Egoistisch wie ein Topmanager der Crédit Suisse?
Falls Sie Markus Baumgartner nicht kennen, haben Sie viel verpasst im Leben. Aber noch bleibt Ihnen ja (hoffentlich) genügend Zeit, ihn kennenzulernen.
Er ist ein Finanz-Guru, ein Kommunikations-Profi, hat das Buch «So machen Kirchen Schlagzeilen» geschrieben und ist ein «gmögiger» Typ. Mal abgesehen davon, dass er EV Zug-Fan ist.
Dieser Markus wirkte beim Livenet-Talk vom 25. März mit. Es ging da ums Thema «Dem Glauben ein Gesicht geben» und wie wir Geschichten oder Personen aus der Bibel in den heutigen Alltag adaptieren können.
Ein Topmanager, der nur an sich denkt
Markus Baumgartner erzählte von Pontius Pilatus, dem Statthalter des römischen Kaisers Tiberius in der Provinz Judäa und erklärte anhand von heutigen Topmanagern der Crédit Suisse, wie Pilatus tickte.
Obwohl ich die Bibel schon mit der Muttermilch einsog, wurde mir durch diesen Talk zum ersten Mal bewusst, was für eine himmelschreiende Rolle die vermeintliche Randfigur Pilatus spielte.
Stellen Sie sich das mal vor: Pilatus war fasziniert von Jesus und wusste genau, dass er ihn freisprechen müsste. Erstrecht, als sich seine Frau Claudia Procula meldete.
Wir lesen in Matthäus 27, Vers 19: «Während Pilatus auf dem Richterstuhl sass, liess ihm seine Frau sagen: Lass die Hände von diesem Mann, er ist unschuldig. Ich hatte seinetwegen heute Nacht einen schrecklichen Traum.»
Woher kam dieser Traum?
Was seine Frau träumte, ist nicht bekannt. Kurzer Einschub: Was war das wohl für ein Traum? Etwa ein prophetischer? Falls ja, wird es richtig spannend: Wer war der Absender? Gott, der so seinen Heilsplan doch noch ändern möchte? Oder Satan, der in letzter Minute erkennt, dass ihm gleich die schrecklichste Niederlage aller Zeiten um die Ohren fliegt und er sie noch abwenden will?
Vielleicht auch etwas anderes. Auf alle Fälle verpasst Pilatus die Chance, den Sohn Gottes freizusprechen. Warum? Weil er ein egoistischer Feigling ist. Hauptsache, der Mob lässt ihn in Ruhe. Hauptsache, ihm geht es dabei gut. Vermeintlich.
«Sein Blut komme über uns!»
Matthäus 27, Verse 24 bis 26: Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld und sagt, er sei schuldlos «am Blut dieses Gerechten». Das ganze Volk antwortete und sprach: «Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!»
Erst die egoistische Feigheit von Pilatus sorgte überhaupt dafür, dass die Juden diesen folgeschweren Satz aussprachen.
Was wäre in der Weltgeschichte alles nicht passiert, hätten die Juden diese Blutschuld nicht auf sich genommen? Und warum taten sie das überhaupt? Weil Pilatus seine Hände in Unschuld wusch und die Verantwortung seiner Position nicht übernahm.
Von der Bibel neu gepackt
Pilatus gab daraufhin Barabbas frei, liess Jesus auspeitschen und kreuzigen. Damit hat er das scheusslichste Urteil der Weltgeschichte gesprochen. Und war gleichzeitig Teil des grossartigsten Geschenk Gottes. Unglaublich!
Oft passiert es mir, dass ich beim Bibellesen einen neuen Abschnitt oder ein neues Kapitel erreiche und denke: «Ach, hab ich schon zehnmal gelesen» und dann gedanklich nicht ganz bei der Sache bleibe.
Dabei ist die Bibel so unfassbar faszinierend! Schaffen wir es, den Geschichten der Bibel immer wieder taufrisch zu begegnen, werden wir neu gepackt und gestärkt.Bei mir haben ein paar Sätze von Markus Baumgartner gereicht, dass ich die Passionsgeschichte aus anderem Blickwinkel betrachtete. Wie bereichernd.
Zum Autor
Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei
Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele
Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der
Marketing Agentur «ratsam». Er schreibt jeden Freitag auf Nau.ch seine Halleluja-Kolumne. Sollten Sie mit ihm Kontakt aufnehmen wollen, machen Sie das am besten via Facebook.
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Datum: 01.04.2021
Autor: Sam Urech
Quelle: Livenet