Mit "Positivem Denken" auf Menschenfang

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"Positives Denken" sei die grösste Selbsthilfebewegung der Gegenwart. Auch wenn immer wieder auf biblische Texte zurückgegriffen werde, entspreche das propagierte Menschenbild keineswegs dem christlichen Glauben.

Beim sogenannten Schlagwort vom "Positiven Denken" ist nach den Erfahrungen von Kirchenrat Bernhard Wolf (Bayreuth), landeskirchlicher Experte für religiöse Strömungen der Gegenwart, Skepsis angebracht.

In einem Vortrag wandte sich der Theologe und Wissenschaftler an der Universität Bayreuth gegen eine marktschreierische Präsentation des Positiven Denkens. Namhaften Verfechtern dieser Bewegung warf er Geheimniskrämerei vor, hinter der sich "die zynische Erfolgsstrategie von höchst problematischen Psychokulten" verberge. "Trittbrettfahrer der Strömung gehen mit dem Etikett 'Positives Denken' auf Menschenfang", sagte Wolf. Auch wenn immer wieder auf biblische Texte zurückgegriffen werde, entspreche das propagierte Menschenbild keineswegs dem christlichen Glauben.

Gefährliche Illusion

Nach Einschätzung des Bayreuther Theologen ist das Positive Denken die grösste Selbsthilfe-Bewegung der Gegenwart, die unbedingt ernst genommen werden müsse. Sie weise auf Problemlagen der modernen Gesellschaft hin und stelle theologisch und seelsorgerlich eine grosse Herausforderung für die Kirchen dar.

Schon die Lebensklugheit gebiete es freilich, diese Bewegung mit Vorsicht und Zurückhaltung aufzunehmen. Die Vermutung liege nahe, dass durch sie banale und triviale Einsichten mystifiziert und religiös aufgeladen würden. "Ein unkritisch übernommenes Positives Denken muss letztlich gefährliche Illusionen wecken", sagte Wolf.

Datum: 17.10.2005
Quelle: Epd

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