«Entscheidungsträgern dienen und sie inspirieren»
Menschen positiv
beeinflussen, die andere beeinflussen.Provokativ gefragt: Wie kommt man zu so einen Job?
Vor 19 Jahren sind meine Frau Jessy und ich in die
Schweiz gekommen, um an der Universität Freiburg zu promovieren. Jessy hat in
Betriebswirtschaft promoviert und ich in Theologie. Hanspeter Nüesch (langjähriger
Leiter von Campus für Christus) hatte eines Tages den Eindruck, ich würde Botschafter
für Christus in Genf. Diese Vision wurde am 21. Dezember 2007 Realität.
… das hört sich interessant an.
Ich habe für etwas Grosses unterschrieben. Aber in den
ersten Monaten konnte ich keinen einzigen Kontakt herstellen. Ich bin Theologe
und wollte die Welt positiv verändern, konnte aber überhaupt nichts bewirken!
Ich musste erkennen, dass ich durch eigene Anstrengung nichts erreichen kann. Das
war der Beginn der offenen Türen für mich. Wenn ich über mein Leben nachdenke,
wer ich war und was ich heute bin, kann ich nur sagen: Gott ist gut und treu in
all seinen Verheissungen.
Was hat sich konkret geändert?
Es war Sonntagabend. Ein mir unbekannter Herr rief mich auf
meine Privatnummer an. Es war Dr. Tony Ukety, der in einer der UN-Agenturen in
Genf arbeitete. Er erfuhr von mir durch einen Freund aus Deutschland, der
meinen Newsletter gelesen hatte. Dr. Ukety stellte den allerersten Kontakt zu
den UN-Organisationen in Genf her.
Worin besteht Ihre Tätigkeit?
Genf gilt allgemein als globaler, einflussreicher und
strategischer Angelpunkt. Zahlreiche internationale Organisationen, darunter
die Vereinten Nationen, haben ihren Sitz in Genf. Es ist eine einzigartige
Gelegenheit, Menschen aus mehr als 190 Nationen zu treffen.
Wir unterstützen Botschafter, Parlamentsmitglieder und Wirtschaftsführer. Unsere Vision ist es, in Führungskräfte zu investieren, die Nationen leiten und verändern können. Wir fördern Menschen in Führungspositionen, die enormen Einfluss auf diejenigen haben, die Einfluss haben.
Darüber hinaus organisieren wir Treffen für Christen in Führungspositionen. Viele Christen wissen nicht oder zu wenig, wie sie biblische Prinzipien in ihren Einflussbereich bringen können. Unser Hauptanliegen: Wie können Christen Salz und Licht für die Gesellschaft sein?
Können Sie ein praktisches Beispiel nennen?
Ich hatte das Vergnügen, Vertrauen und Freundschaft mit
einem Botschafter einer muslimischen Nation aufzubauen. Ich konnte offen über
das Evangelium sprechen. Seine Frau hat sich daraufhin zum Christentum bekehrt.
Er könnte wahrscheinlich der nächste Präsident seines Landes werden. Welche
Folgen könnte das für sein Land haben? Es versteht sich, dass ich keine Namen
oder Länder nennen möchte.
Ihr Erfolgsrezept?
Ich lebe einzig meinen christlichen Glauben aus. Das hat
Wirkung und beeindruckt andere. Durch Liebe, Annahme und Freundschaft werden die
Herzen von Menschen verändert.
Wie gross ist Ihr Team?
Wir sind ein Team von vier Personen und haben «Global Leadership»-Projekte in Genf und
Bern.
Sie sind bestimmt in einer einflussreichen Familie
aufgewachsen …
Absolut nicht! Ich wurde in einer armen, ländlichen Familie
in Südindien geboren. Bis zum Alter von 18 Jahren sass ich zu Hause nie auf
einem Stuhl oder schlief in einem Bett. Wir mussten als ganze Familie mit ein
bis zwei Mahlzeiten am Tag auskommen. Aber Gott hat uns immer versorgt. Als
Familie haben wir schon früh gelernt, auf Gott zu vertrauen. Mein Vater gab mir
den Namen Benjamin Levi Moses, weil er daran glaubte, ich hätte eine Berufung,
Nationen zu verändern. Aus diesem Grund schickte er mich, trotz finanziellen
Schwierigkeiten, auf eine private englische Schule. Durch ein Wunder wurde mir später
das Studium an der Universität bezahlt. Bis heute weiss ich nicht, wer das
ermöglicht hat.
Ist es richtig, dass sich Christen sich in einem solchen
Umfeld bewegen? Man hört ja ständig von Korruption und Machtspiele.
Alles was Gott geschaffen hat, gehört ihm. Wieso sollen
wir uns nicht um dieses Umfeld kümmern? In der UNO werden Entscheide getroffen,
welche die Welt verändern. Wieso sollen wir Christen nicht dort sein und die
Entscheide mitbeeinflussen?!
Viele schreien: «Alles ist nur schlecht und böse!» Wir hören dies ständig in den Medien. Wir hören aber nicht, was sich in den arabischen Ländern oder in Nordkorea im Hintergrund tut. Gott verändert Menschen und Situationen.
Wieso haben viele (Christen) ein schlechtes Bild von der
UNO?
Das Problem ist doch, dass sich die Kirche vom Mandat,
Salz und Licht zu sein, zurückgezogen hat. Das Christentum hat unsere westliche
Kultur massgebend geprägt und ermöglicht. Leider ist speziell Europa heute sehr
säkular geworden. Die Kirchen wurden und werden verdrängt und können zu den
Entscheidungen in der Welt nichts mehr beitragen.
Ich bin nicht für eine Vermischung von Verantwortung zwischen Kirche und Staat. Aber Gottes Geist wirkt in allen Bereichen unseres Lebens. Somit braucht es überall Christen, auch in diesen Organisationen.
Wie bezeichnen Sie sich und Ihren Dienst?
Ich bin kein Lobbyist. Aber ich bin ein Botschafter von
Jesus Christus. Ein Botschafter wird immer in ein anderes Land geschickt. So wurde
ich als Botschafter in dieses Gebiet geschickt. In ein Umfeld, das völlig dem Feind
überlassen wurde.
Letzte Frage: Haben Sie schon ein Buch geschrieben?
Nein, leider hatte ich dazu noch keine Zeit. Es steht
jedoch auf meiner Wunschliste. In der nächsten Zeit werde ich mir eine Auszeit
gönnen und mich daran machen.
… wie könnte es heissen?
Ich habe mich noch nicht entschieden. Vielleicht: «Die Rolle der Kirche in
der Gesellschaft», oder «Salz und Licht in der Gesellschaft sein».
Zur Person
Dr. Benjamin Levi Moses stammt aus Indien. Er wohnt mit seiner Frau Jessy seit 19 Jahren in der Schweiz; das Paar hat 2 Söhne (12 und 17). Moses engagiert sich als Leiter des «Global Leadership Geneva und Bern», ein Arbeitszweig von Campus für Christus und der Christlichen Botschafter weltweit.
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Datum: 09.09.2019
Autor: Markus Reichenbach
Quelle: EDU-Standpunkt