Ein sanfter Schubs

Du kannst fliegen, vergiss das nicht!

Haben Sie vielleicht auch «Angst vor allem, was flattert»? Ein Vogel ist gefangen im Zimmer und fliegt ständig gegen die Fensterscheibe. Wir würden ihn so gerne befreien, doch weder Fenster öffnen, noch stille sein scheint Erfolg zu versprechen. Manchmal können uns kleine Alltagserlebnisse die Augen öffnen für grössere Dinge in unserm Leben – und manchmal hilft auch uns nur ein sanfter Schubs!
Eigentlich könnte ich ja fliegen...

In dicken Böen treibt der Wind den Schnee fast waagrecht über die weite Landschaft. Da höre ich den Ruf meiner Freundin: «Andrea, komm mal.» Ich wende meinen Blick vom Fenster ab und blicke zur Tür, hinter welcher der Ruf ziemlich dringend erklungen ist. «Was ist?» rufe ich und öffne die Wohnzimmertüre. Im Flur vor der Tür zu ihrem Schlafzimmer sehe ich meine Freundin stehen. «Da ist ein Vogel in meinem Schlafzimmer, der nicht mehr rauskommt. Er fliegt ständig gegen die Scheibe. Ich habe Angst vor allem, was flattert. Kannst du das andere Fenster öffnen, damit er raus kann?»

Nun, eigentlich habe ich auch Angst vor dem, was flattert. Aber ihre Angst scheint doch gewaltig grösser zu sein als meine. Und so krabble ich über das Bett zum gegenüber liegenden Dachfenster und öffne es. Doch die kleine Meise versucht weiter durch's geschlossene Fenster nach draussen zu gelangen und landet dabei immer wieder in einem der drei Blumentöpfe, die vor dem Fenster stehen. «Ich muss auch dieses Fenster öffnen», denke ich.

Er kann fliegen!

Und so nehme ich vorsichtig einen Blumentopf nach dem anderen weg und öffne das zweite Fenster. Doch anstatt unten hindurch ins Freie zu schlüpfen, fliegt das Vögelchen mit der blauen Haube zum gegenüberliegenden Fenster und landet wieder mit dem Kopf an der Scheibe. Es stürzt, fängt sich und bleibt benommen genau auf dem Holz sitzen. Ob es sich verletzt hat? Am besten gebe ich ihm Zeit, sich zu erholen. Doch nach zehn Minuten sitzt es dort noch immer, schaut nach draussen und bewegt sich keinen Millimeter, auch wenn ich auf es zugehe.

Die Temperatur im Raum hat sich inzwischen der Aussentemperatur angenähert. Und der Wind treibt den Schnee nach innen. Kurzentschlossen hole ich einen Besen. «Aber wenn du den Vogel verletzt?», sagt meine Freundin. «Ich verletzte ihn nicht», sage ich und begebe mich wieder ins Zimmer. Mit den weichen Borsten voraus nähere ich mich vorsichtig. Als ich ihm einen kleinen Schubs gebe, fliegt er munter davon. Erleichterung macht sich in mir breit. Er ist nicht verletzt. Er kann fliegen. Vielleicht war er durch den Schock und Schreck einfach wie gelähmt.

Ein Schubs von Gott

Kurz darauf, als wir im warmen Wohnzimmer sitzen, meint meine Freundin: «Vielleicht geht es vielen Menschen nach einem Schreck- oder Schockerlebnis wie diesem Vogel. Wir sind wie gelähmt und vergessen, dass wir fliegen können und dann brauchen wir einen Schubs von Gott in die Freiheit, der uns wieder daran erinnert.»

Vielleicht fühlen Sie sich wie die Meise auf dem Fensterbrett? Gott möchte Ihnen helfen, wieder in die Luft zu kommen. Denn vergessen Sie nicht: Sie können fliegen!

Andrea Kreuzer lebt in Weigenheim in Deutschland und führt eine Kreativ-Werkstatt für Vision und Berufung. Sie ist Coach, Autorin, Gemeindereferentin, Krankenschwester und Ausbilderin für Meditatives Malen und bietet auch Kurse in der Schweiz an. Ihr sehr empfehlenswertes Buch: «Meine Berufung entdecken und leben» (ISBN-10: 3761555695).

Dieser Artikel wurde freundlicherweise vom «Oberländer Sonntagblatt» zur Verfügung gestellt.

Datum: 20.02.2013
Autor: Andrea Kreuzer
Quelle: Oberländer Sonntagsblatt

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