„Die helfende Tat redet lauter als viele Worte“

Franz Boschung.

Franz Boschung ist Oberstleutnant der Heilsarmee, Franz Bosch und dort Abteilungsleiter für Evangelisation.

Mit welchen Gefühlen ist die Vorweihnachts- und Weihnachtszeit bei Ihnen verbunden?
Es ist die Zeit, wo ich ganz neu daran denke, dass Gott uns Menschen eine Türe öffnet. Jesus ist in diese Welt gekommen, und mit ihm das Licht Gottes. Dieser Aspekt bestimmt mein Gefühl, auch angesichts des Kommerzes, von dem wir umgeben sind.

Ist Weihnachten die Zeit, wo das Elend der sozial Benachteiligten am spürbarsten wird?
Das Elend ist in dieser Zeit kaum grösser als sonst, aber es ist vermehrt ein Thema, auch in den Medien. Für die Betroffenen ist es eine besonders schwierige Zeit, gerade weil so viel von Geschenken, Friede und Liebe gesprochen wird. Wem diese Dinge fehlen, der empfindet diese Zeit als dunkel.

Ist Weihnachten auch die Zeit, wo man am besten zur Hilfe an diesen Menschen motivieren kann?
Sicher. Man geht ja davon aus, dass die Menschen, während sie sich beschenken, auch offener für die Benachteiligten sind.

Hat sich das Bild der sozial Ausgegrenzten in den letzten Jahren verändert?
Mir fallen zwei Dinge auf. Es gibt immer mehr ältere Menschen, die einsam in der eigenen Wohnung leben. Sie können zwar zuhause betreut werden, doch sind sie dort oft isoliert und einsam. Eine zweite Gruppe von Menschen, die oft ausgegrenzt wird, sind psychisch Kranke, Menschen, die zum Beispiel aus einer Klinik entlassen worden sind und jetzt eine neue Struktur brauchen. Der Mangel an solchen Strukturen bildet ein grosses Elend.

Was kann die Heilsarmee für diese Menschen tun?
Es gibt verschiedene Initiativen im Blick auf Besuchsdienste und Nachbarschaftshilfe, die darauf angelegt sind, mit isolierten älteren Menschen in Kontakt zu kommen. Für die psychisch leidenden Menschen haben wir ein Angebot von Betreuungsplätzen, zum Beispiel auch geschützte Arbeitsplätze, geschaffen. Einige Institutionen haben hier schon längere Erfahrung. Unser Augenmerk gilt heute zunehmend psychisch behinderten Menschen, während früher Körperbehinderte im Vordergrund standen. Wir haben hier eine neue "Kundschaft".

Kann die Heilsarmee nebst der Sozialarbeit auch das Seelenheil anbieten?
Das ist gar nicht so einfach. Im Kontakt mit diesen Menschen steht vor allem das gelebte Christsein im Vordergrund. Die helfende Tat redet lauter als viele Worte, auch wenn natürlich im Gespräch mit Pensionären auch der Glaube ein Thema sein kann.

Wie gehen Sie mit solchen Erfahrungen persönlich um?
Man muss Grenzen akzeptieren können. Wir müssen die Arbeit, die uns anvertraut ist, so gut machen, dass sie unserem Glauben an Jesus Christus entspricht und unserem Gewissen gemäss ist. Was uns nicht möglich ist, können wir letztlich Gott anvertrauen.

Haben Sie persönlich einen Weihnachtswunsch?
Weihnachten ist für mich die Zeit, wo Gott den Menschen begegnet. Mein Wunsch ist, dass möglichst viele Menschen in dieser Zeit die Hand Gottes ergreifen und dass sein Licht in ihren Herzen entfacht wird.

Datum: 22.11.2002
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Jesus.ch

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