatte zuvor noch nie für jemand Fremdes auf der Strasse gebetet und eigentlich fiel es mir auch immer schwer, von meinem Glauben zu erzählen. Da habe ich mich gefragt: Bin ich eigentlich verrückt? Aber am Ende war es dann die beste Zeit überhaupt!

Wie lief das ganz praktisch ab?
Wir haben jeden Abend am Ballermann zwei Strandgottesdienste veranstaltet und die Touristen dazu eingeladen. Damals bestand das Team aus 150 Leuten, inzwischen sind es schon 400. Wir wurden einfach ins kalte Wasser geschmissen: Geht los und ladet Leute zum Strandgottesdienst ein. Ich bin dann mit einer anderen im Zweier-Team losgegangen und wir waren erst mal völlig überfordert. Aber dann haben wir schnell gemerkt, wie einfach es eigentlich ist. Wir konnten ja zu etwas ganz Konkretem einladen.

Und wie habt ihr wildfremde Menschen angesprochen?
Oft haben wir sie gefragt: «Hey, habt ihr schon vom Beach Gottesdienst gehört?» und die meisten fragten dann nach, was das denn ist. Häufig sagten die Leute auch: «Ballermann, Party und Gottesdienst – das passt doch gar nicht zusammen!» Und schon war man mitten in einem Gespräch, das häufig noch viel tiefer wurde.

Hast du auch mal doofe Reaktionen bekommen?
So richtig doofe eigentlich nicht. Wenn, dann sagen die Leute einfach: «Nee, da möchte ich nicht kommen» oder «Kein Bedarf», z. B. wenn man Gebet anbietet.

Auf Mallorca sind die Leute häufig in Gruppen unterwegs, da passiert es schnell, dass sich einer aus der Gruppe lustig macht und sich die Stimmung hochschaukelt. Aber auch in solch einer Situation hatten wir mal ein besonderes Erlebnis. Eine Jungsgruppe hatte sich da­rüber lustig gemacht, dass wir für Heilung gebetet haben. Wir hatten einen «Wunder-Stuhl» aufgestellt, um für Leute zu beten, die ein Wunder brauchen. Die Jungs haben dann ihre Witze gemacht und zu einem gesagt: «Setz du dich doch mal drauf!» Er hat es gemacht und wir haben für ihn gebetet. Das Irre war dann, dass dieser junge Mann, der sich mit Knieschmerzen auf den Stuhl gesetzt hatte, anschliessend völlig perplex war. Denn er meinte, es wurde alles warm, hat innerlich gekribbelt und sein Knie wäre jetzt viel besser. Darauf haben sich auch die Reaktionen der Freunde verändert. Alle so: «Krass – echt jetzt? Hey, lüg nicht!» Aber er: «Doch, es ist wirklich besser!» Das war schon ein krasses Erlebnis.

Danach hast du in deiner Heimatstadt «Reach Hamburg» gestartet. Was hat dich dazu motiviert?
2023, in dem Sommer nach meinem ersten Einsatz, war Inna, eine Freundin aus meiner Gemeinde, mit bei Reach Mallorca dabei. Wir haben gemerkt, dass uns diese Einsätze so viel Freude machen. Und die Menschen, die das brauchen, gibt es ja überall. So haben wir ein Team hier in Hamburg aufgebaut und machen einen Outreach pro Monat.

In Hamburg könnt ihr die Leute nicht zum Strandgottesdienst einladen. Wie kommt ihr hier ins Gespräch?
Wir suchen uns immer Orte oder Events aus, wo viele Leute sind. Wir waren z. B. auf dem DOM, dem grossen Volksfest hier in Hamburg. Das war aber herausfordernd, weil die Leute dort nicht stehenbleiben wollten, um lange Gespräche zu führen. In solchen Situationen nutzen wir oft evangelistische Karten oder Flyer, die wir dabeihaben und die man gut verteilen kann. Dann sagen wir: «Hey, hier ist ein Geschenk für dich – du bist wertvoll!», und geben denen eine schön gestaltete Karte mit einer positiven Botschaft mit. Manchmal fragen sie dann nach: «Was ist das?» Oder: «Warum macht ihr das?» Oder sie nehmen es einfach mit und lesen es – hoffentlich – später durch. Auf all diesen Karten ist ein QR-Code, der zu einer schön gestalteten Website führt und dort wird dann noch mal das ganze Evangelium erklärt und wie man eine Gemeinde findet. Man kann da auch eine Bibel bestellen und es gibt Videos mit Gottes-Erlebnissen usw.

Hat es dich grössere Überwindung gekostet, hier in deiner Heimatstadt Menschen auf der Strasse anzusprechen?
Ja, es ist schon jedes Mal wieder eine Herausforderung. Aber am Ende wird man selbst einfach so beschenkt!

Was motiviert dich, dich trotzdem immer wieder zu überwinden?
Zum einen haben wir einfach den Auftrag von Jesus, dass wir rausgehen sollen. Das bedeutet für mich nicht, dass jetzt jeder auf die Strasse rausgehen muss. Man kann auch in anderen Situationen von Jesus erzählen. Zum anderen beschäftigt es mich immer wieder, wenn ich die Leute sehe und merke: Da ist so viel Bedarf an Heilung und Hoffnung! Und dann denke ich: Ich muss denen das doch sagen, weil ich diese Hoffnung habe! Am Ende bereichert und erfüllt es mich selbst auch so krass. Ich erlebe solch eine Freude, wenn ich ein Gespräch führe, bei dem ich merke, dass die Person offen ist und ich für sie beten darf.

Hast du einen Tipp für alle, denen es schwerfällt, diesen Schritt auf andere zuzugehen?
Ich finde diese Ermutigungskarten richtig toll. Da muss man gar nicht viel sagen, sondern kann sie in Situationen weitergeben, wo man eh mit Menschen Kontakt hat. Ob beim TÜV, beim Postboten oder beim Einkaufen. Vielleicht gibt man die Karte einfach weiter ohne dass etwas passiert. Oder es kommt eine Rückfrage und dann hat man einen guten Anknüpfungspunkt für ein Gespräch, wo man sagen kann: «Ja, du bist wertvoll, weil Gott dich liebt.»

Es ist auch immer gut nachzufragen, was diese Person gerade in ihrem Leben beschäftigt. Dann kann man darauf eingehen und erzählen, was einem selbst in einer entsprechenden Situation geholfen hat. Du erzählst, was dir Hoffnung bringt oder guttut, zum Beispiel: In solchen Situationen bete ich oder treffe mich mit Freunden zum Bibellesen oder gehe sonntags in den Gottesdienst. Wenn die Menschen offen sind, dann stellen sie auch Rückfragen.

Aber es ist auf jeden Fall immer ein Schritt aus der eigenen Komfortzone. Und wenn man den nicht geht, passiert auch nichts. Wenn man immer nur denkt: Ich kann das nicht und ich traue mich nicht, dann wird es schwer. Man muss es einfach mal ausprobieren – und dann erlebt man auch, dass Leute offen sind und der Bedarf da ist.

Reach Mallorca möchte mit ihren Sommer-Einsätzen die jährlich 15 Millionen Touristen und fast eine Million Inselbewohner auf Mallorca mit dem Evangelium erreichen. Dazu lokale Gemeinden unterstützen und junge Menschen trainieren, einen evangelistischen Lebensstil zu leben. Inzwischen gibt es auch Reach-Teams in anderen Städten, wie z.B. in Hamburg, Bochum oder Uster (Schweiz). Ähnliche Impulse gibt es im Magazin AUFATMEN. Infos zum günstigen Jahresabogutschein des Magazins findest du hier.

Zum Thema:
Diesmal auch auf Partyboot: Mit über 300 Teilnehmern: Gottesdienste auf Mallorca 
Jan von Büren: Das Leben hat mehr zu bieten 
«Reach Mallorca School»: Europas Partymeile lernt Jesus kennen 

Datum: 31.12.2025
Autor: Melanie Carstens
Quelle: Magazin Joyce 04/2025, SCM Bundes-Verlag

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung