Freunde

Gemeinsam durch dick und dünn

Jeder Mensch braucht Freunde. Freunde, die für ihn da sind. Freunde, die ihn spüren lassen: Wir zählen auf dich, durch dick und dünn. Du bist wichtig.
Freunde
Freunde
Freunde fallen nicht vom Himmel

Freundschaft – kaum ein Wort löst in uns Menschen soviel aus, wie dieses. Es weckt in uns Erinnerungen an Kindertage, Geheimnisse, Streiche, Streit und die unzähligen Situationen des „Komm-wir-machen-Frieden". Wir denken zurück an Freunde, die uns in bestimmten Zeiten wichtige Wegbegleiter waren. Wir erinnern uns an gemeinsame Erlebnisse, Gespräche und Träume. Da gibt es aber auch die unbeantworteten „Warum“-Fragen. Warum ist dieser Kontakt plötzlich abgebrochen? Warum haben wir es nicht geschafft, den Faden noch einmal aufzunehmen? – Ja, warum eigentlich braucht der Mensch Freunde? In diesem Artikel sprechen wir über gleichgeschlechtliche Freundschaften, die den sexuellen Aspekt ausklammern.

Lebensqualität

Ein Mensch braucht Menschen, um ein „menschliches“ Dasein zu führen. Gott, der Schöpfer, hat den Wunsch nach Gemeinschaft schon in den ersten Menschen gelegt. Wer versucht, ohne zwischenmenschliche Kontakte zu leben, dessen Leben wird um einen entscheidenden Faktor ärmer. Ob ein Leben ohne Freunde auf Dauer überhaupt lebenswert bleibt? „Freunde sind ein Stück Lebensqualität, gleichgültig ob man Mann oder Frau, Single oder verheiratet ist“, sagt Ulla Schaible in ihrem Buch „Freunde fallen nicht vom Himmel“.

Freunde suchen und finden

„Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein“, meinte Ralph Waldo Emerson. Wahrscheinlich gibt es diesem Satz nicht viel beizufügen. Wer gerne neue Freunde gewinnen möchte, beginnt damit, dem anderen Freund zu sein. Dazu gehören: Anteil nehmen, zuhören, Zeit haben, an Gemeinsamkeiten anknüpfen. Weil Freundschaften Pflanzen sind, die nur langsam wachsen, lassen die Früchte oft einige Zeit auf sich warten.

Übrigens: Kaum ein/e Freund/in deckt in Personal-Union alle Schattierungen einer Freundschaft ab. Vielleicht scheitert die Suche nach neuen Freunden teilweise an dieser übersteigerten Erwartung. Mut zu mehr Bescheidenheit ist hier gefragt. Ein/e Freund/in für ALLE Fälle, ein richtiger Busenfreund, wie wir das im Volksmund nennen, gibt es nur selten. Es spricht sehr viel dafür, in verschiedenen Freundschaften verschiedene Schwerpunkte zu setzen: Da ist der Mann, der einen Ansporn von aussen braucht, um regelmässig joggen zu gehen. Da ist die Frau, mit der sich so gut über Ehe und Kinder sprechen lässt. Andere Anknüpfungspunkte können gemeinsames Gebet, Seelsorge, Mentoring, Putzen, Computer etc. sein.

Freundschaften, die nur gewisse Teile unseres Lebens abdecken, helfen uns, einen allfälligen Verlust besser zu verkraften. Unser „Glück“ hängt so nicht an der Beziehung zu einer einzigen Person. Das soll aber kein Plädoyer für jene Menschen sein, die bei einem Problem all ihre Freunde zu Rate ziehen, am Schluss keine eigene Meinung mehr haben und den angenehmsten Rat umsetzen. Dieses Verhalten zeugt von Oberflächlichkeit und wenig Reife.

Wachstumspotenzial

Ist Ihnen schon aufgefallen, wie unterschiedlich Freunde sein können? Andersartigkeit muss kein Hindernis beim Gelingen von Beziehungen sein, sie ist viel mehr ein Merkmal. Irgendwie schaffen wir es bei Freunden, unterschiedliche Lebensentwürfe und Anschauungen gelassener hinzunehmen als in unserer Familie. Noch mehr: Wir spüren etwas vom Wachstumspotenzial, das sich gerade mit kontrastreichen Freundschaften verbindet: Die Andersartigkeit des Freundes/der Freundin fordert mich heraus, gibt die Chance, mich zu verändern, mein Verhalten zu korrigieren. Ulla Schaible sagt: „Wer meint, in einer guten Beziehung dürfe es nur Zustimmung geben und keine Kritik, der irrt. Doch sollte es Anlass zur Kritik geben, wird sie auf dem Hintergrund von Akzeptanz ausgesprochen und mit der Absicht, dem anderen weiterzuhelfen.“

Freundschaften sind Lernfelder, das sehen wir schon bei Kindern. Wir lernen Mitgefühl (Empathie) zu zeigen, Rücksicht zu nehmen, Trost zu geben und zu empfangen. Wir lernen zu teilen sowohl die Schokolade als auch Freud und Leid.

Wenn Freunde schaden

Mancher Freund wird uns zum Helfer, um NEIN sagen zu lernen und uns abzugrenzen. Das ist eine Herausforderung! Der Teenager muss lernen, dem Gruppendruck zu widerstehen und aus Überzeugung z.B. Nichtraucher zu bleiben. Die Frau muss dem negativen Tratsch über Ehemänner in der Frauenrunde entfliehen. Der Mann muss seine Entscheidung – Familie vor Beruf – auch gegenüber seinen Karriere versessenen Arbeitskollegen vertreten. Die Seniorin im Seniorenheim muss sich dem Klagen der Mitbewohner entziehen. Freunde können uns und unser Denken durchaus negativ beeinflussen. Ja, manchmal wird sogar das Negative zum Fundament einer Freundschaft. So lesen wir in der Leidensgeschichte Jesu: „Herodes und Pilatus waren bisher erbitterte Feinde. Aber an diesem Tag wurden sie Freunde“ (Lukas 23,12). Solche Freunde wünsche ich Ihnen nicht! In der Bibel steht der Rat: „Meide das Böse, ja, flieh vor ihm“ (Sprüche 4,15). Das gilt auch für Freunde, die uns schlecht beeinflussen.

Krise, Krach und Trennung

Wer in einer Freundschaft lebt, wird oft ohne es zu wollen mit Trennung konfrontiert. Nicht immer sind es Streit und Meinungsverschiedenheiten, die zu Distanz und getrennten Wegen führen. Manchmal ist es Tod oder Umzug, die den Abschied nötig machen. In diesen Fällen bleibt uns nicht erspart, den Weg der Trauer und des bewussten Loslassens unter die Füsse zu nehmen.
Der Umgang mit einer kriselnden Freundschaft ist ebenso beschwerlich. Eine Standortbestimmung muss folgende Fragen beantworten:
- Wie wichtig ist mir diese Freundschaft?
- Wie trennend ist das Trennende?


Wer sich entscheidet, eine Freundschaft aufzugeben, wird wahrscheinlich am Praxisteil „Vergebung“ nicht vorbeikommen, genauso wie derjenige, der in die kriselnde Beziehung investiert. Welch ein Geschenk, wenn es gelingt, eine Freundschaft zu leben – durch dick und dünn!

Buchtipp
Freunde fallen nicht vom Himmel
Ulla Schaible, Brunnen Verlag Giessen, 2003
ISBN-Nr: 3-7655-1299-0
Bestell-Link: www.shop.livenet.ch/index.html?nr=111299&f=0

Autorin: Helena Gysin (37), lebt mit ihrer Familie in Rämismühle, Schweiz. Sie arbeitet als „freischaffende Hausfrau und Journalistin“. Freunde beglückt sie gerne mit (Geburtstags-) Post oder einem feinen Essen bei sich zu Hause.

Datum: 02.09.2005
Quelle: Chrischona Magazin

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service