Von 900'000 einbezogenen Kindern und Jugendlichen nahmen im Jahr 1996 6,2 Prozent mindestens ein Psychopharmakon, gegenüber 2,5 Prozent im Jahr 1987. Auf ein Mädchen kamen dabei zwei Knaben. Während Ritalin und andere Stimulantien zu Beginn der Periode vor allem 5-9-Jährigen verschrieben worden waren, nahmen 1996 zumeist 10-19-Jährige diese Medikamente ein. Laut der New York Times ist unklar, ob die Verschreibung begründet erfolgt oder ob mit Medikamenten in zu vielen Fällen versucht wird, eine (erst einmal teurere) Gesprächstherapie zu vermeiden. Die für Medikamente zuständige Behörde FDA hat nur vereinzelte Psychopharmaka für Kinder zugelassen, denn die langfristigen Folgen fürs Gehirn sind kaum bekannt. Der Kinderpsychiater James Leckman von der Yale School of Medicine verweist auf Tierversuche, wonach bleibende Schäden im Gehirn bei der Einnahme bestimmter Psychopharmaka vor dem Erwachsenenalter möglich sind. Angesichts fehlender Versuche an Tieren und Menschen „machen wir diese Experimente mehr oder weniger mit unseren eigenen Kindern“, sagte Leckman der Zeitung. Vor wenigen Tagen wurde Prozac als Mittel gegen Depression bei 7-17-jährigen gebilligt. Der Harvard-Mediziner Michael Jellinek äussert sich kritisch zur Verschreibung von Medikamenten für Erwachsene an Kinder und Jugendliche. Jellinek spricht von „einigen beunruhigenden klinischen Trends“. Für Leiterin der Grossstudie Julie Magno Zito Zito besteht die Herausforderung für die Forscher darin, die Indikationen für die Medikamente, wirksame Dosen, die Behandlungsdauer und die Risiken festzustellen: „to get the right medicine to the right child at the right time“.Viel mehr Ritalin in den 90-er Jahren
Medi billiger als Gespräche
‚Beunruhigende klinische Trends‘
Datum: 18.01.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch