Eigenes Gotteshaus

Jugendliche bekommen eine eigene Kirche

Jugendliche erhalten erstmals ihr eigenes Gotteshaus. Eine Kirche in Bad Segeberg in der Nähe von Hamburg wird entsprechend umgestaltet. Junge Menschen können dort ihre eigenen Gottesdienste feiern, skaten, tanzen oder Filme ansehen.
Teens for Jesus
Logo von Jugendwerk Bad Segeberg

Für die Aktivitäten von Jugendlichen sei ein variabler Kirchenraum notwendig, sagte Jugendpastor Thorsten Dittrich. Daher wurde die Hälfte der Sitzbankreihen entfernt. Der Kirchenvorstand hatte dem Projekt zugestimmt. Sieben Jugendliche im Alter von 16 bis 22 Jahren sind derzeit beim Umbau aktiv, sagte Pastorin Susanne Sengstock.

Mit Themen wie "Halfpipe in Heaven" sollen Schnittpunkte zwischen der Jugendkultur und den brennenden Fragen des Lebens gefunden werden. Dieses Projekt ist einmalig im Kreis Segeberg.

Der Kirchenvorstand stellt sich Vielfalt in einer Jugendkirche so vor: Gottesdienste um Mitternacht, Filme, Sprayaktionen, Musical, Tanz - vieles ist möglich.

Ende August soll die Jugendkirche mit einem "Garten Eden" eröffnet werden. Dazu wird auch ein Springbrunnen in der Kirche aufgebaut.

Allerdings wird die Kirche weiterhin auch für normale Gottesdienste und Amtshandlungen wie Taufen oder Eheschliessungen zur Verfügung stehen.

Die Idee für eine Jugendkirche brachte Jugendpastor Dittrich vom Berliner Kirchentag mit. Für den Jugendpastor ist diese Art der Kirche ein zeitgemässes Experiment, junge Menschen mit ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen, besonders in religiöser und spiritueller Hinsicht. Die christliche Botschaft müsse sich daran messen lassen, wie verständlich sie für Menschen wird.

Warum eine Jugendkirche?

„Klar glaub´ ich an Gott – aber die Kirche kann mir gestohlen bleiben!“ Wie viel haben die Angebote der Kirche und der Lebensalltag – insbesondere junger Menschen – miteinander zu tun? Wo kommen Ausdrucksformen Jugendlicher in der Kirche vor? Der Bruch zwischen traditionellen Angebotsformen der Kirche und jugendlicher Alltagskulturen ist offensichtlich, denn:

Es gibt nur in wenigen Gemeinden spezielle Jugendgottesdienste, die eher unregelmässig und mit grossen zeitlichen Abständen angeboten werden.

Immer weniger Jugendliche werden von den einzelnen Gemeinden erreicht. Spätestens nach der Konfirmation verlieren die meisten den Kontakt zur Kirche.

Es fehlt in den Gemeinden an attraktiven, niederschwelligen Angeboten für diese Jugendlichen – vor allem in religiöser und spiritueller Hinsicht.

Viele Jugendliche erfahren Kirche und Gemeinde als stark erwachsenengeprägt und ohne erkennbares (ehrliches) Interesse an ihnen. Sie sehen keine Verbindungen zu ihren eigenen Lebenswelten, ihren Fragen, Ängsten, Leidenschaften und Lebensentwürfen. Auf ihrer Suche nach Antworten auf Sinnfragen und Orientierung für ihr Leben wenden sich immer mehr von der Kirche ab, weil sie sich nicht verstanden fühlen.

Die Jugendkirche erfindet dabei die Jugendarbeit nicht neu, sie ergänzt bestehende Formen kirchengemeindlicher Jugendarbeit durch neue Ansätze. Die Jugendkirche will eine ehrliche und ernste Einladung an Jugendliche sein, „ihre“ Kirche mitzugestalten!


Wissenschaftliche Begleitung

Um dieses innovative Projekt gründlich zu evaluieren, ist die Theologische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel angefragt worden. Damit will man eine wissenschaftliche Begleitung gewährleisten. Hierbei wird insbesondere in der Erforschung der jugendlichen Spiritualität ein Schwerpunkt gelegt.

Derzeit gibt es mehrere Jugendkirchen und Jugendkirchenprojekte in Deutschland: Auf der Webseite www.jugendkirchen.org (Liste) sind diejenigen entsprechend der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Deutschlands (ACK) aufgelistet. Auf dieser Homepage werden Jugendkirchen vernetzt. Bestehende oder geplanten Jugendkirchen werden laufend ergänzt.

Menschenleere Kirchen?

Im Bistum Aachen beispielsweise gibt es rund 900 Kirchen und Kapellen, die angesichts der wegbrechenden Finanzen wohl nicht mehr alle erhalten werden können. Entscheidung stehen an, welche Gebäude verkauft oder künftig anders genutzt werden sollen.

Trotz sinkender Gemeindemitgliederzahlen und dem drohenden Verfall leer stehender Kirchen will man nicht Alles und Jedes in den Kirchgebäuden zugelassen. Kirchen als besondere Räume brauchen eine eindeutige Bestimmung.

Wieso nicht einige von diesen Kirchen Jugendlichen übergeben? Vermutlich würden sich einige wieder füllen.

Quellen: epd/Hamburger Abendblatt/Kirche Bad Segeberg/Livenet

Datum: 02.07.2004

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