Whittelsey »hat nicht mehr Gnade als ein Stuhl«

Zwei Monate später ging er nach Yale, um sich auf sein geistliches Amt vorzubereiten. Der Anfang war schwer. Die Studenten der Oberschicht schikanierten ihn, es gab kaum Spiritualität, dazu kamen noch schwierige Lernbedingungen. Dann erkrankte Brainerd an Masern und musste in jenem ersten Jahr einige Wochen lang zu Hause bleiben.

Im darauf folgenden Jahr wurde er nach Hause ge¬schickt, weil er so krank war, dass er Blut spuckte. Er litt also schon in so jungen Jahren an Tuberkulose, an der er sieben Jahre später auch sterben würde. Erstaun¬lich war nicht, dass er so früh starb und so wenig geschafft hatte, sondern dass er trotz seiner Krankheit so lange lebte und so viel erreichte.

Als er im November 1740 zurückkehrte, hatte sich das Klima radikal veräderteorge Whiteeld war dort gewesen, und viele Studenten nahmen ihren Glauben sehr erst , was Braierd sehr geel Es kam sogar zu Spannungen zwischen den erweckten Studenten und der scheinbar weniger geistlich gesinnten Fakultät und ihren Mitarbeitern. Die Pastoren und Evangelisten Gil¬bert Tennent, Ebenezer Pemberton und James Davenport entfachten 1741 mit ihren feurigen Predigten die Flammen der Unzufriedenheit unter den Studenten.

Jonathan Edwards wurde eingeladen, zum Studienbeginn die Einführungspredigt zu halten, in der Hoffnung, dass er auf das Feuer ein wenig Wasser giessen und den Lehrkörpern der Fakultät gegen den Enthusiasmus der Studenten zur Seite stehen würde. Einige Lehrer hatte man sogar kritisiert, sie seien nicht bekehrt. Edwards’ Predigt hiess »Charakteristische Merkmale für das Wirken von Gottes Geist« und enttäuschte damit zutiefst die Fakultät und ihre Mitarbeiter. Er argumentierte, dass das, was in jenen Tagen der Erweckung, beson¬ders unter den Studenten, geschah, trotz aller Exzesse das echte Wirken des Geistes war.

An diesem Morgen wurde von den Treuhändern des Colleges beschlossen: »Wenn irgendein Student dieses Colleges direkt oder indirekt behauptet, dass der Rektor oder ein Treuhänder oder ein Tutor ein Heuchler, fleischlich gesinnt oder nicht bekehrt sei , sol er nach dem ersten Verstoss in der Halle öffentlich bekennen und nach dem zweiten Verstoss ausgewiesen werden« (S. 41). Edwards war eindeutig mehr auf der Seite der Studenten als das College. Er sagte sogar an jenem Nachmittag in seiner Einführungspredigt: »Wenn viele für schuldig gehalten werden, andere dreist zu tadeln, sie seien unbekehrt, dann ist das noch lange kein Beweis dafür, dass Gottes Geist hier nicht wirkt« (S. 42).

Brainerd stand während Edwards’ Rede in der Menge. Man fragt sich jedoch, ob Edwards sich später für das, was mit Brainerd im folgenden Semester geschah, verantwortlich fühlte. Von seinen Fähigkeiten her stand er an der Spitze seiner Klasse, wurde jedoch 1742 in seinem dritten College-Jahr fristlos ausgewiesen. Zufällig hörte jemand, dass er gesagt hatte, dass einer der Tutoren, Chauncey Whittelsey »nicht mehr Gnade als ein Stuhl« habe und dass er sich fragte, warum der Rektor »nicht auf der Stele tot umfiele , weil er seine Studenten wegen ihres evangelikalen Eifers verurteilte (S. 42, 155).

Fortsetzung: Standhaft im Leid

Datum: 26.02.2008
Autor: John Piper
Quelle: Standhaft im Leiden

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