„Ich glaube, ein Wunder war geschehen“

Der Naturteich in Les Cerneux
Steinaltar

Eigentlich war es ein ganz normaler Mittwochabend auf dem Campingplatz Les Cerneux. Der Zentrumsleiter Erich Burri stand eben an der Reception, als plötzlich jemand aufgeregt vor der Theke stand und mir meldete: „Ein Kind ist ertrunken!“ Das Kleinkind war in den Teich im Zentrum der Anlage gefallen, und niemand hatte das bemerkt, bis eine Frau den leblosen Körper entdeckte.

Burri erinnert sich: „In mir lief es nun ab wie in einem Film. Rega alarmieren, lebensrettende Sofortmassnahmen aufnehmen: Das Kind aus dem Wasser bergen, reanimieren, entleeren, beatmen – und dann dass „unendliche“ Warten auf das Eintreffen der Rettungskräfte.“

Schon in diesen Minuten empfand Burri die spontane Solidarität von Menschen aus verschiedenen christlichen Gemeinden und Gemeinschaften, die einander kaum kannten und nur flüchtigen Kontakt hatten, als tröstlich. Hier waren die Retter, die ihr ganzes Können einsetzen, und zwei Meter daneben Menschen, die zu Gott flehten.

Nachdem der Heli der Rega um 19.30 mit Lukas abgehoben hatte, informierte Burri die ganze Lebens- und Arbeitsgemeinschaft des Campingplatzes darüber, was geschehen war. Burri: „Meine Begrenztheit wurde mir einmal mehr bewusst, aber ich konnte zum Glück die ganze Last Gott anbefehlen.“

Eine halbe Stunde später trafen sich Verantwortliche von Les Cerneux mit Gemeindegliedern der Chrischona Gemeinde von Gossau, zu der die Eltern des Kindes gehörten, zum gemeinsamen Gebet. Burri erinnert sich: „Ich empfand mich sehr getragen; nicht einfach die Schuldfrage stand im Zentrum, sondern das ganze Geschehen wurde Gottes Obhut anbefohlen. Wir proklamierten den auferstandenen Jesus über dieser Situation.“

Dann, Stunden später, um zwei Uhr nachts, traf Burri eher zufällig den Gemeindeleiter, der vom Spital zurückkam. Er teilte ihm mit: „Lukas ist ausser Lebensgefahr, er wird aber künstlich im Koma gehalten, da er rund 6 Minuten lang ohne Sauerstoff war, so dass mit bleibenden Schäden gerechnet werden muss.“ Mit dieser Nachricht gingen Burri und weitere wachgebliebene Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Verantwortliche der Chrischoina zu Bett und versuchten, zur Ruhe zu kommen.

Am nächsten Tag traf sich Burri plangemäss mit dem Leiter des Gesamtwerkes der Stiftung, Paul Mori. Es gab nebst dem Vorgefallenen vieles zu Les Cerneux zu besprechen. Da kam unvermittelt während dem Gespräch eine Nachricht aus dem Spital: Lukas ist erwacht, er spricht, er hat seine Mutter in die Arme geschlossen, er kennt den Namen seines Bruders, des Vaters usw. Bereits am nächsten Tag wurde der kleine Lukas aus dem Spital entlassen.

Burri kommt zum Schluss: „Ich glaube sagen zu dürfen, ein Wunder ist geschehen.“ Dass sein persönliches Fragen nach der Zukunft als Zentrumsleiter und diese Nachricht zusammen fielen, war für ihn ein Zeichen von Gott.

Am Freitagabend gab es einen Dankgottesdienst der Chrischona Gemeinde auf dem Campingplatz, an dem sich alle mitfreuten. Der Gottesdienst stellte ein Ereignis aus dem 4. Kapitel des Buches Josua ins Zentrum. Josua sollte Steine aus dem Jordan aufhäufen mit der Anweisung: „Wenn die Kinder fragen: Was bedeuten die Steine? So sollt ihr sagen: damit erinnern wir uns an das Eingreifen von Gott, nie soll es vergessen werden.“

Erich Burri: Auch ich werde die Hilfe von Gott in diesem Sommer nie vergessen.

Im Nachhinein erinnert er sich: Ein Mitglied der Chrischona-Gemeinde hatte am Vorabend des Unfalltages das Verlangen geäussert, wieder einmal ein Wunder zu erleben. Die Bitte ging in Erfüllung. Aber er hatte sich dies natürlich ganz anders vorgestellt. Auch Burri fühlte sich betroffen: „Mir ging es auch schon so: Neues Leben ja, aber am liebsten ohne vorheriges Sterben.“

Datum: 20.09.2003
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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