Erfolgreiches Pilotprojekt

Brasilianische Polizisten bekämpfen Stress mit der Bibel

Um die Gewaltbereitschaft brasilianischer Polizisten zu senken, wird für Interessierte ein dreimonatiger Bibelkurs angeboten, in dem sie lernen, Stress im persönlichen Leben zu bewältigen. Der Andrang ist gross – und die Auswirkungen erstaunlich positiv.
Brasilianische Polizisten während einer Demonstration
Paulo Henrique Silva de Pinho mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn

«Meine Frau und ich haben viel gestritten», berichtet Paulo Henrique Silva de Pinho, Polizist in Brasiliens Hauptstadt Brasilia, gegenüber dem Nachrichtenportal Charisma News. «Das wirkte sich nicht nur auf unseren Sohn aus, sondern hatte auch einen negativen Effekt auf meine Arbeit. Ich konnte mich nicht konzentrieren und fühlte mich oft gereizt und gestresst.» Vielen seiner Kollegen scheint es ebenso zu gehen; durch persönlichen und familiären Stress gereizt, wächst die Gewaltbereitschaft gegenüber der Zivilbevölkerung. Für sie wird derzeit während ihrer Arbeitszeit ein Bibelstudium angeboten, um ihnen zu zeigen, wie sie biblische Prinzipien in ihrem Alltag anwenden können. Ausserdem sollen sie durch Beispiele aus der Bibel Rat, Führung und Lösungen für familiäre Probleme erhalten, um den persönlichen Stress abzubauen, anstatt ihn bei der Arbeit an anderen auszulassen.

Der Kurs wird in Zusammenarbeit mit der «Universität der Familie» aus Sao Paulo angeboten und beinhaltet unter anderem Themen wie Erziehung, Finanzen und den Aufbau von persönlichen Beziehungen. Über 150 Anmeldungen erhielten die Organisatoren des dreimonatigen Pilotprojekts, aufgrund von Platzmangel konnten nur 70 Interessierte dran teilnehmen. Zum Ende des Kurses im Dezember soll eine Analyse entscheiden, ob das Programm im ganzen Land angeboten wird, wie der Polizeiseelsorger und Organisator des Programms Gisleno Farias erklärt. In dem Fall sollen auch andere Religionen mit einbezogen werden. Da 90 Prozent der Polizisten in Brasilia sich als «christlich» bezeichnen, spiegelt das derzeitige Programm christliche Prinzipien wieder.

Kritik: Staat und Religion nicht vermischen

Das Bibelprogramm ist aber nicht unumstritten. Kritiker weisen darauf hin, dass Brasilien ein säkularer Staat ist und dass in öffentlichen Institutionen keine Religion beworben werden sollte. Doch Lucia Nader, Leiterin der brasilianischen Menschenrechtsorganisation «Conectas», ist überzeugt, dass die hohe Gewaltbereitschaft der brasilianischen Polizisten, die gerade während der Proteste der vergangenen Monate in Bezug auf die Fussballweltmeisterschaft 2014 immer wieder sichtbar wurde, dringend nach Reformen schreit. «Das Militär und die Polizei müssen fähig sein, die Bürger zu schützen und sie nicht wie Feinde zu behandeln», erklärt Nader gegenüber Charisma News. «Sie müssen ihre Rolle effizient ausführen, aber dabei die Menschenrechte respektieren.»

«Ich habe meinen Ehemann zurückbekommen»

Paulo Henrique Silva de Pinho merkte bereits nach vier Unterrichtsstunden die positiven Auswirkungen des Kurses. «Es ist eine sehr gute Möglichkeit für mich zu sehen, wer ich bin und wie ich als Mann, Vater, Ehemann und als Polizist wachsen kann», beschreibt der 34-Jährige. «Ich habe gelernt, geduldiger und toleranter zu sein und ich spüre, dass der Kurs mir hilft, als Person zu wachsen und meine Rolle in der Familie zu erfüllen.» Seine Frau Ruth sieht das genauso: «Der Bibelkurs hätte zu keinem besseren Zeitpunkt angeboten werden können, denn ich habe meinen Ehemann zurückbekommen», berichtet sie. «Er ist motiviert, liebevoll und verständnisvoll. Ich bin jetzt gespannt auf unsere Zukunft als Familie.»

Datum: 31.10.2013
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: CharismaNews / Livenet

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