Hexenjagd in Gambia
Begleitet von Polizisten, Soldaten und Leibwächtern von Präsident Yahya Jammeh, überfielen die Hexenjäger Dörfer in der weiteren Umgebung seiner Farm und entführten vor allem Betagte, die sie der Hexerei verdächtigten. Laut Amnesty International wurden rund 1‘000 Menschen in geheime Gefangenlager verschleppt, gefoltert und gezwungen, Hexerei zuzugeben. Angeblich glaubt Jammeh, dass seine verstorbene Tante okkulten Praktiken zum Opfer fiel.
Mittelalterliche Praktiken
Betroffene und ihre Angehörige berichteten, sie seien mehrere Tage festgehalten und zum Trinken unbekannter Mixturen gezwungen worden, die Sinnesstörungen auslösten und Nierenprobleme zur Folge hatten. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die Regierung auf, die Kampagne sofort zu stoppen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Der führende Oppositionspolitiker Halifa Sallah wurde am 9. März verhaftet.Das von Senegal umgebene Gambia ist der kleinste Staat des Schwarzens Kontinents. Er erstreckt von der Atlantikküste sich 350 Kilometer in einem 45 Kilometer breiten Streifen nach Osten und zählt 1,8 Millionen Einwohner. Die meisten leben von der Landwirtschaft (Gambia zieht Touristen an und exportiert Erdnüsse); die Hälfte kann lesen und schreiben.
Staatspräsident zeigt sich als Heiler
Präsident Jammeh, der sich 1994 im Alter von 29 Jahren an die Macht putschte, herrscht mit eiserner Hand. Seit zwei Jahren ist er als Naturheiler am staatlichen Fernsehen zu erleben. Er behauptet, AIDS, Tuberkulose und Diabetes heilen zu können. Eine Vertreterin der Weltgesundheitsorganisation, die dies bei einem Besuch in Frage stellte, wurde unverzüglich ausgewiesen. Laut Amnesty kommt es im Land regelmässig zu ungesetzlichen Verhaftungen und Misshandlungen.Missionare in Haft
Die Missionare David und Fiona Fulton, die seit 1996 in Gambia arbeiteten, wurden im Dezember 2008 zu einjähriger Haft mit Zwangsarbeit verurteilt. Sie hatten regierungskritische Emails an Freunde in ihrer britischen Heimat gesandt. Nun wurde der Schotte erneut angeklagt. Er habe die Behörden mit einer falschen Administrativ-Nummer täuschen wollen und sich zu Unrecht in einer Militäruniform bewegt. Der Ex-Major (60) hatte laut der BBC als Armeeseelsorger in der gambischen Armee gewirkt, seine Frau (46) Frauen besucht und Sterbende gepflegt.Schweigen und sich ducken
Die Muslime des Landes haben zahlreiche uralte religiöse Praktiken beibehalten. Die Christen Gambias, etwa fünf Prozent der Bevölkerung, enthalten sich aller politischen Äusserungen. Angesichts des Gewaltregimes hat sich die Bevölkerung zu schweigen angewöhnt. Die Medien wagen kaum Kritisches zu berichten, Anwälte ducken sich. Beten Sie für Gambia, für- Ein Ende der Entführungen und Folterungen
- Dass alle Entführten freigelassen und entschädigt werden
- Die Freiheit der Presse, der Meinungsäusserung und der freien Glaubensäusserung
Links zum Thema:
Bericht über Hexenjagd in Gambia
„Die Angst herrscht": Bericht zu Gambia von Amnesty International, November 2008
Verhaftung von Halifa Sallah
Die BBC zum Fall Fulton
Datum: 19.03.2009
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch