Christen im Irak fordern volle Rechte

Ein syrisch-orthodoxer Bischof.

Bagdad. Die christlichen Kirchen im Irak erwarten sich von der künftigen Verfassung des Landes die Gleichberechtigung aller Bürger und die Anerkennung auch der "religiösen, kulturellen, sozialen und politischen Rechte" der Christen. Die Christen müssten als "irakische Bürger im Vollsinn" gelten, heisst es in einem gemeinsamen Appell aller Patriarchen und Bischöfe des Landes. Alle Iraker sollten - "je nach persönlicher Eignung und ohne Diskriminierung" - das Recht auf aktive Teilnahme an der Regierung und am Dienst für das Land haben.

Recht auf freie Religionsausübung

Das Grundgesetz müsse den Christen das Recht auf freie Religionsausübung nach ihren religiösen Traditionen und Normen garantieren. Dazu gehöre auch das Recht auf christliche Kindererziehung, auf freie Organisation, das Recht zum Bau von Gotteshäusern sowie weiterer Freiraum für kulturelle und soziale Aktivitäten, so die Kirchenführer. "In dem Moment, in dem der Irak ein neues Kapitel seines tausendjährigen Lebens aufschlägt, wollen wir Patriarchen und Bischöfe der christlichen Kirchen, auch im Sinn der Hoffnungen unserer Gläubigen, unsere Erwartungen an die Zukunft des Landes bekunden", wird in dem Aufruf betont.

Friedliche Koexistenz anstreben

Die Bischöfe hoffen, dass das irakische Volk, das eine lange Geschichte hinter sich hat, künftig "ohne Unterschiede der Religion oder der Rasse in Freiheit, Gerechtigkeit und im Respekt einer interreligiösen und multiethnischen Koexistenz leben kann". Wörtlich heisst es in dem Aufruf: "Kraft unserer originären Zugehörigkeit zu einem der ältesten Völker der Erde beanspruchen wir für uns und für alle, die heute hier leben (ob sie die Mehrheit oder die Minderheit bilden, in jedem Fall vereint durch eine lange Geschichte des Zusammenlebens), einen Rechtsstaat in Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit gemäss der Charta der Menschenrechte".

Christen einig

Der Aufruf wurde von den Bischöfen aller Riten (Chaldäer, Syrer, Armenier, Lateiner), ebenso aber auch von allen nichtunierten Bischöfen (Assyrer, Orthodoxe, Armenier) unterzeichnet. Die Christen aller Bekenntnisse bildeten im Irak "eine einzige christliche Gemeinschaft", wurde betont.

Die chaldäisch-katholische Kirche, die grösste christliche Gemeinschaft im Irak, hofft, dass die neue irakische Regierung nach "transparenten Kriterien" ausgesucht wird und nicht auf Grund ihrer Nähe zu amerikanischen und britischen Militärs. Das hatte der Vertreter des chaldäisch-katholischen Patriarchen von Babylon, Raphael I. Bidawid, in Rom, Philip Najim, betont. Bei den US-amerikanischen Bombenangriffen auf die irakische Hauptstadt war auch das Chaldäische Patriarchat von Babylon, Amtssitz des chaldäisch-katholischen Patriarchen, schwer in Mitleidenschaft gezogen worden.

Datum: 07.05.2003
Quelle: ORF

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