Wie kam es zum Gruselfest?

Halloween: Ursprung und Geschichte

In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November ist Halloween. Viele verbinden das Gruselfest automatisch mit den USA. Doch Halloween stammt ursprünglich von den britischen Inseln und wurde erst im 19. Jahrhundert nach Amerika gebracht.
Halloween
Süsses oder Saures

 
Dort entwickelte es sich dynamisch weiter und erfuhr vielfältige Umformungen, bis es als amerikanischer Brauch nach Europa zurückkehrte.

Die Ursprünge von Halloween sollen auf das heidnisch-keltische Fest Samhain zurückreichen, das am 1. November gefeiert wurde. Samhain ist das keltische Neujahrsfest, markierte den Beginn des Winters und stellte auch eine Art Erntefest dar.

Feuer auf Hügeln

Das Fest soll bestimmt gewesen sein von gewaltigen Leuchtfeuern, die auf den Hügeln angezündet wurden, um böse Geister zu vertreiben: Seine natürlichen Eigenschaften zu Reinigung und Vernichtung, zum Wärmen und Leuchten haben seit jeher die Menschen angeregt, das Element Feuer zeichenhaft zu verwenden.

Laut James Frazer wurde im alten Irland alljährlich an Halloween oder dem Vorabend des «Samhain» ein neues Feuer angezündet, an dessen heiliger Flamme alle Feuer in Irland neu angefacht wurden. Ein solcher Brauch deutet stark darauf hin, dass Samhain oder Allerheiligen der Neujahrstag war.

Für die britischen Inseln sind solche Feuer seit dem 18. Jahrhundert sicher bezeugt. In Irland werden Feuer in Städten und Dörfern auf öffentlichen Plätzen entzündet, was hauptsächlich ältere Kinder tun. Auch in Schottland sind Halloween-Feuer weit verbreitet.

Heidnischer Totenkult?

Samhain soll ein heidnisch-keltisches Totenfest gewesen sein, wie man der angloamerikanischen Literatur und der unüberschaubaren Flut an Internet-Infos entnehmen kann. An diesem Tag des Übergangs in ein neues Jahr sei die Welt der Götter sichtbar geworden: Wie altirische Sagen erzählen, galten in der Nacht vor dem Fest die Pforten der Anderswelt als geöffnet, durch welche Geistwesen und die Seelen der Verstorbenen in die Menschenwelt eintreten konnten. Es sei die Zeit gewesen, wo man die übernatürlichen Kräfte wie Geister, Hexen und Dämonen habe besänftigen müssen.

Erst im 9. Jahrhundert wurde Samhain nach und nach zum Allerheiligenfest umfunktioniert – vermutlich um den heidnischen Charakter des Festtages zu verdrängen... Die alten Vorstellungen und Bräuche, die mit Samhain verbunden waren, bestanden auch nach der «christlichen Umformung» des Festes, vor allem in Irland, fort. So sollen in manchen Gegenden Irlands bis ins 19. Jahrhundert zu Halloween Essens- und Getränkegaben vor die Türe gestellt worden sein. Im Lauf der Zeit wandelten sich die Vorstellungen zunehmend.

Anstelle der Tore zur «Anderswelt» galten in der Halloween-Nacht nun die Pforten der Hölle als offen und Dämonen, Hexen und andere teuflische Wesen waren unterwegs, um ihr Unwesen zu treiben. Der heidnisch-keltische Totenkult soll also vom christlichen Allerheiligenfest überlagert worden sein. Und: Heidnisch-keltische Vorstellungen und Bräuche würden «christlich umgeformt» weiterleben.

Mit Tod und Todesbewusstsein konfrontiert

Seit altersher gedenkt man an Allerseelen und dem vorausgehenden Allerheiligenfest der Verstorbenen. Bereits seit dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert gibt es Zeugnisse, wonach Gebete für Verstorbene mit bestimmten Tagen zu verbinden sind, beispielsweise mit dem Jahrestag des Begräbnisses.

Später widmeten die Klöster einen besonderen Tag dem Gedächtnis der verstorbenen Mitglieder ihrer Ordensgemeinschaft, ehe Abt Odilo von Cluny im Jahre 998 den 2. November für das festliche Gedenken aller verstorbenen Gläubigen in den ihm unterstehenden Klöstern ausrief. Der Allerseelentag verbreitete sich rasch über das ganze Abendland. Er konfrontierte die Gläubigen mit Tod und Todesbewusstsein.

Keine Verbindung mit Allerheiligen

Halloween oder Hallowe'en ist die Kurzform des englischen Begriffs All Hallows Eve; von eve / evening («Vorabend») und hallow («Heiliger») zur Bezeichnung des Abends vor Allerheiligen. Diese Bezeichnung hat jedoch nichts mit dem christlichem Totengedenkkult des Allerheiligen/Allerseelenfestes, geschweige denn mit einem heidnischen Totenfest zu tun. Die Zeugnisse für die irischen Kalenderbräuche an Halloween reichen nur zwei, drei Jahrhunderte zurück, die Halloween-Feuer stehen wie die Quellen ausdrücklich betonen nicht in Verbindung mit dem Kirchenfest Allerheiligen.

Im 4. Jahrhundert schon begingen die Christen im Orient ein Fest zum Gedächtnis ihrer Märtyrer. Papst Gregor IV. ordnete das Fest im Jahre 835 für die Gesamtkirche an und verlegte es auf den 1. November. Dies sei unter anderem mit Rücksicht auf die Wünsche von Rom-Pilgern geschehen, wie einschlägigen lexikalischen Darstellungen zu entnehmen ist.

«Jack o'Lantern» steckt hinter Kürbis-Laternen

Halloween stammt aus dem Brauch, an Allerheiligen der verstorbenen Heiligen zu gedenken. Halloween ist die irische Variante von Allerheiligen, denn an ihm gedachte man ursprünglich auch eines besonders unheiligen Menschen, nämlich des Trunkenboldes Jack o'Lantern, der aufgrund einer Wette von der Hölle verschont blieb, der aber dennoch nicht in den Himmel kam. Jack o'Lantern musste mit einer ausgehöhlten Rübe im Dunkel zwischen Hölle und Himmel wandern.

Die Legende von Jack o'Lantern schafft den Brückenschlag zwischen Allerheiligen und dem weit verbreiteten, volkstümlichen Brauch, im Herbst ausgehöhlte Rüben und Kürbisse als Laternen zu verwenden. Ursprünglich war Halloween (also die volkstümlich-irische Variante von Allerheiligen) ein Fest, an dem man sich mit einer Art Kneipenwitz schalkhaft über den Tod lustig machte.

Warum «Süsses oder Saures» für Kinder?

In den Vereinigten Staaten sind im Laufe des 20. Jahrhunderts die Umzüge maskierter Kinder an Halloween aufgekommen, die Gaben fordernd von Haus zu Haus ziehen. Jack Santino sieht den Ursprung dieses Halloween-Heischebrauchs in heidnischen Vorstellungen, die Lebenden müssten Gaben für umherwandernde Geistwesen bereitstellen. Dabei schlägt er kühne Traditionsbögen von den altirischen Sagen des 9. bis 12. Jahrhunderts in das amerikanische 20. Jahrhundert.

Das Gabeneintreiben ist eine charakteristische, besonders von Kindern und Jugendlichen getragene Brauchform, die sich mit einer Reihe von Festterminen verbindet. Man denke nur an Neujahr, an das Dreikönigsfest, an Fastnacht, an Ostern oder an das Martinsfest. Heischegänge werden beispielsweise als Entgelt gewisser Leistungen, als Bettelgang oder als sozial-karitative Aktion unternommen. Auch an Allerheiligen sind Heischebräuche bis in die Gegenwart üblich.

«Vergelt's Gott für die armen Seelen»

Nach volkstümlich-religiösen katholischen Vorstellungen kann die Leidenszeit der armen Seelen im Fegefeuer, deren man am Allerseelenfest besonders gedenkt, auch durch Werke der aktiven Nächstenliebe abgekürzt werden. Dazu gehören Almosenspenden an Arme und Bedürftige, Patengeschenke oder Heischegaben an Kinder. So war es üblich, Bettlern am Allerseelentage reichlich Brot für die Wintermonate zu geben; Kinder durften Äpfel und Nüsse sammeln. An die einstmals reichen Brauchformen zum Troste der armen Seelen erinnert beispielsweise in Osttirol der Brauch, dass Kinder am Allerheiligentag von Haus zu Haus laufen und Krapfen, Süssigkeiten oder Geld sammeln; wobei sie sich mit einem «Vergelt's Gott für die armen Seelen» bedanken.

In den englischen Regionen Cheshire und Shropshire fand früher an Allerheiligen und Allerseelen ein Heische-Umgang der ärmeren Bevölkerung statt, die «Soul-Cakes» (Seelenkuchen) erbettelte; zum Dank musste sie Gebete für die Seelen der Verstorbenen sprechen. In Irland soll es üblich gewesen sein, den Kindern Äpfel oder Nüsse zu schenken.

Okkultisten nehmen Halloween zunehmend ein

Von dieser Botschaft ist heute nichts mehr übrig geblieben. Und daraus ergibt sich dann die zweite Aussage: Halloween feiern wir heute bestenfalls noch als albernes Gruselfest, das irgendwie zur Jahreszeit passt.

Bedenklich ist jedoch, dass Okkultisten, dieses Fest immer mehr besetzen und somit erneut in eine tatsächlich gefährliche Richtung umdeuten.

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Datum: 31.10.2021
Autor: Florian Wüthrich / Alois Döring
Quelle: Livenet

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