Wenn niemand öffnet

«Allah, warum ist mein Leben so eine Katastrophe?»

Interview mit Hiva (Ex-Sunnit)
Jahrelang klopfte Hiva an die Türe Allahs. Sein Leben war geprägt von Ablehnung, Hass und Gewalt. Bereits wies er seine Kumpels an, ihm Dinge zu besorgen, um zwei Morde zu begehen…

Hiva wurde 1999 im Iran geboren. «Als ich zwei Jahre alt war, haben sich meine Eltern scheiden gelassen», erzählt Hiva in einem Video von «seelenretter.info». Er zog mit seiner Mutter zu Grossmutter, einer tiefgläubigen Muslimin. Hiva entwickelte selbst eine grosse Gottesfurcht.

«So vergingen die Jahre und ich merkte, dass ich etwas anders bin als meine Kumpels.» Er war ziemlich rebellisch, wollte nicht zur Schule gehen, was Schläge von der Mutter nach sich zog. Da er weiterhin rebellisch blieb, rief die Mutter seinen Onkel an, der ebenfalls mit Schlägen reagierte. Hiva hörte auch nicht auf ihn, worauf sein Vater beigezogen wurde. «Das war für mich Horror pur. Er hat mich mitgenommen und zusammengeschlagen.» Für ein paar Tage wurde Hiva eingesperrt.

Hin- und hergeschoben

So verlief seine Kindheit. «Die ganze Zeit geschlagen, eingesperrt und doch gottesfürchtig. Ich habe Allah von ganzem Herzen geliebt.» Als er sich dann gegen seinen Stiefvater auflehnte, musste er zurück zur Oma, der er aber auch bald «zu stressig» wurde. Deshalb wurde er zwischen Tanten und Onkeln hin und hergeschoben.

«Ich habe jeden Tag fünfmal gebetet und wenn ich es nicht geschafft habe, dann habe ich es nachgeholt.» Als er Abends auf seinem Gebetsteppich sass, dachte er: «Allah, warum ist mein Leben so eine Katastrophe?» Er fragte, warum sich seine Eltern scheiden liessen, warum ihn niemand wollte, nicht einmal die eigenen Verwandten, und warum alles so schief gelaufen war.

Vergeblich an die Tür geklopft

Einmal war er so müde, dass er alle Tabletten schluckte, die er finden konnte und sagte: «Ich nehme mir das Leben, ich habe keinen Bock mehr auf dieses Leben. Ich klopfe die ganze Zeit an die Tür meines Gottes, und er macht nicht auf.»

Seine Mutter bekam es mit und rief den Vater an – dieser sagte: «Du kannst sterben, ich werde dich nicht zum Krankenhaus fahren.» Hiva überlebte … und war sauer, dass er nicht gestorben war.

«Wir bringen dich um!»

Als er 14 Jahre war, sagten zwei Kumpels, dass sie Kirschen stehlen wollten. Das war keine einfache Sache: Weil in der Gegend Schafe und Ziege gestohlen worden waren, waren bei den Feldern Wachen aufgestellt. Sie merkten, dass ihnen jemand folgt und begannen zu rennen. Seine Kumpels rannten in eine Richtung, während Hiva auf der Strasse rannte. Inzwischen war wohl Alarm geschlagen worden, ihm folgten drei Motorräder. Diebe können im Iran einfach abgeknallt werden, erklärt Hiva. Dann rannte er auf ein Weizenfeld. «Als ich in der Mitte war, habe ich gemerkt, dass ich Seitenstechen habe. Ich habe keine Luft mehr gekriegt, habe mich hingeschmiessen, mit dem Gesicht zum Boden.» Die Motorradfahrer sind rumgekurvt, haben ihn aber nicht gefunden. «Ich habe gezittert, weil ich wusste, der Tod ist da, und er wird mich gleich holen.»

Hiva hörte, wie einer sagte: «Ich schwöre: Bevor ich dich nicht umgelegt habe, gehe ich heute nicht nach Hause.» Hiva erklärt: «Wer dort lebt und weiss, wie es dort abgeht, der weiss, dass der Junge das auch ernst gemeint hat.» Er sah, dass einer einen Stock und ein anderer eine Machete hatte. «Sie schwingen das und schwören: ‘Wir legen dich um!’ Ich denke mir: ‘Das war’s!’ In dem Moment schaue ich zum Himmel, weil ich wollte etwas an Gott loswerden, an meinen Gott, an Allah. Ich habe hinaufgeschaut und gesagt: ‘Ist das dein Plan für mein Leben? Wenn es einen Morgen gibt, werde ich jedem erzählen, dass es dich nicht gibt.’ Und dann sagte ich: ‘Ich stehe jetzt auf und zeige mich den Jungs, sie sollen mich umbringen, ist mir egal.’ In dem Moment, wo ich aufstehen wollte, sagte Gott zu ihm: ‘Hab keine Angst, denn ich bin hier.’»

Plötzlicher Friede

Das brachte Frieden und Ruhe in sein Herz, er hörte auf zu zittern. «Ich habe aufgehört, die Jungs überhaupt zu beachten.» Nach fünf Minuten waren sie weg. Hiva blieb noch eine Stunde liegen. Für ihn war klar, dass sein Gott da geredet hat.

Zu Hause tat er bei Allah Busse, weil er an ihm gezweifelt hatte. «Am nächsten Tag habe ich 20 Mal zu ihm gebetet, statt fünfmal.» Für jeden Löffel Essen bedankte er sich bei Allah.

Später, in der Stadt, schloss er sich einer Gruppe namens Kalifat an. Der Kalif sagt einem, was zu tun ist und er gab ihnen sein gesamtes Geld. Dann geriet er an falsche Freunde und begann, Alkohol zu verkaufen und zu trinken. Schlägereien und Messerstechereien folgten. Er fand keine Erfüllung.

Einstieg bei den Salafisten

Nun schloss er sich den Salafisten an. «Ich sagte ihnen, dass ich bereit bin, alles für Allah zu geben.» Die Gruppe und er selbst wussten, was damit gemeint war. Sein Gedanke war: «Wenn ich alles gebe, vielleicht mein Leben, dann nimmt er mich an.»

Tag und Nacht hörte er vom Heiligen Krieg. Wegen den Schlägereien gab es aber auch Leute, die ihm nach dem Leben trachteten. Seine Mutter wollte ihn in Sicherheit bringen. 2015 kam er nach Deutschland. Zwei Monate lebte er in einer Unterkunft. Bald begann er, Drogen zu verkaufen. «Im Iran war es nur Alkohol, hier gab es noch mehr Möglichkeiten, zu sündigen.»

Ein christliches Ehepaar war bereit, ihn aufzunehmen, wenn er bereit wäre, am Sonntag jeweils mit in den Gottesdienst zu kommen.

«Jesus erhört Gebete»

Hiva zog zum 30-jährigen Ehepaar. «Sie waren so lieb, wie ich es nicht kannte.» Er fragte sich, was sie wohl von ihm wollten. Was ihn störte, war, dass die Christen so nett waren. Kein Mensch könne so friedvoll sein. Doch er merkte, dass sie ihm nichts vormachten. Sie beteten auch für seine Deutschkurse. «Ihr Jesus erhörte die Gebete.»

Er ging in eine Moschee und sagte ständig: «Allah, vergib mir, Allah, vergib mir.» Er war verzweifelt, denn wenn Allah ihn nicht annahm, wer dann? Mit der Zeit begann er, am Islam zu zweifeln, dann stellten sich Albträume ein...

Das Gebet

Seine Pflegemutter betete für ihn: «Herr Jesus, wir danken dir, dass die Sonne scheint, wir danken dir, dass wir etwas zu essen haben.» Und dass Gott seine Albträume wegnimmt. Hiva hielt nichts von dem Gebet. Doch bis heute hat er keine Albträume mehr. In der Gemeinde hörte er, dass er Jesus braucht und dass er einen Plan für sein Leben hat.

Einmal war Hiva extrem aggressiv, weil er am Telefon einen Zusammenstoss mit seinem Vater gehabt hatte. Da kam sein Pflegevater ins Zimmer. Hiva stellte ihn nun zur Rede, warum alle so nett zu ihm sind, ob sie ihn ausnutzen wollen, oder was los ist. Die Antwort war: «Hiva, wenn ich sterbe, bin ich im Himmel. Und ich will, dass du eines Tages dort bei mir bist.»

«Jesus macht frei»

Es folgte eine Woche Urlaub. Hiva telefonierte mit Kumpels im Iran, damit sie ihm Material organisieren, damit er seinen Vater und eine weitere Person töten könnte und sich dann selbst das Leben zu nehmen. Er wollte Rache.

Doch er lernte einen Kurden kennen, der Christ war und der ihm sagte: «Hiva, Jesus macht frei!» Dies durchdrang ihn.

Sein Pflegevater meldete ihn an eine christliche Freizeit an. Am zweiten Abend wollte er mitsingen, aber er bekam die Lippen nicht auf und konnte auch innerlich nicht mitsummen. Das ärgerte ihn. Da hörte er: «Warum willst du singen, du gehörst doch eh nicht dazu?» Er wusste, dass dies Jesus war. Er zweifelte nicht mehr an ihm, weil es schon viele Gebetserhörungen miterlebt hatte. Er wusste, dass nun der Abend der Entscheidung gekommen war. Wenn er rausrennen würde, was käme als nächstes? In eine Schlägerei, eine Drogengeschichte? Wer fängt dich auf? Und so blieb er.

Die Offenbarung

An dem Abend ging er auf die Knie und übergab sein Leben Jesus Christus – nach 18 Jahren der Suche . «Ich bin zu ihm gekommen, als Sünder.» Am nächsten Morgen zitterte sein ganzer Körper vor Freude. Jesus nahm ihm den schweren Rucksack ab, den er getragen hatte.

Wieder zuhause, sah das Ehepaar sofort, dass er zu Jesus gefunden hat. Die Mord- und Selbstmordgedanken waren weg. Er ging zu jedem, den er geschlagen hatte und bat um Verzeihung. Mit grosser Liebe begann er in der Bibel zu lesen. Er klopfte einmal an die Türe von Jesus, die Türe ging auf. «Ich wusste, dass ich genau da bin, wo ich hingehöre.»

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Datum: 05.11.2025
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Seelenretter.info / Jesus.ch

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