Gute Freundschaft zwischen Europäern und Zuwanderern vielfach eine Ausnahme
In welche Richtung entwickelt sich der Islam in Europa? In Richtung einer Aufklärung oder einer zunehmenden Identifizierung mit dem politischen Islam, der den Islam langfristig nicht nur als Religion, sondern auch als Gesellschaftsordnung und politische Ordnung etablieren möchte? Über diese Frage sprach Christine Schirrmacher, Professorin für Islamwissenschaft und Direktorin des «International Institute of Islamic Studies» der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA), am 26. Februar 2013 vor bei der EU akkreditierten Botschaftern islamisch geprägter Länder. Darunter waren die Vertreter der Türkei, Ägyptens, Malaysias sowie Bosniens und Herzegowinas.
Nach einer über 50-jährigen Geschichte europäischer Arbeitsmigration mit Zuwanderung vor allem aus der Türkei, aber auch aus arabischen Ländern, dem Iran und verschiedenen asiatischen und afrikanischen Ländern, seien Begegnung und gute Freundschaften zwischen Europäern und Zuwanderern bis heute bedauerlicherweise vielfach die Ausnahme geblieben, so Schirrmacher. Hierzu würden laut der Professorin auch kulturelle Gründe beitragen. Die eigentliche Diskussion, mit der sich Europa intensiver als bisher auseinandersetzen müsse, sei jedoch weniger die Religionsfreiheit, die in Europa sehr weitgehend verwirklicht sei. Die eigentliche Frage der Zukunft im Interesse eines friedlichen Zusammenlebens in Europa sei der Umgang mit dem politischen Islam, der seinerseits keine Religionsfreiheit für Andersdenkende, Minderheiten oder Konvertiten vorsehe und sich nicht eindeutig zu den europäischen Demokratien bekenne.
Wertekanon aus Menschenrechten, Frauenrechten und Religionsfreiheit
Am Abend desselben Tages fand in der Niederlassung der Hanns-Seidel-Stiftung in Brüssel ein weiterer Vortrag von Christine Schirrmacher zum Thema «Islam in Europa» und eine anschliessende Diskussionsrunde statt. Gäste der Diskussionsrunde waren der EU-Beamte Prof. Dr. Michael Köhler, der indonesische Botschafter Arif Havas Oegrosono sowie als Vertreterin des europäischen Islam Malika Hamidi.
Diskutiert wurde unter anderem die Frage, wie die Integration muslimischer Zuwanderer verbessert werden könne. Alle Beteiligten unterstrichen die Notwendigkeit, sich auf einen gemeinsamen europäischen Wertekanon aus Menschenrechten, Frauenrechten und Religionsfreiheit zu einigen und gegen Extremisten mit aller Entschlossenheit vorzugehen.
Datum: 01.10.2013
Quelle: Bonner Querschnitte