Kirchen nach Lockdown

Heilsarmee Schaffhausen: Mehr auf Beziehungspflege setzen

Für einige Kirchen war der Lockdown wegen Corona schockierend und lähmend, und das gesamte Kirchenleben lag brach, andere nahmen die Herausforderung als Chance für Neues wie etwa Livestream-Gottesdienste. Sammy und Cinzia Walzer von der Heilsarmee Schaffhausen erlebten viele Lichtblicke in ihrer Gemeinde.
Cinzia und Sammy Walzer (Bild: zVg)
Gottesdienst in der Heilsarmee Schaffhausen

Wie haben Sie die Corona-Zeit als Pastorenehepaar und Gemeinde erlebt?
Sammy Walzer: Herausfordernd war die noch nie dagewesene Situation des «Gemeinde-Lockdowns». Die ersten Tage waren hektisch, da viele Informationen kamen, etliches zu organisieren und zu kommunizieren war und niemand wusste, was wie und für wie lange auf uns zukommt. Dann wurde es aber merklich ruhig, wir arbeiteten zum Teil reduziert und zogen halbtageweise Ferien ein.

Wo gab es Lichtblicke, Chancen, Weiterentwicklungen?
Cinzia Walzer:
Aus unserer Lobpreisband kam die Anregung, den Gemeindemitgliedern ohne Internet jede Woche auf kleinen MP4-Geräten einige Lieder und einen kurzen Input zugänglich zu machen. Einige Gemeindemitglieder backten Kuchen, die wir jeden Mittwoch ins Gefängnis bringen konnten, um den Insassen, welche in dieser Zeit keine Besuche mehr empfangen durften und noch isolierter waren, eine kleine Aufmunterung zu geben.
Sammy Walzer: Da die Heilsarmee Schweiz für jeden Sonntag einen Online-Gottesdienst produziert hat, mussten wir dies nicht selbst tun. Nur für Ostern haben wir mit diversen Beiträgen von unseren Gemeindemitgliedern einen Gottesdienst gestaltet und auf YouTube gestellt. Die Lobpreisband und wir als Pastorenehepaar hatten die Möglichkeit, für das Schaffhauser Fernsehen und die Heilsarmee Schweiz je einen Online-Gottesdienst aufzuzeichnen.

Gab es Ermutigendes in Ihrem privaten Umfeld?
Cinzia Walzer
: In unserer Familie, im Bekanntenkreis und in der Gemeinde ist niemand an Corona erkrankt. Auch nicht unsere Tochter, die in Norditalien lebt.

Wie erleben Sie jetzt nach drei Monaten Lockdown die Kirchen-Lockup-Phase?
Sammy Walzer:
Mühsam war das Erarbeiten eines Schutzkonzeptes in einer Zeit, in der immer wieder Änderungen kamen. Die ersten Gottesdienste wurden gut besucht. Die Massnahmen – besonders das Abstandhalten – sind ungewohnt, werden aber verständnisvoll umgesetzt. Die Freude, sich wieder begegnen zu können, ist jedenfalls allgemein gross.

Geht es nach Corona zurück zum Business as usual oder haben Sie neue Ideen und Konzepte für die Zeit danach?
Sammy Walzer:
In der Gemeindeleitung haben wir die Corona-Krise zum Anlass genommen, uns grundsätzliche Gedanken zu machen. Nach über drei Monaten ohne Gemeindeaktivitäten ist der Zeitpunkt sehr geeignet, alles einmal zu hinterfragen: Weshalb tun wir, was wir tun? Warum sollen wir das Angebot XY überhaupt wieder starten? Was ist wirklich nötig und worauf könnte man auch verzichten? Wie könnte es auch noch gehen?

Welche konkreten Schritte und Veränderungen planen Sie oder haben Sie schon vorgenommen?
Cinzia Walzer:
Der Prozess, unsere Gemeinde «neu zu erfinden», steht noch am Anfang. Nun müssen wir zuerst intern planen und kommunizieren. Fest steht, dass wir künftig weniger auf organisierte Veranstaltungen, sondern mehr auf Beziehungspflege und Beziehungsevangelisation setzen werden. 

Zum Thema:
Dossier Kirchen nach Lockdown

Kirchen nach Lockdown: EGW Hasle-Rüegsau: «Betreuung der Senioren war noch nie so liebevoll!»
Kirchen nach Lockdown: Susanna Bigger: «Die Zweisamkeit mit Gott gab mir Kraft!»
Für Menschen in Not: 10'000 Mahl­zei­ten beim Hope Hou­se in Zü­rich ab­ge­ge­ben

Datum: 13.07.2020
Autor: Meike Ditthardt
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung