9 Als Jesus durch die Stadt ging, sah er den Zolleinnehmer Matthäus am Zoll sitzen. Jesus forderte ihn auf: «Komm, geh mit mir!» Sofort stand Matthäus auf und folgte ihm. 10 Später war Jesus mit seinen Jüngern bei Matthäus zu Gast. Matthäus lud viele seiner Kollegen ein und andere Leute, die ebenso verrufen waren. 11 «Weshalb gibt sich euer Lehrer mit solchem Gesindel ab?» empörten sich die Pharisäer. 12 Jesus hörte das und antwortete: «Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken!» 13 Und er fügte hinzu: «Begreift doch endlich, was Gott meint, wenn er sagt: 'Nicht auf eure Opfer oder Gaben kommt es mir an, sondern darauf, dass ihr barmherzig seid.'3 Meine Aufgabe ist es, Sünder in die Gemeinschaft mit Gott zu rufen und nicht solche, die ihn schon kennen.» Übersetzung: Hoffnung für Alle 9,9 Die gespannte Atmosphäre, die sich um unseren Retter aufbaut, wird zeitweilig entspannt durch Matthäus' einfache und demütige Schilderung seiner eigenen Berufung. Er war ein Zöllner und samt seinen Berufskollegen bei den Juden sehr verhasst, und zwar wegen seiner Unehrlichkeit, seinen ungerechterweise überhöhten Steuern und Zolleinnahmen und vor allem weil er den Interessen des Römischen Reiches diente, das Israel beherrschte. Als Jesus am Zollhaus vorbeikam, sagte er zu Matthäus: "Folge mir nach!" Die Reaktion kam sofort, er erhob sich und folgte Jesus nach. Er verliess damit seinen traditionell unehrlichen Beruf, um sofort ein Jünger Jesu zu werden. Wie einmal jemand gesagt hat: "Er verlor einen bequemen Job, aber er fand seine Bestimmung. Er verlor seine gemütliche Sicherheit, aber er fand ein Abenteuer, von dem er sich nie hätte träumen lassen." Sein Lohn war nicht zuletzt, dass er einer der Zwölf wurde und die Ehre erhielt, das Evangelium zu schreiben, das nach ihm benannt ist. 9,10 Das beschriebene Essen wurde von Matthäus zur Ehre Jesu gegeben (Lk 5,29). Das war seine Art, Jesus öffentlich zu bekennen und seine Bekannten mit dem Retter bekannt zu machen. Deshalb waren natürlich seine Gäste Zöllner und andere, die als Sünder bekannt waren. 9,11 Es war in dieser Zeit üblich, zu essen, indem man auf einer Art Couch mit dem Gesicht zum Tisch lag. Als die Pharisäer sahen, dass Jesus sich in dieser Weise mit dem sozialen Abschaum zusammentat, gingen sie zu seinen Jüngern, und klagten ihn an, dass er durch seine Gemeinschaft gewissermassen mitschuldig geworden sei, denn ein echter Prophet würde niemals zusammen mit Sündern essen! 9,12 Das hatte Jesus gehört und antwortete: "Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken." Die Pharisäer meinten, dass sie gesund seien, und waren nicht gewillt zu bekennen, dass sie Jesus brauchten. (In Wahrheit waren sie geistlich sogar sehr krank und hätten Heilung dringend notwendig gehabt.) Die Zöllner und Sünder waren dagegen wesentlich eher gewillt, ihren wahren Zustand zuzugeben und Christi rettende Gnade zu suchen. So war die Anklage also wahr! Jesus ass wirklich mit Sündern. Wenn er mit den Pharisäern gegessen hätte, wäre diese Behauptung noch immer wahr gewesen, und vielleicht noch mehr! Wenn Jesus nicht mit Sündern in unserer Welt zusammen gegessen hätte, dann hätte er immer allein essen müssen. Aber es ist wichtig, sich zu erinnern, dass er, wenn er mit Sündern ass, nie ihre Sünden billigte oder sein Zeugnis abschwächte. Er gebrauchte die Situation, um alle Menschen zur Wahrheit und zur Heiligung aufzurufen. 9,13 Das Problem der Pharisäer war, dass ihre Herzen, obwohl sie den Gebräuchen des Judentums mit grosser Genauigkeit folgten, kalt, hart und gnadenlos waren. So schickte Jesus sie mit der Aufforderung weg, die Bedeutung der Worte Jahwes zu lernen: Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer" (ein Zitat aus Hosea 6,6). Obwohl Gott den Opferdienst eingeführt hatte, wollte er nicht, dass blosse Rituale zum Ersatz für innere Gerechtigkeit würden. Gott gefallen Rituale ohne persönliche Frömmigkeit nicht - genau so verhielten sich die Pharisäer nämlich. Sie beachteten jeden Buchstaben des Gesetzes, hatten jedoch mit denen, die geistliche Hilfe brauchten, kein Erbarmen. Sie hatten nur mit anderen ähnlich Selbstgerechten Gemeinschaft. Dagegen sagte Jesus ihnen ausdrücklich: "Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder." Er erfüllte Gottes Forderung nach Opfern ebenso vollkommen wie die Forderung nach Barmherzigkeit. In einer Hinsicht gibt es keine gerechten Menschen auf der Erde, deshalb kam er, um alle Menschen zur Umkehr zu rufen. Aber hier wird der Gedanke zum Ausdruck gebracht, dass sein Ruf nur für diejenigen eine Bedeutung hat, die anerkennen, dass sie selbst Sünder sind. Jesus kann niemanden heilen, der stolz, selbstgerecht und unbussfertig ist - wie die Pharisäer.Der Zolleinnehmer Matthäus
Kommentar
Datum: 14.06.2008
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald